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Meist symptomlos

Meist treten Zysten erstmals zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. Erste Anzeichen können blutiger Urin und sogenannte Flankenschmerzen seitlich unterhalb des Rippenbogens sein. Auch Harnwegsinfektionen wie Blasen- oder Nierenbeckenentzündungen oder Nierensteine können auf eine Zystenniere hindeuten. Bluthochdruck kann unbehandelt die Nierenfunktion weiter verschlechtern. Die Nieren können mit der Zeit so geschädigt werden, dass sie zunehmend ihre Funktion einbüßen. Ärzte sprechen dann von einer Nierenschwäche oder Niereninsuffizienz, die in einem Nierenversagen enden kann.

Zufallsbefund und gezielte Diagnostik

Einzelne Nierenzysten, die keine Beschwerden verursachen, werden oft zufällig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie), Computer- oder Kernspintomografie entdeckt.

Leiden Sie unter Flankenschmerzen oder blutigem Urin, wird Ihr Arzt Sie im Rahmen der Anamnese zunächst fragen, ob Familienmitglieder von einer chronischen Nierenerkrankung betroffen sind. Stark vergrößerte oder knotige Nieren kann der Arzt bei der körperlichen Untersuchung im Flankenbereich manchmal ertasten. Mit dem Ultraschallgerät kann er feststellen, ob die Nieren vergrößert und ob Zysten vorhanden sind. Ist keine Nierenerkrankung innerhalb der Familie bekannt, kann besonders bei jungen Erwachsenen mit mehr als drei Zysten ein Gentest Aufschluss geben.

Folgen frühzeitig erkennen

Bei einer Urinuntersuchung deuten rote Blutkörperchen und Eiweiße (Proteine) im Urin auf eine Nierenschädigung hin. Sind auch weiße Blutkörperchen und Bakterien im Urin zu finden, liegt meist zusätzlich eine Entzündung vor. Im Blut kann Ihr Arzt anhand verschiedener Werte wie Kreatinin und der Glomerulären Filtrationsrate (GFR) erkennen, ob die Nieren in ihrer Funktion bereits eingeschränkt sind. Um Zysten in anderen Organen und Aneurysmen im Kopf auszuschließen, wird der Arzt in bestimmten Fällen zu einer Computer- oder Kernspintomografie raten.

Erworbene Nierenzysten

Sie entstehen vor allem mit zunehmendem Alter und bei Menschen, die seit vielen Jahren an einer Nierenschwäche leiden und auf eine Blutwäsche (Dialyse) angewiesen sind. Nierenzysten können einzeln oder zu mehreren in einer oder auch in beiden Nieren auftreten.

Erbkrankheit Zystennieren

Der mechanische Druck vieler oder großer Zysten kann das Nierengewebe irreparabel schädigen und die Nierenfunktion beeinträchtigen.

Häufigster erblicher Defekt: ADPKD

Die Abkürzung ADPKD steht für autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (englisch Autosomal Dominant Polycystic Kidney Disease). Diese eher seltene Erbkrankheit betrifft in Deutschland schätzungsweise 100.000 Menschen - Frauen wie Männer gleichermaßen. ADPKD kann auch Zysten in anderen Organen wie Leber oder Milz verursachen und in seltenen Fällen zu Aussackungen - sogenannten Aneurysmen - führen.

Seltene zystische Nierenerkrankungen

Von der Erbkrankheit ARPKD (Autosomale Rezessive Polyzystische Nierenerkrankung) sind weltweit nur etwa 20.000 Kinder betroffen. Bei dieser Krankheit entstehen häufig schon beim Fötus im Mutterleib große Zysten in Nieren und Leber, die oft lebensbedrohlich für die Kinder sind.

Therapieziel: Nierenfunktion erhalten

Einfache Nierenzysten, die keine Beschwerden oder Komplikationen verursachen, werden lediglich beobachtet. Wurde bei Ihnen eine ADPKD festgestellt, ist eine regelmäßige Kontrolle durch einen Nierenspezialisten (Nephrologe) unbedingt empfehlenswert.

Die Erkrankung ist bisher - abgesehen von einer Nierentransplantation - nicht heilbar. Ein Ziel der Therapie ist es daher, alle Risikofaktoren, die die Nieren zusätzlich belasten, möglichst zu minimieren. Beispielsweise wird Bluthochdruck, der die Nierenleistung verschlechtert, medikamentös gesenkt. Leiden Sie unter Schmerzen in der Nierengegend, die durch größere einzelne Zysten oder vergrößerte Zystennieren verursacht werden, kann Ihr Nephrologe Ihnen vorübergehend ein geeignetes Schmerzmittel empfehlen. Große Zysten können punktiert und ihre Flüssigkeit abgesaugt werden. Außerdem ist es möglich, die Zysten komplett zu entfernen (Zystenresektion). Seit 2015 kann das Zystenwachstum auch medikamentös verringert werden. In seltenen Fällen wird die Niere komplett entfernt (Nephrektomie).

Ist die Zerstörung des Nierengewebes weit fortgeschritten, sprechen Ärzte von Nierenversagen oder terminaler Niereninsuffizienz. In diesem Stadium wird dann eine Blutwäsche - auch Dialyse genannt - eingeleitet. Die Alternative zur Dialysebehandlung ist die Transplantation einer passenden Spenderniere. Ob eine Transplantation für Sie infrage kommt, hängt von bestimmten medizinischen Voraussetzungen ab. Ihr Nephrologe kann Sie beraten, ob diese Möglichkeit für Sie in Betracht kommt.

Gesunder Lebensstil: Nieren entlasten

Mit folgenden Maßnahmen können Sie Ihre Nierenfunktion unterstützen:

  • Kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Blutdruck und nehmen Sie bei bereits bestehendem Bluthochdruck gewissenhaft Ihre Medikamente.
  • Bleiben oder werden Sie Nichtraucher, denn Rauchen lässt die Erkrankung schneller voranschreiten.
  • Treiben Sie regelmäßig Ausdauersport wie Wandern, Joggen oder Radfahren.
  • Trinken Sie nach Rücksprache mit Ihrem Arzt mindestens zwei Liter Wasser täglich und meiden Sie koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Cola oder Tee.
  • Achten Sie auf Ihr Gewicht und auf eine salzarme Ernährung, um Komplikationen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.

Tipp:

Paare mit Kinderwunsch, bei denen die Krankheit innerhalb der Familie bekannt ist, können bei einer genetischen Beratung Informationen und Entscheidungshilfen für die Familienplanung erhalten.