Kabinett beschließt Fachkräftestrategie der Bundesregierung
Die Bundesregierung hat im Oktober 2022 ihre neue Fachkräftestrategie im Kabinett beschlossen. Ein wesentlicher Baustein: die Exzellenzinitiative Berufliche Bildung, die für einen neuen Schub in der Fachkräftesicherung und Qualifizierung sorgen soll.
In Deutschland sind derzeit knapp zwei Millionen Stellen unbesetzt - mehr als je zuvor. Darüber hinaus stagniert die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Beides stellt ein großes Problem dar, da der Fachkräftemangel das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand in Deutschland beeinflusst.
Zeitgemäß ausbilden, gezielt weiterbilden
"Wir werden die berufliche Orientierung für junge Menschen ausbauen und gerade die Gymnasien für eine bildungswegoffene Berufsorientierung stärker einbeziehen. Wir werden die Innovation, die Attraktivität und Exzellenz der Berufsbildung mit einer neuen Initiative InnoVET plus ab 2023 stärken. Und wir werden für qualifizierte Fachkräfte die Chancen für berufliches Weiterkommen mit dem Aufstiegs-BAföG gezielt verbessern", kündigt Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, an. Akademische und berufliche Bildung seien zwar unterschiedlich, aber gleichwertig. "Beide sind tolle Sprungbretter in ein erfolgreiches Berufsleben", so die Politikerin.
Für die Bundesregierung sind fünf Handlungsfelder zentral:
Zeitgemäße Ausbildung
Für die Bundesregierung hat die Modernisierung der Ausbildungsordnungen im Hinblick auf die Digitalisierung Priorität. Finanzielle Ausbildungshindernisse in den Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufen sollen abgebaut werden. Für den Erzieherberuf ist die Entwicklung einer Gesamtstrategie zur Fachkräftesicherung geplant.
Gezielte Weiterbildung
Es wird die Einführung einer neuen "Bildungszeit" angestrebt, mit der sich Beschäftigte eine staatlich geförderte Auszeit für eine Qualifizierung nehmen können.
Arbeitspotenziale wirksamer heben und Erwerbsbeteiligung erhöhen
Die Erwerbstätigkeit von Frauen mit vollzeitnäherer Beschäftigung soll ausgeweitet werden. Hierzu sollen vom Staat verschiedene neue Anreize (beispielsweise die Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen) gesetzt werden.
Verbesserung der Arbeitsqualität und Wandel der Arbeitskultur
Die betriebliche Verantwortung für eine strategische Personalarbeit steht im Fokus. Sie soll sich an den Bedürfnissen der Beschäftigten in unterschiedlichen Lebensphasen orientieren. Auch der flexible Übergang in den Ruhestand soll gefördert werden, beispielsweise mit der sogenannten "Flexi-Rente".
Einwanderung modernisieren und Abwanderung reduzieren
Fachkräfte aus Drittstaaten müssen für sämtliche Branchen gezielt angeworben werden. Hierfür soll das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz noch im Dezember 2022 im Kabinett beschlossen werden. Die sogenannte "Chancenkarte" soll hier für erleichterte Einwanderungsmöglichkeiten sorgen.
Das Bundesbildungsministerium wird sich insbesondere in den ersten beiden Handlungsfeldern engagieren. Der Zugang zur Weiterbildung für jeden soll erleichtert, die Aufstiegschancen für alle verbessert und ein innovativeres, zukunftsfestes Berufsbildungssystem geschaffen werden.
Für Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, ist Fachkräftesicherung Wohlstandssicherung. Deutschland könne nur mit ausreichend gut qualifizierten Fachkräften moderner, digitaler und nachhaltiger gestaltet werden. Ziel ist es, noch mehr Fachkräfte im In- und Ausland zu gewinnen sowie die gezielte Aus- und Weiterbildung der Menschen, die hier leben, mit einer Ausbildungsgarantie, der Bildungszeit und einem Qualifizierungsgeld zu stärken. Auch den Erwerbsanteil bei Frauen will die Bundesregierung weiter steigern und mehr qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland den Zugang zu deutschen Firmen und Betrieben erleichtern.