Mainz, 4. Mai 2023. Neben Krebserkrankungen gibt es noch weitere schwerwiegende, oft chronische Krankheiten, die Kinder für längere Zeit aus ihrem Schulalltag reißen. Dazu gehören beispielsweise Asthma, Mukoviszidose und Diabetes. Aber auch Unfälle oder Verbrennungen können langwierige Krankenhausaufenthalte mit sich bringen. Mit Hilfe eines sogenannten Avatars können betroffene Kinder, die in der Mainzer Universitätsklinik therapiert werden, ab sofort virtuell weiter am Schulunterricht teilnehmen.

Der kleine, weiße Roboter wurde zu diesem Zweck von der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen Rheinland-Pfalz e.V. (LAG Selbsthilfe) angeschafft. Die Techniker Krankenkasse (TK) in Rheinland-Pfalz übernimmt im Rahmen der Selbsthilfeförderung die Finanzierung des Avatars sowie der technischen Unterstützung durch den Hersteller für drei Jahre.

Kontakt zu Gleichaltrigen fehlt

Kürzlich wurde das digitale Hilfsmittel an Lehrerin Gundula Weckenmann übergeben. Sie ist vom Bildungsministerium beauftragte und freigestellte Pädagogin für die Universitätsmedizin, die sich um die erkrankten Kinder kümmert und dafür sorgt, dass diese weiterhin unterrichtet werden. "Wenn Schulkinder und Jugendliche langwierig erkranken, leiden sie besonders darunter, dass sie nicht in die Schule gehen können und den Kontakt zu Gleichaltrigen verlieren. Das hat nicht nur großen Einfluss auf die Lernfähigkeit, sondern auch auf die Psyche", sagt Gundula Weckenmann. "Ich freue mich deshalb sehr, dass die LAG Selbsthilfe und die TK es möglich gemacht haben, dass diese Kinder dank des Avatars ein Teil ihrer Schulgemeinschaft bleiben können."

Kleiner Stellvertreter im Klassenzimmer

Der Avatar ist ein kleiner Roboter, der an Stelle des Kindes in der Klasse dabei ist. Das erkrankte Kind kann ihn über ein Tablett oder Smartphone steuern. Mit Hilfe der eingebauten Kamera und des Mikrofons wird der Unterricht per Livestream übertragen. Doch der Avatar kann noch mehr: Er ermöglicht eine direkte Kommunikation mit der Außenwelt. "Da der Avatar um 360 Grad drehbar ist, kann das Kind selbst bestimmen, ob es gerade auf die Tafel schauen möchte oder zu seinen Klassenkameraden. Diese können über den Avatar auch direkt mit ihm sprechen. Fühlt sich das Kind nicht gut, ist müde oder möchte nicht angesprochen werden, kann dies durch verschiedene Gesichtsausdrücke des Roboters signalisiert werden", erläutert Gundula Weckenmann.

Immer auf der Suche nach innovativen Lösungen

"Es war uns ein Herzensanliegen, gemeinsam mit der TK dem Wunsch von Frau Weckenmann nachzukommen, einen Avatar für Kinder anzuschaffen, die an chronischen Erkrankungen leiden", sagt Johannes Schweizer, Geschäftsführer der LAG Selbsthilfe Rheinland-Pfalz. "Wir suchen immer nach innovativen Möglichkeiten, um jungen Patientinnen und Patienten den Umgang mit ihrer Erkrankung zu erleichtern, und dieser kleine Roboter leistet dabei einen großen Beitrag. In der TK haben wir schon viele Jahre einen verlässlichen Partner, wenn es darum geht, im Rahmen der Selbsthilfeförderung neuen Projekten den Weg zu ebnen", so Schweizer.

"Der Avatar ist ein gutes Beispiel, wie digitale Technologie im Krankheitsfall unterstützen kann und ein Stück Normalität zurückbringt", sagt Jörn Simon, Leiter der Landesvertretung der TK in Rheinland-Pfalz. "Als TK sind wir der Digitalisierung generell und somit auch digitalen Hilfsmitteln von Apps über technische Assistenzsysteme bis zur Virtuell-Reality-Brille gegenüber aufgeschlossen. Unser Anliegen ist es, die analoge Versorgung durch eHealth zu unterstützen und wertvoll zu ergänzen."