Stuttgart, 16. Januar 2023. Die ambulante Herzmedizin geht bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens einen großen Schritt nach vorn. Gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche, die bestimmte medizinische Voraussetzungen erfüllen, haben seit Januar 2022 nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) Anspruch auf ein sogenanntes Telemonitoring. Eine erste Bilanz für Baden-Württemberg fällt positiv aus.

Daten beobachten und bewerten

Beim Telemonitoring werden medizinische Daten der Herzkranken wie etwa Blutdruck, Atemfrequenz oder Herzrhythmus laufend an ein zertifiziertes telemedizinisches Zentrum (TMZ) übermittelt, wo erfahrene niedergelassene Kardiologinnen und Kardiologen die Daten beobachten und bewerten. Falls Auffälligkeiten festgestellt werden, erfolgt umgehend eine Information an die Arztpraxen, die vor Ort für die Behandlung zuständig sind. Das können Kardiologinnen und Kardiologen sein, aber auch Hausarzt- oder Kinderarztpraxen. "Durch das Telemonitoring wird sichergestellt, dass bei einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes sofort medizinische Maßnahmen eingeleitet werden", sagt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg.

Therapie verbessern

In Baden-Württemberg haben sich bereits acht telemedizinische Zentren gebildet. Sie kontrollieren nicht nur die aktuellen medizinischen Daten, sondern machen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten auch darüber hinaus Vorschläge zur Verbesserung der Therapie. "Die telemedizinischen Zentren und die Praxen sind über eine elektronische Plattform vernetzt. Alle Beteiligten haben unmittelbar über einen gesicherten Zugang Einsicht in relevante Patientendaten", betont Dr. Ralph Bosch, niedergelassener Kardiologe im "Cardio Centrum Ludwigsburg Bietigheim" (CCLB) und Landesvorsitzender in Baden-Württemberg des Bundesverbandes niedergelassener Kardiologen (BNK).  

Krankenhausaufenthalte vermeiden

Allein im ersten Quartal 2022 wurden über 250 Patientinnen und Patienten im Südwesten auf diese Weise telemedizinisch betreut. "Das Telemonitoring führt so zu einer echten Verbesserung der Situation herzkranker Patientinnen und Patienten im Südwesten", so Dr. Bosch. Zudem bestehe dadurch die Chance, die Zahl der ungeplanten Krankenhausaufenthalte von Herzkrankheiten deutlich zu senken. Herzinsuffizienz sei der häufigste Grund für eine Einweisung ins Krankenhaus. Etwa jeder vierte Patient werde innerhalb von 30 Tagen nach der Entlassung erneut stationär behandelt. 

Nadia Mussa erhofft sich von dem neuen Angebot eine Signalfunktion auch für andere Bereiche der Medizin, beim Thema Digitalisierung schneller voranzukommen. "Zudem wird einmal mehr unter Beweis gestellt, dass die gesetzliche Krankenversicherung ihren Leistungskatalog an den medizinischen Fortschritt anpasst", ergänzt die Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg.