"Digitalisierung muss stets den Menschen dienen."
Interview aus Hessen
Interview mit Kai Klose, Hessischer Minister für Soziales und Integration sowie Schirmherr des eHealth-Kongresses.

TK: Aus welchem Grund setzten Sie sich als Schirmherr für den eHealth-Kongress ein?
Kai Klose: Der eHealth-Kongress Hessen will das Potenzial digitaler Innovationen in der Gesundheitsversorgung hervorheben und bietet Fachleuten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und interessierten Bürgerinnen und Bürgern ein Forum, um sich über den aktuellen Stand der Technik, aber auch über die medizinischen und politischen Herausforderungen zu informieren, auszutauschen und zu vernetzen.
Kai Klose
Digitalisierung muss stets den Menschen dienen. Mit Hilfe kluger Digitalisierung können wir medizinische Versorgung effizienter gestalten und in Zeiten eines sich auch im medizinischen Bereich zuspitzenden Fachkräftemangels künftig flächendeckende wohnortnahe Versorgung sicherstellen.
TK: Digitalisierung und die künstliche Intelligenz (KI) werden das Gesundheitswesen verändern. Welche Vision haben Sie mit Blick auf die Versorgung?
Klose: Voraussetzung dafür, dass KI-Systeme zu einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen, ist ihre sorgfältige Entwicklung, die gute Schulung aller Nutzerinnen und Nutzer sowie klare Richtlinien für die Verwendung von KI, auch um Haftungsfragen im Interesse aller Beteiligten rechtssicher zu regeln.
Bei der individuellen Diagnostik oder der Entwicklung von Heilmethoden kann KI dazu beitragen, Risikofaktoren zu identifizieren und frühzeitig entsprechende Maßnahmen empfehlen. Sie kann auch dabei helfen, Krankheitsverläufe zu überwachen oder anhand von Algorithmen und datenbasierten Entscheidungshilfesystemen Muster zu erkennen, um Therapieempfehlungen zu ergänzen oder zu verbessern.
TK: Welche Rolle spielen Gesundheitsdaten aus Ihrer Sicht heute und in Zukunft für das Gesundheitswesen?
Auf einer guten Datenbasis können Diagnosen schneller gestellt werden.
Klose: Die behutsame und gezielte Nutzung anonymisierter Gesundheitsdaten im Kontext medizinischer Behandlungen und wissenschaftlicher Forschung ermöglicht, zielgerichteter und genauer zu agieren - das haben auch die Erfahrungen der Corona-Pandemie gezeigt. Auf einer guten Datenbasis können Diagnosen schneller gestellt und Behandlungen einzelner Patientinnen und Patienten stärker auf ihre individuellen Bedürfnisse ausgerichtet werden. Das trägt dazu bei, vorhandene Ressourcen effizienter einzusetzen. Die Voraussetzung ist stets, dass ein sicherer Umgang mit diesen sensiblen Daten gewährleistet ist.
Um in Hessen - gerade im Krisenfall - schnell und direkt auf anonymisierte Daten des öffentlichen Gesundheitswesens zugreifen zu können, haben wir in unserem neuen Hessischen Landesamt für Gesundheit und Pflege eine eigene Abteilung für Gesundheitsdaten eingerichtet. Einheitliches Datenmanagement und die Verknüpfung von Daten tragen auch zu einer Verbesserung der Datenqualität bei. Auf dieser Basis lassen sich Maßnahmen zum Beispiel des Infektions- und Gesundheitsschutzes, der Prävention oder der Kindergesundheit deutlich besser ableiten. Ich freue mich deshalb vor allem auf den Workshop mit dem Büro des Landes-Datenschutzbeauftragten im Rahmen des Kongresses.
TK: Welchen Beitrag leistet das HMSI, um für die Versorgung von Patientinnen und Patienten in Hessen ein digitalisierungsfreundliches Klima zu schaffen?
Klose: Bei unseren Förderungen im Gesundheitswesen haben wir immer den Aspekt der Vernetzung im Blick, beispielsweise bei der Förderung telemedizinischer intersektoraler Gesundheitsnetzwerke oder dem landesweiten Telenotarztsystem. Hier werden Beteiligte des Rettungsdiensts telemedizinisch miteinander verknüpft, um die Versorgung von Notfallpatientinnen und -patienten zu verbessern.
Das Gesundheitssystem der Zukunft wird ein vernetztes sein.
Das Gesundheitssystem der Zukunft wird ein vernetztes sein, in dem Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Patientinnen und Patienten jederzeit Zugriff auf alle notwendigen Daten haben - im besten Fall aktuell und automatisiert. So können die Qualität der Behandlungen verbessert und Versorgungsprozesse beschleunigt werden. Dafür müssen die Systeme der Gesundheitsversorgung interoperabel sein und interdisziplinär zusammenarbeiten können.
Zur Person
Kai Klose ist seit 18. Januar 2019 Hessischer Minister für Soziales und Integration. Von Oktober 2017 bis Januar 2019 war er Staatssekretär und Bevollmächtigter für Integration und Antidiskriminierung im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration. Der Idsteiner ist von Beruf Lehrer und war von 2009 bis 2017 Mitglied des Hessischen Landtages, was er nun wieder ist.
- Programm eHealth-Kongress Rhein-Main und Hessen
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