Naturpfad Wildschweinroute bald inklusiv
Pressemitteilung aus Hessen
Frankfurt am Main, 3. August 2022. Mit 20.000 Euro fördert die Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen ein digitales Projekt des Landesverbandes für Körper- und Mehrfachbehinderte (LVKM) Hessen e. V.. Ziel des Projektes: Menschen mit körperlichen oder/und geistigen Behinderungen das positive Erleben von Natur- und Umwelt zu erleichtern. Dafür lässt der LVKM mit den Mitteln aus der Selbsthilfeförderung nun eine App entwickeln. Diese App bietet künftig Menschen mit Behinderung wichtige und speziell aufbereitete Informationen an, um sich auf den Wegen der Wildschweinroute im Naturpark Taunus zurechtzufinden und sie uneingeschränkt nutzen zu können.
Gerade der Sommer lädt zum Wandern ein und wenn die Temperaturen steigen, wie in diesen Tagen, bietet sich eine Tour im Wald an. Mancher macht sich kurz entschlossen einfach auf den Weg. Behinderte Menschen haben es hingegen oft nicht so leicht und sind zudem mitunter auf Hilfe von anderen Menschen angewiesen. Eine neue App, die der LVKM in Kooperation mit dem Naturpark Taunus und der TK in Hessen entwickeln lässt, soll das bald ändern. "Es gibt bislang kaum Naturerlebnis-Angebote, die sich Betroffene allein erschließen können. Wir wissen aber aus Gesprächen, dass Betroffene das Bedürfnis haben, sich selbstständig mehr in der Natur aufhalten zu können. Die Digitalisierung hilft uns an dieser Stelle weiter und wir sind froh, dass wir mit der TK einen dafür aufgeschlossenen Kooperationspartner gefunden haben. Das Projekt unterstützt auch unser Ziel als Interessenvertretung, Menschen mit Behinderung als Teil unserer Gesellschaft sichtbar zu machen", sagt Laura Ebert von der Geschäftsstelle LVKM.
App bietet Teilhabe: digital und analog
Der Naturpfad Wildschweinroute dient dabei als Modellregion, in der behinderte Menschen demnächst mithilfe der App auch unabhängig von einer Begleitung selbst bestimmt Natur erleben können. Die Chancen, dass die App die Zielgruppe erfolgreich erreicht, stehen gut: Denn Menschen mit Behinderung bringen ihre speziellen Erfahrungen und Bedürfnisse in die Entwicklung ein, damit die App genau das anbietet, was auch wirklich weiterhilft. Gemeinsam mit dem LVKM und den Entwicklern der Firma contagt GmbH haben sich hör-, seh- und mobilitätseingeschränkte Menschen die Wildschweinroute erschlossen und dabei ausprobiert, welche Hindernisse in der App stören und welche Hinweise für sie wichtig sind, damit sie sich selbstständig auf den Weg machen können.
Bei der Begehung zeigte sich beispielsweise, dass Gestrüpp an einzelnen Stellen des Pfades den Zugang für Menschen im Rollstuhl erschwert und entsprechend zurückgeschnitten werden muss. Zudem wies eine gehörgeschädigte Betroffene darauf hin, dass ein sogenanntes Baumtelefon, mit dem man über große Entfernung miteinander sprechen kann, für sie zwar nicht nutzbar ist. Eine Erklärung dazu, wie die Gerätschaft funktioniert, aber interessant wäre. "Das Projekt trifft den Kern von Selbsthilfe: Betroffene gestalten ein Angebot aktiv mit, denn sie haben die beste Expertise für ihre Lebenssituation. Auch hier zeigt sich die besondere Stärke digitaler Anwendungen: Sie ist ein Türöffner, damit auch Menschen mit Behinderungen an analogen Angeboten in der Natur teilnehmen können", sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung Hessen.
Akustisch, visuell, einfach
Konkret erhalten Sehbeeinträchtigte künftig durch die App auf ihrem Smartphone automatisch akustische Signale oder Informationen, wenn sie sich bestimmten Bereichen innerhalb des Pfades nähern. Hörgeschädigte Menschen erhalten Navigationshinweise und sonstiges Wissenswertes über den Naturpark in Bildern oder in Videos mit Gebärdensprache präsentiert. Personen, die kognitiv eingeschränkt sind, hilft die App künftig, weil sie mit wenig Text und einfacher Sprache aufbereitet ist. Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, lässt sich von der digitalen Anwendung automatisch Routen berechnen, die frei von Hindernissen sind oder die speziell für sie barrierefrei gemacht wurden. Viele Bereiche des Wanderpfades werden zu diesem Zweck angepasst, sodass digitale und analoge Welten gut abgestimmt ineinandergreifen. Insgesamt läuft das Projekt 18 Monate. Nach spätestens sechs Monaten sollen die ersten Menschen das Inklusionsangebot nutzen können.