Webinare für Menschen mit Krebs - wertvolle Unterstützung in der Corona-Krise
Artikel aus Thüringen
Manchmal gehen Menschen, denen Selbsthilfe gut tun würde, nicht zu angebotenen Treffen, weil sie Angst haben. Angst davor, bloßgestellt zu werden, Angst davor, schwach zu wirken. Aktuell kommt dazu: Angst davor, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.

Gleichzeitig sind Präsenztreffen im Moment nicht möglich, um die nötigen Regeln der physischen Distanz zu wahren. Webinare, also Online-Vorträge mit der Option, im Chat oder per Video Fragen zu stellen, können hier eine wertvolle Unterstützung sein. In Thüringen gibt es eine Webinar-Reihe für Krebspatientinnen und -patienten besonders mit Kopf-Hals Tumoren, und deren Angehörige.
Das digitale Selbsthilfe-Projekt organisieren Prof. Dr. Jutta Hübner, Professorin für Integrative Onkologie in Jena, mit ihrem Team und der Thüringer Landesverband der Kehlkopfoperierten. Die Techniker Krankenkasse fördert das Projekt finanziell, zunächst über einen Zeitraum von zwei Jahren.
Für jede der etwa 60-minütigen Videokonferenzen gibt es ein Thema rund um den Umgang mit Krebserkrankungen und zu Behandlungsmöglichkeiten. Eine Spezialistin oder ein Spezialist auf dem jeweiligen Gebiet hält einen Vortrag und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können Fragen stellen - per Chat oder indem sie direkt nachfragen. Jutta Hübner spricht zum Beispiel über das Thema "Nebenwirkungen der Krebstherapie - was kann ich dagegen tun?". Prof. Dr. med. Jens Büntzel aus Nordhausen hält ein Online-Seminar zum Thema "Palliativmedizin bei Hals-Kopf-Tumor-Patientinnen und -Patienten".
Bedeutung digitaler Projekte für Selbsthilfe steigt
"Ich freue mich sehr, dass wir Partner für dieses Webinar-Projekt sein können", sagt Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen. "Digitale Angebote werden auch in der Selbsthilfe eine immer wichtigere Ergänzung zu den schon etablierten Angeboten - auch ohne das Coronavirus, aber in der aktuellen Situation natürlich umso mehr. Deswegen brauchen wir erfahrene Partnerinnen und Partner wie Frau Prof. Dr. Hübner und Herrn Hellmund, die neue Formate ausprobieren und bewerten."
Hoher Informationsbedarf, Treffen schwierig
"Ich weiß aus Vortrags- und Gesprächsreihen, dass Patientinnen und Patienten mit Krebs und deren Angehörige einen hohen Informationsbedarf haben. Gleichzeitig können viele nicht zu analogen Treffen und Vorträgen kommen oder es wäre eine zusätzliche Belastung für sie", sagt Jutta Hübner im Interview . "Auf Menschen mit Kehlkopfkrebserkrankung trifft das besonders zu. Sie leiden oft stark unter der Angst, sich nicht verständlich machen zu können und möchten in dieser Situation nur ungern in die Öffentlichkeit gehen."
So kam die Idee, das Selbsthilfe-Webinar zu organisieren, damit alle Betroffenen auch von Zuhause aus Informationen und interaktive Hilfe bekommen. In der aktuellen Situation ist ein Webinar zudem eine gute Möglichkeit, auch ohne physischen Kontakt Unterstützung zu bieten und sozial zu interagieren.
Positives Feedback zu ersten Webinaren
Die ersten Webinare fanden Ende 2019 statt - erfolgreich. Alle Beteiligten waren mit der Technik zufrieden und die Feedbackmöglichkeiten funktionieren gut.
"Die Webinare sind inhaltlich sehr gut angekommen", sagt Herbert Hellmund, Vorsitzender des Thüringer Landesverbandes der Kehlkopfoperierten und Präsident des Bundesverbandes. "Die Teilnehmerzahl steigt langsam und das Format etabliert sich schrittweise. Wir machen jetzt einen Testlauf für zwei Jahre und entscheiden dann, wie wir zukünftig verfahren."
Termine finden, Vorträge nachträglich ansehen
Auf der Internetseite des Thüringer Landesverbands der Kehlkopfoperierten gibt es eine Übersicht zu den einzelnen Webinar-Terminen und die Möglichkeit zur Anmeldung. Im Anschluss des interaktiven Webinars wird daraus ein Video-Vortrag gemacht, den sich Interessierte ansehen können. Alle Fragen und Kommentare werden dafür entfernt.