TK: Das Jahr 2022 geht zu Ende, was ist Ihnen gesundheitspolitisch besonders in Erinnerung geblieben?

Dr. Thomas Jakobs: Das Ostergeschenk, das Gesundheitsminister Lauterbach den Krankenhäusern gemacht hat: er hat die Ausgleichszahlungen an Ostermontag beendet, obwohl die Krankenhäuser zu diesem Zeitpunkt und noch lange danach unter der Minderbelegung einerseits und erhöhtem Aufwand infolge von Corona immer noch belastet wurden. Dieses Beispiel zeigt, wie weit entfernt dieser Minister von der Realität in den Krankenhäusern ist. Diese leiden seit fast drei Jahren unter einer immensen Belastung und werden entgegen aller Beteuerungen zu Beginn der Pandemie wirtschaftlich ruiniert.

Dr. Thomas Jakobs

Dr. Thomas Jakobs ist Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft im Saarland Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft

TK: Im kommenden Jahr sind in der Gesundheitspolitik auf Bundes- und Landesebene viele Vorhaben angekündigt. Welche Entwicklungen erwarten Sie?

Dr. Jakobs: Ich rechne damit, dass es ein heftiges Tauziehen zwischen Bund und Ländern um die Kompetenz in der Krankenhausplanung geben wird. Der von der Regierungskommission vorgelegte Entwurf zur Reform der Krankenhausfinanzierung lässt nichts Gutes erwarten. Wenn nur der Mangel neu verteilt wird, kommt das Hamsterrad nicht zum Stillstand. Die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen wird vom Gesundheitsminister bewusst düpiert, ein Skandal ohne gleichen. Wenn es in den nächsten Monaten nicht gelingt, die Selbstverwaltungspartner in den Reformprozess einzubinden und die Länder mit ins Boot zu nehmen, wird es wieder ein verlorenes Jahr für das Gesundheitswesen.

TK: Was sind 2023 die größten Herausforderungen für das Gesundheitswesen im Saarland?

Dr. Jakobs: Die ungelösten Probleme der letzten Jahre in Kombination mit einer massiv verschlechterten Liquidität der Krankenhäuser wird alle Beteiligten vor sehr große Herausforderungen stellen. Der Personalmangel in den Kliniken und den Arztpraxen wird uns zu einem Umdenken in vielen Bereichen herausfordern, vielleicht auch zwingen, bisher Undenkbares zu wagen. Wir brauchen eine Versorgungsplanung ambulant und stationär aus einem Guss. Dazu müssen wir die bisherigen Sektorengrenzen überwinden.