Dr. Mischo sieht 2022 als turbulentes Jahr
Interview aus Saarland
Am Ende des Jahres blickt Dr. Josef Mischo, Präsident der Ärztekammer des Saarlandes, auf 2022 zurück und wagt einen Ausblick.

TK: Das Jahr 2022 geht zu Ende, was ist Ihnen gesundheitspolitisch besonders in Erinnerung geblieben?
Dr. Josef Mischo: Das Jahr 2022 wird als ein besonders turbulentes Jahr in Erinnerung bleiben. Phasenweise hohe Patientenzahlen der Corona-Pandemie in Kombination mit Personalausfällen in Klinik und Praxis haben die Gesundheitsversorgung auf eine harte Probe gestellt. Auch waren die Corona-Maßnahmen keineswegs so gut abgestimmt zwischen der Politik und der Ärzteschaft, wie ich mir dies gewünscht hätte.
Ebenfalls problematisch sehe ich zum Beispiel die Entscheidungen der gematik zur Umsetzung des e-Rezeptes und der elektronischen AU-Bescheinigung sowie die Maßnahmen zur Schließung der GKV-Finanzierungslücke.
Dr. Josef Mischo
TK: Im kommenden Jahr sind in der Gesundheitspolitik auf Bundes- und Landesebene viele Vorhaben angekündigt. Welche Entwicklungen erwarten Sie?
Dr. Mischo: Für das Jahr 2023 erwarte ich eine Reihe von zum Teil auch dringend notwendigen Neuregelungen. Dazu zählen beispielsweise die Reform der Notfallversorgung, die Strukturreform der Krankenhauslandschaft einschließlich der stationären Vergütungssystematik. Inhaltlich werden uns die Diskussion zur Sterbehilfe sowie die geplante Legalisierung von Cannabis beschäftigen.
TK: Was sind 2023 die größten Herausforderungen für das Gesundheitswesen im Saarland?
Dr. Mischo: Der Fachkräftemangel wird uns auch im Jahr 2023 intensiv beschäftigen. Es wird eine große Herausforderung werden, bei dem bestehenden Mangel an Pflegepersonal, MFA und Ärzten eine solide, patientenorientierte Gesundheitsversorgung in Praxis und Klinik aufrecht zu erhalten.
Medizinisch bereitet mir das Thema "Long Covid" Sorgen. Wir werden hier die Versorgungsstrukturen verbessern und neueste Forschungsergebnisse laufend in die Diagnostik und Therapie vor Ort einbringen müssen.