TK: Frau Austenat-Wied, die Landtagswahl ist passé und die Sondierungsgespräche haben begonnen. Dennoch zunächst die Frage, hat Sie das Ergebnis überrascht?

Manon Austenat-Wied:  Die Umfragen deuteten im Vorfeld bereits auf ein starkes Signal für die Ministerpräsidentin hin. Auch, dass die parlamentarische Welt in Schwerin mit der FDP und Bündnis90/Die Grünen nun wieder etwas bunter ist, hat sich angedeutet. Ich freue mich über diese Entwicklung. Mit Blick auf die Entwicklung der Gesundheitsversorgung in Mecklenburg-Vorpommern, macht eine größere Parteienvielfalt das zukünftige Vorgehen nicht unbedingt einfacher. Die Ideen der im Landtag vertretenen Parteien differieren teilweise schon deutlich. Ich bin gespannt, wie sich die Ideenvielfalt der politischen Strömungen auf die angestoßenen politischen Lösungen auswirken wird. Grundsätzlich wird mit der SPD natürlich eine wichtige konstante in Regierungsverantwortung bleiben. Somit erwarte ich, dass die gemeinsam im Rahmen der Enquete-Kommission zur Zukunft der medizinischen Versorgung entwickelten Lösungsansätze auch von der neuen Regierung umgesetzt werden. 

Manon Auste­nat-Wied

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Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern

TK: Wünschen Sie sich, Abseits der Themen der Enquete-Kommission, noch weitere Aspekte auf der To-Do Liste der Politik?

Austenat-Wied:  Ich denke die Herausforderungen für eine hochwertige und langfristig bezahlbare Gesundheitsversorgung werden in absehbarer Zeit nicht weniger.  Dies betrifft aus meiner Sicht alle Leistungsbereiche der Gesundheitsversorgung. Wir brauchen eine grundlegende Strukturreform in der stationären Versorgung. Seit Jahren steigen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für die Krankenhausbehandlung. Gleichzeitig sinken die von den Ländern bereitgestellten finanziellen Mittel für Klinikinvestitionen. Hier hoffe ich auf ein starkes Gegensteuern der neuen Landesregierung. Oft wird den Kliniken die Ökonomisierung der Gesundheitsversorgung vorgeworfen. Nicht wenige Einrichtungen geraten aber erst durch fehlende Investitionsmittel, die in Deutschland von den Bundesländern bereitgestellt werden müssen, in finanzielle Schieflage. Denn um den von den Ländern verursachten Investitionsstau abzufedern, versuchen die Krankenhäuser möglichst viele Gewinne aus dem Versorgungsbetrieb zu erwirtschaften, um dann aus diesen Einnahmen die fehlenden Investitionsmittel aufzubringen.

TK: Haben Sie konkrete Vorschläge, wie eine Reform der stationären Versorgung aussehen könnte?

Austenat-Wied:  Aus meiner Sicht müssen wir dringend Kapazitäten in unserer Krankenhauslandschaft abbauen. Dies betrifft nicht unbedingt Mecklenburg-Vorpommern, sondern viel mehr die Ballungszentren. Aber auch hierzulande gibt es Einrichtungen die am Versorgungsbedarf vor Ort vorbeigehen. Gerade in ländlichen Regionen müssen wir stärker sektorenübergreifend denken. Aber auch die Finanzierung im stationären Bereich muss weiterentwickelt werden. Wir müssen Anreize für eine hochwertige und gleichzeitig wirtschaftliche Versorgung schaffen. In der Vergütungssystematik müssen aus meiner Sicht daher unterschiedliche Kostenstrukturen stärker berücksichtigt werden. Eine separate Finanzierung der Vorhaltekosten kann die bisherige leistungsorientierte Finanzierung sinnvoll ergänzen. Das reduziert den wirtschaftlichen Druck der stationären Einrichtungen, gerade im ländlichen Raum. 

Eine Reform die aber nur auf die Kostenschraube abzielt, wäre meiner Ansicht nach aber zu kurz gegriffen. Daher sollten qualitätsabhängige Vergütungsanteile eingeführt werden. Nur so können wir im stationären Bereich starke Qualitätsanreize und eine konsequente Patientenorientierung harmonisieren.