TK: Frau Austenat-Wied, welche Projekte wird die TK in Mecklenburg-Vorpommern in 2021 vorantreiben?

Manon Austenat-Wied:  Wir als Techniker Krankenkasse setzen uns seit jeher für eine patientennahe und innovative Versorgung ein. Die Corona-Pandemie und die damit verknüpften Kontakteinschränkungen haben nun alle Akteure gelehrt, diesen Weg zügig mitzugehen. Die Ansteckungsgefahren bei Präsenzzeiten haben meiner Einschätzung nach zu einer Bewusstseinsveränderung im Gesundheitswesen geführt. Während vor einigen Jahren regionale Versorgung noch bedeutete, man schafft für jedes Versorgungsproblem eine lokal verfügbare Insellösung, haben die Experten und Entscheidungsträger nun verstanden, dass dies kein zielführender Ansatz ist. Eine optimale regionale Versorgung bedeutet, dass die Versicherten unabhängig ihres aktuellen Aufenthaltsortes die beste Behandlung erhalten. Mit einem digitalen Versorgungsansatz ist dies möglich. Die Corona-Pandemie ist auch eine große Innovationsgelegenheit. 

Manon Auste­nat-Wied

Manon Austenat-Wied, Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern

TK:  In welchen Bereichen wollen Sie konkret handeln?

Austenat-Wied: Wir erleben, dass unsere Versicherten, insbesondere in der Augenheilkunde, Probleme haben zeitnah einen Termin zu bekommen. Daher haben wir uns dazu entschlossen, in diesem Jahr ein telemedizinisches Versorgungsprojekt in der Ophthalmologie zu starten. Gegenwärtig befinden wir uns dazu in Gesprächen mit einigen Kliniken und niedergelassenen Ärzten im Land. Neben der eigentlichen Versorgungsleistung stehen dabei auch die Themen Datenschutz und Patientensicherheit im Fokus.

TK: Gibt es auch Handlungsbedarf fernab der Telemedizin?

Austenat-Wied: Natürlich. Die sektorenübergreifende Versorgung ist nach wie vor eine Baustelle. Dies betrifft aber nicht nur unser Bundesland. Gerade die Versicherten in Mecklenburg-Vorpommern würden aber von einer sektorenübergreifenden Versorgungsplanung profitieren. Es gibt in diesem Bereich noch viel zu tun. Dies betrifft sowohl den Planungsprozess als auch die Verteilung der Leistungserbringer. Insgesamt bestimmen zu oft noch finanzielle Anreize, ob eine Behandlung im Krankenhaus oder ambulant erbracht wird. Hier werden wir gemeinsam mit den Ärzten des Landes weiter die Sektorengrenzen abschmelzen. Einzig das Wohl des Patienten muss im Fokus stehen, wenn es darum geht, ob eine Behandlung im Krankenhaus oder in einer ambulanten Einrichtung durchzuführen ist. Gerade neue Behandlungsverfahren ermöglichen oft einen schonenderen Eingriff im ambulanten Bereich. 

TK: Sehen Sie hier konkrete Handlungsmöglichkeiten?

Austenat-Wied: Fernab abstrakter Ideen, werden wir ganz konkret im Bereich der Frauenheilkunde aktiv. Frauen mit verlängerter oder verstärkter Regelblutung konnte bislang nur durch eine Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) geholfen werden. Mit der Goldnetz-Methode existiert bereits ein alternatives und ambulant durchführbares Behandlungsverfahren. Eingriffe zur Gebärmutterentfernung gehören damit der Vergangenheit an. Wir werden das Verfahren, bei dem die Gebärmutterschleimhaut verödet wird, in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern verfügbar machen. Gegenwärtig befinden wir uns dazu bereits in weit fortgeschrittenen Verhandlungen mit Akteuren in unserem Bundesland.

TK: Die Verfügbarkeit von Spitzenmedizin ist wichtig. Aber gerade viele ältere und chronische kranke Patienten benötigen dauerhafte Betreuung. Welche Chancen haben diese Patientengruppen auf eine bessere Versorgung?   

Austenat-Wied: Diese Frage kann ich kurz und präzise beantworten. Wir werden im ersten Quartal einen individuellen und gleichzeitig digitalen Service für unsere Versicherten starten, den nicht einmal die Tech-Riesen aus den USA bieten können. Die TK-App wird zum individuellen Gesundheitspartner unserer Versicherten. Neben persönlichen Empfehlungen, werden wir passend zum jeweiligen Nutzer individuelle Gesundheitsangebote unterbreiten. Damit erschließen wir die tägliche Häuslichkeit als Interventionsmoment und verbessern die Versorgung von chronisch Erkrankten. In der ersten Ausbaustufe haben wir uns ganz bewusst für ein in Mecklenburg-Vorpommern weit verbreitetes Krankheitsbild entschieden. Ich kann Ihnen versprechen, die Versorgung von Menschen mit chronischen Herzerkrankungen wird im kommenden Jahr revolutioniert!