TK:  Dr. Terpe, Sie sind der Kandidat Ihrer Partei im Wahlkreis 4 Hansestadt Rostock I, was zeichnet Ihren Wahlkreis aus?

Dr. Harald Terpe: Meinen Direkt-Wahlkreis Rostock I, zu dem auch Warnemünde gehört, ist der größte Energiestandort in Mecklenburg-Vorpommern. Er ist ein Tourismusstandort, ein Hochschulstandort, ein Technologiestandort und der Standort von Hafenwirtschaft und Werftindustrie. Hier prallen die Konflikte unserer Zeit, was den Klimawandel betrifft, unmittelbar aufeinander. Windräder stehen neben dem Kohlkraftwerk, Kreuzfahrtriesen, als Ausdruck des Massentourismus, konkurrieren mit naturnahem Tourismus in unseren Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten.

TK: Sie sind Arzt, verfügen über parlamentarische Erfahrung auf Bundesebene und kennen das Gesundheitswesen im Land exzellent. Ist Gesundheitspolitik ihr thematischer Liebling?

Terpe: Lassen Sie es mich so sagen: Aufgrund meiner langjährigen Berufserfahrung habe ich ein intuitives Grundverständnis für Fragen der Gesundheitspolitik und verbinde das mit einem fundierten Fachwissen. Meine Leidenschaft für die Medizin verbinde ich gleichermaßen mit den Fragen des Natur- und Umweltschutzes, denn da geht es um die Gesundheitserhaltung der Erde und in der Medizin um die Gesundheitserhaltung der Menschen.

Dr. Harald Terpe

Dr. Harald Terpe, Gesundheitspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Gesundheitspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen

TK: Die Erreichbarkeit und langfristige finanzielle Stabilität unserer Versorgungsstrukturen werden immer herausfordernder. Wünschen Sie sich für die Zukunft der Versorgung besondere Akzente?

Terpe: Ich kenne im internationalen Vergleich kein besseres Finanzierungssystem als das System der solidarischen gesetzlichen Krankenkassen. Allerdings wünsche ich mir für die Zukunft einen effektiveren und einen verantwortungsvolleren Umgang mit den finanziellen Ressourcen und darüber hinaus eine gerechtere Beteiligung der gutverdienenden Privatversicherten an der Finanzierung. Es bedarf Strukturveränderungen im Gesundheitssystem hin zu einer sektorenübergreifenden professionsübergreifenden Gesundheitsversorgung. Was die Erreichbarkeit betrifft, gibt es nicht die eine Antwort, sondern es wäre schon viel getan, wenn wir die Gesundheitsversorgung als Querschnittsaufgabe der Gesellschaft begreifen.

TK: Die Enquete-Kommission zur Zukunft der medizinischen Versorgung erarbeitete umfangreiche Handlungsempfehlungen für Mecklenburg-Vorpommern. Wie betrachten Sie die Arbeit des Gremiums?

Terpe: Die Arbeit der Enquete-Kommission des Landtages verdient eine uneingeschränkte Anerkennung. In fachlicher Hinsicht, weil sie die zukunftsweisenden Gedanken dem Begleitgutachten entnommen haben und zu Handlungsempfehlungen gekommen sind und in politischer Hinsicht, weil es gelungen ist in weiten Teilen ein überparteiliches Votum abzugeben und den entsprechenden Handlungsrahmen zu formulieren.

TK: Der Abschlussbericht der Enquete-Kommission liegt seit einiger Zeit vor. Sind die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung aus Ihrer Sicht ausreichend und in der nächsten Legislaturperiode umsetzbar?

Terpe: Es wird in der kommenden Legislaturperiode darauf ankommen, dass die Ergebnisse nicht wie bei bisherigen Enquete-Kommissionen in der Schublade verharren, sondern handlungsleitend in die Landespolitik übergehen. Dabei werden wir nicht alles in den nächsten fünf Jahren schaffen, sowohl in fachlicher als auch in politischer Hinsicht. Aber für mich ist klar, dass es sich auf dem Weg hin zu einer sektoren- und professionenübergreifenden regionalen Gesundheitsversorgung um ein lernendes System handelt, das unbedingt in der nächsten Legislaturperiode den Start verdient hat.

TK: Mecklenburg-Vorpommern beansprucht den Titel Gesundheitsland Nummer 1 für sich. Wird das Bundesland diesem Anspruch aus Ihrer Sicht gerecht? 

Terpe: Sich ambitionierte und erreichbare Ziele zu stellen ist eine Frage des gesunden Menschenverstandes und von Augenmaß. So gesehen fühle ich mich dem Ziel Gesundheitsland Nummer 1 Mecklenburg-Vorpommern sehr verbunden. Für das Erreichen dieses Anspruchs bedarf es aber noch eines weiten Weges der Zusammenarbeit und Vernetzung der Akteure z. B. bei der  Sicherstellung von Fachkräften, bei der Sicherstellung der Qualität der Versorgung und in der Gesundheitsfürsorge und Rehabilitation.

TK: Welche Entwicklungsfelder und Chancen sehen Sie für die Gesundheitswirtschaft und das Gesundheitswesen in Mecklenburg-Vorpommern? 

Terpe: Es ist bekannt, dass die erheblichen Mittel für das Gesundheitswesen für sich genommen schon Chancen für die Beschäftigten im Gesundheitswesen und der Gesundheitswirtschaft darstellen. Wenn wir die Chancen wahrnehmen wollen müssen wir die Qualität der Versorgung für die Patienten sichern, die Fachkräfte sichern und wir müssen auch dafür einstehen, dass die Behandlungen und die spezialisierten Behandlungen auch bei uns im Bundesland vorgenommen werden. Darüber hinaus ergeben sich erhebliche Entwicklungschancen auf dem Gebiet der Forschung im Hinblick auf Entwicklung von neuen Verfahren, von neuen Strukturen und von neuen Anwendungen. Dort sei besonders genannt, dass wir für die Gesundheitswirtschaft das Feld des Gesundheitstourismus und auch der gesunden Ernährung sowie der naturnahen Rehabilitation heben.