"Wir müssen die sektorenübergreifende Versorgung stärken."
Interview aus Nordrhein-Westfalen
Mehr telemedizinische Angebote könnten die Grundversorgung in NRW im ländlichen Raum und darüber hinaus stärken, sagt Josef Neumann, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Interview zur NRW-Landtagswahl 2022.

TK: In dieser Legislaturperiode wurde die Reform der Krankenhausplanung in NRW auf den Weg gebracht. Wie sollte die Struktur- und Finanzplanung für die Krankenhäuser in NRW in den nächsten Jahren gestaltet werden?
Josef Neumanns Antwort per Video (Transkript am Ende des Interviews)
Josef Neumann, MdL - SPD-Landtagsfraktion
TK: Eine große Herausforderung ist die wohnortnahe medizinische Versorgung in den ländlichen Räumen in NRW. Mit welchen Maßnahmen möchten Sie die sektorenübergreifende medizinische Versorgung in ländlichen Räumen sicherstellen?
Neumann: Eine wohnortnahe medizinische Versorgung muss überall in Nordrhein-Westfalen gewährleistet sein, denn jeder Mensch hat eine gute Gesundheitsversorgung in unserem Land verdient. Vor allem im ländlichen Raum und Stadtteilen mit geringem Einkommen müssen wir deswegen für eine Verbesserung der Versorgung sorgen. Die Verzahnung der ambulanten und stationären Grundversorgung benötigt neue und effiziente organisatorische Strukturen. Die Möglichkeiten von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Integrierten sektorenübergreifenden Gesundheitszentren (ISGZ) wollen wir dabei besonders in den Fokus nehmen und unterstützen. Bei Planungsgesprächen mit Investoren und möglichen Trägern vor Ort setzen wir uns für eine stärkere Einbindung der Kommune in der Umsetzung ein. Als weitere Maßnahme wollen wir telemedizinische Angebote ausweiten, weil diese die Grundversorgung im ländlichen Raum und darüber hinaus stärken können. Zudem wollen wir das GemeindeschwesterPlus-Modell aus Rheinland-Pfalz einführen: Fachkräfte sollen die Menschen nach vorheriger Anmeldung zuhause besuchen und individuell beraten. Das Modell trägt so vor allem im ländlichen Raum zu einer verbesserten Gesundheitsprävention bei.
Josef Neumann
TK: Welche Vorstellungen haben Sie zu dem zukünftigen Coronamanagement? Mit welchem Konzept wollen Sie nach Ihren Erfahrungen der vergangenen 2 Jahre auf eine mögliche 5. Coronawelle im Herbst reagieren?
Neumann: Die Corona-Pandemie hat von uns allen viel abverlangt. Deswegen müssen wir jetzt mit aller Kraft dafür sorgen, dass wir weitere Corona-Infektionswellen verhindern. Von Anfang an war klar, dass die Impfung den Weg aus der Krise ebnen wird. Vor allem vor dem Hintergrund einer fehlenden Impfpflicht stehen wir noch stärker in der Verantwortung, eine überzeugende Impfkampagne zu betreiben, die so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich zum Impfen bewegt. Wir müssen weiterhin dafür sorgen, dass die Menschen, die sich bereits geimpft haben, auch die Auffrischungsimpfung in Anspruch nehmen. Dafür braucht es gute Aufklärung und flächendeckend niedrigschwellige Impfangebote. Darüber hinaus hat sich das Tragen der Atemschutzmaske in Innenräumen bewährt. Da, wo viele Menschen zusammenkommen, sollte weiter in Innenräumen die Maske getragen werden. Dazu zählt beispielsweise der ÖPNV. Wir unterstützen diese Maßnahme, weil die Atemschutzmasken ein effektives Mittel zur Reduzierung der Ansteckungsgefahr des Virus sind, aber gleichzeitig die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger nur sehr gering einschränkt. Klar ist: Die Krise ist noch nicht vorbei. Wir dürfen einerseits zwar unsere Freiheit genießen, aber andererseits dürfen wir nicht zu unvorsichtig werden. Gerade gegenüber den Schwachen in unserer Gesellschaft müssen wir uns weiterhin solidarisch verhalten.
Transkript der Videoantwort von Josef Neumann
Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts. Die Corona Krise war ein Brennglas. Sie hat uns gezeigt, wie wichtig die Krankenhaus Landschaft in Nordrhein-Westfalen für die Gesundheitsversorgung ist. Alle Krankenhäuser waren notwendig, alle Betten waren notwendig und auch die kleinen und mittleren Krankenhäuser waren in dieser Krise unentbehrlich. Wir wissen, dass es eine große Investitionslücke im Krankenhausbereich gibt.
Diese Investitionslücke müssen und werden wir schließen. Wir müssen die Krankenhäuser zukunftsfähig machen. Es ist wichtig, dass die Krankenhäuser überall in unserem Lande ortsnah vorhanden sind, damit die Menschen schnell im Notfall auch ein Krankenhaus finden und behandelt werden können. Krankenhäuser sind aber auch sehr wichtig für den jeweiligen Standort und wichtige Standortfaktoren. Auch das dürfen wir nicht vernachlässigen, sondern müssen unsere Krankenhäuser deshalb stärken.