TK: Herr Dr. Haseloff, wie haben Sie persönlich und auch politisch die letzten Monate empfunden?

Dr. Reiner Haseloff: Die Zeit seit März 2020, man kann also statt von Monaten fast schon von Jahren sprechen, war sowohl persönlich wie politisch eine ungemeine Herausforderung für mich, die Landesregierung und für alle Menschen in unserem Land.  

Persönlich, weil natürlich auch mir aufgrund der Einschränkungen die persönlichen Kontakte, zum Beispiel zu den Enkeln, gefehlt haben. Politisch, weil in kürzester Frist oft weitreichende Entscheidungen gefällt werden mussten: zu Eindämmungsmaßnahmen, zu Hilfen für Unternehmen und natürlich war da die Abstimmung mit Kommunen, Bund und den Gesundheitseinrichtungen.

Dr. Reiner Haseloff

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Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt

Und wer weiß, ohne die Pandemie wäre ich wohl nicht noch einmal als Spitzenkandidat meiner Partei zur Landtagswahl angetreten. Ich wollte mich in einer so schwierigen Situation aber nicht einfach aufs Altenteil zurückziehen. Das wäre mir wie eine Flucht erschienen.

TK: Welche Lehren oder Konsequenzen sollten zeitnah aus der Pandemie gezogen werden?

Haseloff: Wir müssen Deutschland vor allem pandemiefester machen, zum Beispiel indem wir autarker werden bei der Versorgung mit Medizinprodukten. Wir benötigen auch weitere Fortschritte bei der Digitalisierung. Wir haben gesehen, wie wichtig das in der Pandemie ist.

TK: Ist eine stärkere Abgrenzung von bundes- und landespolitischen Kompetenzen nötig?

Haseloff: Das Zusammenspiel von Bund und Ländern hat trotz mancher Herausforderungen und Schwierigkeiten insgesamt gut funktioniert. Das zeigt gerade auch der Vergleich mit anderen Ländern. Es ist wichtig, dass bei unterschiedlichen Ausgangslagen und einem divergierenden Infektionsgeschehen auch regional und lokal angepasst reagiert werden kann. Das ist nur möglich, wenn die Länder und Kommunen die entsprechenden Spielräume besitzen.

Zur Person

Dr. Reiner Haseloff ist seit 2011 Ministerpräsident des Landes und Mitglied des Landtages Sachsen-Anhalt. Zuvor war er Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt sowie Minister für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt. Seit 1990 ist Haseloff Mitglied des Landesvorstandes der CDU Sachsen-Anhalt und seit 2008 Mitglied des Bundesvorstandes der CDU. Haseloff, 1954 in Bülzig bei Wittenberg geboren, ist verheiratet und Vater zweier verheirateter Söhne. Er hat vier Enkelkinder.