Komplexe Leistungen gehören in kompetente Kliniken
Interview aus Nordrhein-Westfalen
Wir brauchen zukunftsfähige Krankenhausstrukturen, sagt die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion Susanne Schneider. Wie sie sich diese und eine künftige Gesundheitspolitik vorstellt, erläutert sie im Interview zur NRW-Landtagswahl 2022.

TK: In dieser Legislaturperiode wurde die Reform der Krankenhausplanung in NRW auf den Weg gebracht. Wie sollte die Struktur- und Finanzplanung für die Krankenhäuser in NRW in den nächsten Jahren gestaltet werden?
Susanne Schneider: Als Freie Demokraten wollen wir die Reform der Krankenhausrahmenplanung vor Ort konkret umsetzen und zukunftsfähige Krankenhausstrukturen schaffen. Mit einer entsprechenden zielgerichteten Investitionsförderung wollen wir den Strukturwandel unterstützen und gleichzeitig die Erreichbarkeit und Versorgung in der Fläche sichern. Dabei wollen wir die Behandlungsqualität verbessern, indem wir komplexe Leistungen an besonders geeigneten Standorten konzentrieren, ineffiziente Doppelstrukturen in Ballungszentren reduzieren sowie Kooperationen von Krankenhäusern sowohl mit Krankenhäusern als auch mit niedergelassenen Ärzten und Rehabilitationskliniken fördern. Darüber hinaus sollen die Versorgungsstrukturen und -kompetenzen der Rehabilitationskliniken stärker als bisher berücksichtigt werden.
Susanne Schneider, MdL
TK: Eine große Herausforderung ist die wohnortnahe medizinische Versorgung in den ländlichen Räumen in NRW. Mit welchen Maßnahmen möchten Sie die sektorenübergreifende medizinische Versorgung in ländlichen Räumen sicherstellen?
Schneider: Über die bestehende Landesförderung für Niederlassungen mit dem Hausarztaktionsprogramm hinaus wollen wir als Freie Demokraten gemeinsam mit den Körperschaften die Rahmenbedingungen für innovative Versorgungsangebote und ortsnahe Kooperationsformen verbessern. In unter- und schlechtversorgten Gebieten soll die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) für Kommunen flexibler werden. Eine Beschränkung auf Fachgruppen oder Rechtsformen sehen wir kritisch. Wir setzen uns dafür ein, dass die Gründung von Zweigpraxen und ausgelagerten Praxisräumen, sowohl für Vertragsärzte als auch für MVZ gerade in diesen Regionen flexibilisiert und entbürokratisiert wird.
Um mehr ärztlichen Nachwuchs gerade für ländliche Regionen zu gewinnen, wollen wir mehr Studienplätze an der Universität Witten-Herdecke schaffen und die medizinische Fakultät Ostwestfalen-Lippe weiter ausbauen. Zudem setzen wir uns dafür ein, Landarzt-Förderprogramme zu verstärken und den Quereinstieg in die Hausarzttätigkeit weiter zu unterstützen.
TK: Welche Vorstellungen haben Sie zu dem zukünftigen Coronamanagement? Mit welchem Konzept wollen Sie nach Ihren Erfahrungen der vergangenen 2 Jahre auf eine mögliche 5. Coronawelle im Herbst reagieren?
Schneider: Als Freie Demokraten wollen wir die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger stärken. Dies bedeutet, dass im weiteren pandemischen oder endemischen Verlauf Achtsamkeit und Rücksichtnahme sowie ein Basisschutz für Gesundheitseinrichtungen und vulnerable Personen weiterhin Geltung haben, aber der Staat nicht mehr Schutzvorschriften für viele Lebensbereiche erlassen muss. Ein Großteil der Bevölkerung kann sein individuelles Infektionsrisiko sowie Ansteckungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum erkennen und eigenverantwortlich entsprechende Schutzmaßnahmen treffen. Zudem setzen wir darauf, mit weiteren Impfungen und durchlebten Infektionen eine ausreichende Grundimmunisierung der Bevölkerung zu erreichen. Beim Impfen sollten auch eher unkonventionelle Wege beschritten werden, die an die jeweilige Lage in den einzelnen Kommunen und die Ansprache von Zielgruppen, die bisher noch nicht so gut erreicht wurden, angepasst werden.