Bielefeld, 16. August 2022. Neue und niedrigschwellige Zugangswege in die Suchtselbsthilfe zu schaffen, war das Ziel des Projektes "Suchtselbsthilfe braucht Zukunft - Zukunft braucht Suchtselbsthilfe". Drei Jahre nach dem Start zieht Projektleiterin Sarah Dregger vom Blauen Kreuz in der Evangelischen Kirche, Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V. (BKE NRW), eine positive Bilanz. "Sehr gut angenommen wurde das virtuelle Angebot 'mog - Meine Online-Gruppe", das zu einer festen Größe unseres Verbandes geworden ist", sagt Dregger. "Sogar aus anderen Bundesländern und dem Ausland nehmen Suchterkrankte an den virtuellen Gruppen teil."

Unterstützt und gefördert hat das einzigartige Konzept die Techniker Krankenkasse (TK). Beteiligt an der Umsetzung der Online-Gruppen ist der Verband Spielsucht Prävention und Hilfe NRW e. V.

Selbsthilfe hat einen zentralen Stellenwert

"Betroffene und deren Angehörige finden bei der Suchtselbsthilfe Unterstützung, die Ärztinnen und Ärzte in dieser Form nicht leisten können", erklärt Barbara Steffens, Leiterin der TK in NRW. Doch in ländlichen Regionen wie Ostwestfalen-Lippe seien Selbsthilfegruppen nicht immer leicht zu erreichen.

Zusätzlich sind durch die Pandemie Versorgungslücken entstanden, weil Treffen in Präsenz für mehrere Monate nicht mehr stattfinden konnten. "Diese Versorgungslücke hat das BKE NRW mit dem virtuellen Angebot 'mog - Meine Online-Gruppe' geschlossen. Aber auch junge und berufstätige Menschen profitieren von dem Online-Angebot, da sie zeitlich und örtlich flexibel sein können. Gerne haben wir deshalb das außergewöhnliche Projekt unterstützt und gefördert", sagt Steffens.

"mog" findet auch nach Corona großen Zuspruch

Das Projekt "mog" wurde bereits vor Corona gestartet. Denn was viele Menschen aktuell durch die Pandemie erleben - wenig soziale Kontakte, dafür wachsende psychische Belastungen - ist für suchtkranke Menschen Alltag. Die digitalen Gruppen werden von erfahrenen und geschulten Leiterinnen und Leitern, sogenannten Virtuellen Begleitenden (VIB), betreut. Einer von ihnen ist Dieter Bolte, Landesvorsitzender des BKE NRW: "Zu Beginn fand das Online-Angebot reichlich Zuspruch. Nach einem kleinen Sommertief besuchten ab Herbst wieder mehr Betroffene und Angehörige unsere virtuellen Gruppen. Im Mai dieses Jahres stiegen die Besucherzahlen trotz weitreichender Aufhebung von Corona-Regeln erneut auf das Level des Lockdowns im Frühjahr 2021. Diese Zahlen zeigen uns, dass 'mog' nicht nur ein Corona-Phänomen war."

Vielfältigkeit bei virtuellen Suchtselbsthilfe-Gruppen

Es gibt bei "mog" Gruppen für spezielle Suchtformen, eine Gruppe für Angehörige, aber auch offene Gruppen sowie ein Café für Interessierte, die sich einmal unverbindlich umschauen möchten. Herzstück von "mog" ist die Website, auf der sich Hilfesuchende zu den Gruppen anmelden können. Darüber hinaus gibt es Infos über Termine für digitale Treffen sowie über das erfahrene Leitungsteam. "Mit Hilfe des Feedbacks der Teilnehmenden entwickeln wir die Inhalte der Gruppen und das virtuelle Angebot ständig weiter", erklärt Projektleiterin Dregger.

Politik muss Online-Selbsthilfe unterstützen und fördern 

"Wir haben zwar unser Ziel erreicht, Suchtselbsthilfe im virtuellen Raum zu etablieren, aber es ist noch ein langer Weg zu gehen, bis die virtuelle Selbsthilfe auf politischer und struktureller Ebene angekommen ist. Hier sehen wir uns und alle anderen Akteurinnen und Akteuren sowie die Politik in der Pflicht, die Etablierung digitaler Selbsthilfe weiter zu fördern und zu unterstützen", fordern Dregger und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter.