Jede zehnte Kommune bittet um Hilfe bei der Arztsuche
Pressemitteilung aus Baden-Württemberg
Stuttgart, 25. Juli 2022. Das Thema Ärztemangel wird für immer mehr Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg zu einem massiven Problem. Knapp 100 Kommunen aus dem Südwesten haben sich allein in diesem Jahr an die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) gewandt, um sich bei der Suche nach einer Ärztin oder einem Arzt beraten zu lassen. Das sind rund zehn Prozent der Städte und Gemeinden im Land.
Thema brennt Kommunen unter den Nägeln
"Die Zahlen steigen deutlich an und zeigen, dass das Thema den Kommunen unter den Nägeln brennt," berichtet der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), Dr. Johannes Fechner. "Wir helfen zunächst einmal mit Versorgungsdaten, erläutern den rechtlichen Rahmen für Niederlassungen, geben Auskunft über Fördermöglichkeiten, sprechen Empfehlungen aus und vermitteln Kontakte," sagt Fechner. Dabei sei klar, dass die KVBW zwar den Sicherstellungsauftrag habe, es aber nur eine begrenzte Menge an Ärztinnen und Ärzten gebe, die zur Verfügung stünden. Trotzdem könnten die Gemeinden auch eigene Initiativen ergreifen. "Das fängt bei Schule und Kita an und hört bei der Unterstützung beim Aufbau von Versorgungszentren auf."
Hausarztdichte geht um 15 Prozent zurück
Laut Fechner ist es oft ein Bündel an Maßnahmen, das die Kommunen ergreifen. "Bei einer Reihe von Gemeinden haben die Fördermöglichkeiten der KVBW in Kombination mit Aktivitäten vor Ort zu einer Entlastung der Situation geführt." In Zukunft dürften wohl noch mehr Städte und Gemeinden auf die KVBW zugehen. Das IGES-Institut prognostiziert in einer von der Robert-Bosch-Stiftung in Auftrag gegebenen Studie, dass die Hausarztdichte in Baden-Württemberg zwischen 2019 und 2035 um 15 Prozent abnehmen wird.
Ambulante Medizin gewinnt an Bedeutung
Die Techniker setzt einen Schritt früher an und möchte bereits die Medizinstudierenden von den Vorteilen einer Tätigkeit als Landärztin oder Landarzt überzeugen. "Immer mehr Behandlungen können ambulant vorgenommen werden. Die Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner können in Zukunft noch mehr als heute eine Schlüsselrolle im Gesundheitswesen einnehmen", betont Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg.
Digitales Versorgungsnetz rasch aufbauen
Eine wichtige Voraussetzung dafür sieht sie im raschen Aufbau eines digitalen Versorgungsnetzes. "In einem solchen Netz können die Hausärztinnen und Hausärzte das gesamte medizinische Wissen optimal nutzen und im Austausch mit Krankenhäusern und anderen medizinischen Berufen für die Patientinnen und Patienten das bestmögliche Behandlungsergebnis erzielen."
TK-DocTour startet zum neunten Mal
Die Chancen der Digitalisierung für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sind ein Programmpunkt der diesjährigen TK-DocTour, die von der TK-Landesvertretung bereits zum neunten Mal durchgeführt wird. Von Montag, 25. Juli, bis Freitag, 29. Juli, sind zwölf Medizinstudierende aus ganz Deutschland unterwegs im Norden Baden-Württembergs zwischen Stuttgart, Heidelberg und Karlsruhe. Die Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner besuchen Arztpraxen, erfahren eine Menge über die Gründung und Fördermöglichkeiten einer Landarztpraxis, lernen die verschiedenen Optionen nach dem Medizinstudium kennen und kommen mit Politik und Kommunen in Kontakt.