Stuttgart, 11. November 2022. Bei der Behandlung von Diabetes Typ-2 werden in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen ab dem kommenden Jahr Zahnärztinnen und Zahnärzte miteinbezogen. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) ist in den beiden Bundesländern ein Projekt gestartet, das die direkte Überweisung von Patientinnen und Patienten mit Diabetes von Hausarzt- in Zahnarztpraxen ermöglicht. Rund 400 Praxen werden sich insgesamt daran beteiligen. Die Federführung liegt beim Universitätsklinikum Heidelberg. Mit dabei sind zudem unter anderem die Universitätsklinika Bonn und Düsseldorf sowie die TK.

Deutlich mehr Entzündungen

Der medizinische Hintergrund des Projekts liegt darin, dass bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes Typ-2 Parodontitis - also eine chronische Entzündung von Zahnfleisch und Kieferknochen - zwei bis dreimal häufiger vorkommt. Die Folge ist oft Zahnverlust. Umgekehrt ist die zahnmedizinische Behandlung von Parodontitis deutlich schwieriger bei Menschen mit erhöhten Blutzuckerwerten.

Digitale Vernetzung und Datenaustausch

"Es ist höchste Zeit, dass der gefährlichen Wechselwirkung von Diabetes und Parodontitis eine angemessene Therapie in Form einer integrierten Behandlung durch Hausarzt- und Zahnarztpraxen entgegengesetzt wird", sagte Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg, anlässlich des Welt-Diabetes-Tags am kommenden Montag. Das Projekt setzt auf digitale Vernetzung und vereinfachten Datenaustausch in elektronischen Patientenakten.

Nach derzeitiger Planung wird Anfang des Jahres 2023 in Zusammenarbeit mit den kassenärztlichen und kassenzahnärztlichen Vereinigungen sowie mehreren Fachgesellschaften, Verbänden und Praxisnetzwerken ein öffentlicher Aufruf an Haus- und Zahnarztpraxen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zur Teilnahme am Projekt erfolgen. Voraussetzung ist die regelmäßige Behandlung von gesetzlich Versicherten mit Typ-2 Diabetes oder Parodontitis. 

Hintergrund

Das Projekt "Digital Integrierte Versorgung von Diabetes mellitus Typ-2 und Parodontitis" - kurz "DigIn2Perio" - wird mit 5,4 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert. Projektleiter ist Prof. Dr. Dr. Stefan Listl, Leiter der Sektion Translationale Gesundheitsökonomie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD). Das Projekt wird evaluiert. Bei positivem Ergebnis ist die Übernahme in die Regelversorgung möglich.