Kaiserschnittrate in Baden-Württemberg relativ stabil
Pressemitteilung aus Baden-Württemberg
Stuttgart, 8. Juli 2022. Seit Beginn der Coronapandemie kommen in Deutschland wieder mehr Babys per Kaiserschnitt auf die Welt. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Abrechnungsdaten der Techniker Krankenkasse (TK). So wurde 2021 fast jedes dritte Baby auf dem OP-Tisch entbunden (29,4 Prozent). 2019 hatte die Kaiserschnittrate noch bei 27,9 Prozent gelegen, 2020 bei 28,2 Prozent. Damit ist die bundesweite Kaiserschnittrate das zweite Jahr in Folge gestiegen. In Baden-Württemberg ist sie mit 26,4 Prozent 2020 dagegen gegenüber dem Vorjahr (26,8 Prozent) sogar gesunken, und liegt 2021 mit knapp 27 Prozent immer noch unter dem Bundesschnitt.
Trend der Vorjahre setzt sich im Land fort
"Die Raten in Baden-Württemberg entsprechen unseren Erwartungen, da es im medizinischen Umfeld viele Bemühungen gibt, eine natürliche Geburt zu ermöglichen", sagt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung. Die bundesweite Entwicklung sei dagegen überraschend - auch hier sei, dem Trend der Vorjahre folgend, mit weiter sinkenden Kaiserschnittraten gerechnet worden.
Expertin sieht Verunsicherung bei Schwangeren
Prof. Dr. Stephanie Wallwiener von der Universitätsfrauenklinik Heidelberg: "Erklärungen sind schwierig. Wir wissen, dass es in Deutschland in der Pandemie besonders in den Lockdown-Phasen mehr Kaiserschnittgeburten gab. Denn viele Frauen waren verunsichert und haben sich eine bessere Planbarkeit gewünscht. Zugleich lassen sich jedoch gegenläufige Entwicklungen in manchen Regionen erkennen."
Angst begünstigt Kaiserschnitt
Mütterliche Vorerkrankungen wie beispielsweise Ängste oder Depressionen können laut TK-Geburtenreport einen Kaiserschnitt begünstigen. Durch eine gute Kommunikation und ausführliche medizinische Aufklärung könnten Hebammen, Ärzte und Ärztinnen den werdenden Müttern helfen, ihre Sorgen besser einzuordnen und Belastungen zu reduzieren. "Große Ängste und psychische Blockaden können einen Kaiserschnitt begründen, müssen es aber nicht", erklärt Professor Wallwiener. "Das sind Umstände, bei denen unter bestimmten Bedingungen auch eine normale Geburt stattfinden könnte."
Achtsam durch die Schwangerschaft
Die TK bietet schwangeren Versicherten seit März 2022 ein Online-Achtsamkeitstraining an, das Ängste abbaut, Stress reduziert und auf die Herausforderungen des Mutterseins vorbereitet. Online-Angebote wie die App "mamly" können die medizinische Versorgung der werdenden Mütter in Praxen und Kliniken sinnvoll flankieren. Für Situationen, die eine schnelle und persönliche Beratung erfordern, bietet die App bei Bedarf bis zu drei Coaching-Termine mit einer Expertin oder einem Experten an - zeitlich flexibel und digital per Videotelefonie. Das Versorgungsangebot ist für TK-Versicherte kostenfrei, jederzeit und unabhängig vom Ort nutzbar.
Der TK-Auswertung liegen alle abgerechneten Geburten von TK-Versicherten im Zeitraum von 2019 bis 2021 zugrunde.