Die Spitzenreiter in der Bewertung: Hausärzte, Pflegedienste und Apotheken. Denn mehr als drei Viertel der im Thüringen-Monitor 2019 Befragten bewerten das Angebot hausärztlicher Versorgung als gut. 92 Prozent finden die Versorgung mit ambulanten Pflegediensten in Ordnung. Und sogar fast alle Befragten (99 Prozent) sind sehr oder ziemlich zufrieden mit der Erreichbarkeit der nächsten Apotheke.

Ärztliche Versorgung: Wartezeiten beim Spezialisten

Damit die hausärztliche Versorgung so gut bleibt, haben die Thüringer zwei Wünsche. Alle Befragten sehen es als wichtig an, Hausärzte für den ländlichen Raum zu gewinnen. Und weitere 93 Prozent befürworten, das Angebot an Medizinstudienplätzen auszuweiten. Wie beide Pläne unter einen Hut gebracht werden können, machen uns die Nachbarn zwischen Salzwedel und Naumburg vor: In Sachsen-Anhalt gibt es seit diesem Jahr eine sogenannte Landarztquote. Um auch in Zukunft die Zufriedenheit der Thüringer mit ihrer hausärztlichen Versorgung zu erhalten, ist im Freistaat sowohl eine maßvolle Erhöhung der universitären Kapazitäten für Humanmediziner als auch eine spezielle Auswahl der Bewerber im Hinblick auf eine Zukunft in der ländlichen Versorgung denkbar. Denn die momentane Zufriedenheit kann sich in einem vom demografischen Wandel besonders betroffenen Bundesland wie Thüringen schnell ändern.

Termin-Warte­zeiten in Thüringen

TK-Infografik zu den Termin-Wartezeiten in Thüringen. Basierend auf dem Thüringen-Monitor 2019. Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Die Termin-Wartezeiten sind für 70 Prozent der Thüringer unbefriedigend. Werte aus dem Thüringen-Monitor 2019.

In der spezialisierten medizinischen Versorgung sprechen die Zahlen daher bereits eine andere Sprache. Wird die psycho-therapeutische Versorgung noch von guten zwei Dritteln (68 Prozent) der Thüringer gelobt, findet nur knapp mehr als die Hälfte die allgemeine fachärztliche Abdeckung zufriedenstellend (53 Prozent). Und hat man einen Facharzt der gewünschten Richtung gefunden, gilt es, lange auf einen entsprechenden Termin zu warten: 70 Prozent der Befragten sind mit der Wartezeit unzufrieden.

Terminservice

Hilfe bei der Wartezeitproblematik: der TK-Terminservice. Per Online-Formular oder telefonisch stehen Versicherten täglich von 7 bis 22 Uhr Experten für die Terminvereinbarung zur Verfügung - egal, ob eine Untersuchung beim Facharzt oder eine Heilmittelbehandlung ansteht. In einem vom Versicherten vorgegebenen Zeitrahmen wird von den Mitarbeitern so schnell wie möglich ein Termin vereinbart. Und das klappt - 2019 gab es thüringenweit 1.100 Anfragen. Und in 80 Prozent der Fälle konnte ein Termin nach Versichertenwunsch gefunden werden.

Klinikstruktur: großes Angebot, niedrige Auslastung

Muss ein Patient zur Behandlung stationär in eine Klinik, stehen in Thüringen dafür 43 Häuser zur Verfügung. Zum Teil liegen diese nur wenige Autominuten voneinander entfernt. Das heißt im Umkehrschluss: 93 Prozent der Thüringer sind auf dem Papier mit der Erreichbarkeit des nächsten Krankenhauses zufrieden.

Thüringen hat - der geringen Einwohnerzahl und Fläche zum Trotz - mit 731,9 die meisten Krankenhausbetten eines Flächenbundeslandes pro 100.000 Einwohner. Die Auslastung der Betten ist mit 76,7 Prozent dagegen eine der niedrigsten aller Bundesländer. Die Diskrepanz liegt auf der Hand: Zum einen werden immer mehr Leistungen an der Sektorengrenze zwischen ambulanter und stationärer Versorgung erbracht, zum anderen entsteht um spezialisierte Leistungen ein Wettbewerb zwischen den Einrichtungen. Dass gute Leistung zuerst Erfahrung braucht, ist beispielsweise Grundlage für die den Krankenhäusern vorgegebenen Mindestmengen bei speziellen Operationen. Und die Thüringer sind ebenso bereit, für bessere Leistungen auch weitere Anfahrten in Kauf zu nehmen.

"Nicht alle Krankenhäuser müssen alle Leistungen anbieten.“
Bodo Ramelow (Die Linke), dpa, 6.1.2020

Das enorme Angebot an stationärer Versorgung hat nämlich auch einen gewaltigen Haken. Gerade ländliche Häuser kämpfen mit finanziellen Sorgen und einem Mangel an Personal. Dem enormen Bedarf an Fachkräften im Gesundheits- und Pflegesektor mit Fachkräften aus dem Ausland Herr zu werden, finden 77 Prozent der Befragten wichtig. 

Die Politik im Freistaat kann hier mit der nächsten Krankenhausplanung die Weichen für eine zukunftssichere Versorgung mit größtmöglicher medizinischer Qualität stellen. Im Januar warb Bodo Ramelow (Die Linke) für eine stärkere Spezialisierung der Kliniken. Und fragt man die Bürger, begrüßen 98 Prozent die Einrichtung von Medizinischen Gesundheitszentren. Kleine Häuser also zu Basisversorgern auszubauen und sektorenübergreifende Versorgung für die Fläche anzubieten, ist nicht nur finanziell und organisatorisch der richtige Weg, sondern auch im Interesse der Patienten.