TK: Seit circa einem Jahr besteht zwischen Ihnen und der TK ein Vertrag zur Optimierung der Behandlung von subakuten und chronischen Rückenschmerzen. Berichten Sie bitte, wie läuft es? Nutzen TK-Versicherte dieses Angebot?

Dr. med. Mario Wähler: Der Vertrag wurde im zurückliegenden Jahr von den Versicherten der TK sehr gut angenommen und findet fast täglich seine Anwendung. Er beinhaltet eine ganze Reihe von verschiedenen Verfahren, die zur Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen der Wirbelsäule angewendet werden.  Diese Therapien sind mit einem hohen technischen Aufwand verbunden, da sie mit Hilfe von Computertomographen (CT) und Bildwandler (BV) durchgeführt werden. Speziell für die Durchführung der CT- gestützten Verfahren ist vor Behandlungsbeginn die Einholung einer Zweitmeinung durch einen Schmerztherapeuten Grundvoraussetzung für die Kostenerstattung durch die Krankenkassen, was erst vor einigen Jahren eingeführt wurde. Das hat unsere Behandlungen gerade bei akuten Rückenschmerzen, Bandscheiben- und Wirbelgelenkbeschwerden sehr eingeschränkt und verzögert.

Unser Vertrag mit der TK gibt uns jetzt die Möglichkeit, unverzüglich und ohne weitere Wartezeiten mit diesen Behandlungen zu beginnen, was von den Versicherten der TK mit hoher Akzeptanz angenommen wird. Ungeachtet dessen bleibt die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen und deren Schmerzsyndrome eine interdisziplinäre Aufgabe, sodass wir auch weiter sehr eng mit unseren Schmerztherapeuten zusammenarbeiten.

Der Vertrag gibt uns jetzt die Möglichkeit, unverzüglich und ohne weitere Wartezeiten mit diesen Behandlungen zu beginnen.

Dr. med. Mario Wähler

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Neurochirurg Rostock/Lütten-Klein

Zur Person

Dr. med. Mario Wähler machte nach seinem Medizin-Studium in Kiew (Ukraine) eine Weiterbildung zum Facharzt in der Neurochirurgie. 1992 erfolgte die Promotion an der Universität Carl Gustav Cars in Dresden. Danach wechselte er nach Osnabrück und gründete eine neurochirurgische Gemeinschaftspraxis. Bis 2000 war er Leiter der Abt. Wirbelsäulenchirurgie. 2001 zog es ihn in den Nordosten nach Greifswald. Seit 2013 ist er niedergelassener Neurochirurg in eigener Praxis mit angeschlossenem OP- Zentrum und Praxisklinik in Rostock. 

TK: Die periradikuläre Schmerztherapie (PRT) wird eingesetzt, um Schmerzen zu behandeln, die durch eine Reizung von Nervenwurzeln an der Wirbelsäule bedingt sind. Bitte klären Sie unsere Leser kurz auf, was ist eine PRT? Was passiert bei dieser Behandlungsmethode?

Dr. Wähler: Nervenreizungen oder Nervenkompression können bei Bandscheibenvorfällen, Einengungen des Wirbelkanales auch in Verbindungen mit degenerativen Veränderungen der kleinen Wirbelgelenke (Arthrose) auftreten. In diesen Fällen kann eine PRT- Behandlung neben anderen konservativen Therapien hinzugezogen werden, wo mit Hilfe des CT ein Gemisch aus einem örtlichen Betäubungsmittel und Cortison in unmittelbare Nähe des betroffenen Nervenaustrittes aus der Wirbelsäule und in die Nähe des Wirbelgelenkes  appliziert wird. Dazu werden zu Beginn unter dem CT die Koordinaten der Einstichstelle und des Zielpunktes bestimmt. Anschließend wird die Injektionsnadel gesetzt und deren korrekte Lage erneut im CT kontrolliert. Erst dann wird das Medikamentengemisch injiziert.

TK: Ist die Behandlung mit einem stationären Aufenthalt verbunden?

Dr. Wähler: Nein. Es handelt sich um eine ambulante Behandlung. Nach der Injektion verweilen die Patienten in der Praxis, um die Verträglichkeit oder eventuelle Nebenwirkungen der Injektion zu überwachen. Die meisten Patienten vertragen die Injektion gut und ohne Nebenwirkungen.

Die meisten Patienten vertragen die Injektion gut und ohne Nebenwirkungen.

TK: Als erfahrene Neurochirurg wissen Sie, wann eine Operation wirklich angezeigt ist. Können Sie schätzungsweise sagen, wie viel Prozent Ihrer Patienten eine Operation durch diese Schmerzbehandlung erspart blieb?

Dr. Wähler: Die Zahl der Patienten, die sich nach Ausschöpfen der konservativen Behandlungsmaßnahmen einschließlich PRT einer OP unterziehen, liegt deutlich unter 10 Prozent. Nicht selten stellen wir nach den klinischen Untersuchungen und MRT- Bildern eine relative OP-Indikation, sodass wir zunächst die konservative Therapie mittels PRT beginnen und oft schon nach kurzer Zeit eine deutliche Besserung der Beschwerden erreichen und eine OP nicht mehr nötig ist.

Schon nach kurzer Zeit erreichen wir eine deutliche Besserung der Beschwerden. Eine OP ist nicht mehr nötig.

TK: Also doch ein guter Erfolg, denn eine Operation birgt auch immer Risiken, oder?

Dr. Wähler: Sicher sind bei jeder Operation Komplikationen möglich. Diese hängen im Wesentlichen vom Schweregrad der degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule und damit verbunden dem Umfang der Operation sowie den eventuellen Einsatz von Implantaten ab. Insgesamt ist die Komplikationsrate sehr gering (unter 1 Prozent), da die meisten Operationen mit Hilfe des OP- Mikroskops durchgeführt werden. Seit Sommer 2020 haben wir einen zusätzlichen Vertrag mit der TK über stationsersetzende Leistungen, der uns erlaubt, Versicherte der TK, bei denen eine Operation dann doch erforderlich ist, diese in Rostock in unser Klinik zu operieren und postoperativ weiter zu betreuen. Auch diese spezielle Dienstleistung wird von den Versicherten der TK gern in Anspruch genommen.

Seit Sommer 2020 haben wir einen zusätzlichen Vertrag mit der TK über stationsersetzende Leistungen.

TK: Wie kommen die schmerzgeplagten Patienten zu Ihnen?

Dr. Wähler: Die Patienten kommen mit Überweisung ihres Hausarztes oder Facharztes (Orthopäden, Neurologen) zu uns. Ein Großteil kommt schon mit dem direkten Auftrag, eine PRT- Behandlung durchzuführen. Ein nicht geringer Anteil der Patienten meldet sich direkt telefonisch in unserer Praxis auch aufgrund von Mund-zu-Mund-Propaganda.

TK: Uns zu guter Letzt: Was raten Sie Ihren Patienten nach erfolgreicher Behandlung?

Dr. Wähler: Neben den schmerztherapeutischen Eingriffen und Behandlungen kommt der Physiotherapie - insbesondere der Krankengymnastik und dem Reha- Sport - ein hoher Stellenwert zu. Sie befähigen die Patienten, danach in Eigenregie die körperliche Fitness weiter zu verbessern. Eine stabile Muskulatur ist die beste Prophylaxe.