Kiel, 23. Februar 2023. Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Doch gerade in der Medizin können diese Fehler weitreichende Konsequenzen haben. Umso erfreulicher ist es, dass die Anzahl an vermuteten Behandlungsfehlern bei der Techniker Krankenkasse (TK) im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein weiter gesunken ist. Waren es 2021 noch 286 Fälle, gingen 2022 bei der TK 239 Fälle ein - rund 16 Prozent weniger. Damit bestätigt sich der Abwärtstrend der letzten Jahre (2019: 309 Fälle; 2020: 291 Fälle). Dennoch macht Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung, deutlich: "Jeder Behandlungsfehler ist natürlich einer zu viel. Hinzukommt, dass wir auf dem Papier nur die bei uns gemeldeten Fälle sehen. Die Dunkelziffer ist mit Sicherheit höher." Von den bei der TK gemeldeten Behandlungsfehlern bestätigt sich jeder dritte Fall.

Aufgeschobene OPs als möglicher Grund

Eine mögliche Begründung für die rückläufigen Zahlen sieht Schmidt-Bodenstein in den Folgen der Corona-Pandemie. Weniger Operationen bedeuten gleichzeitig auch weniger Behandlungsfehler. Damit die Zahl künftig noch weiter sinkt, ist seiner Ansicht nach Aufklärung gefragt. Daher beteiligt sich die TK an dem Projekt "SHARE TO CARE" am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Hierbei werden die Patientinnen und Patienten im Rahmen des sogenannten "Shared Decision Making" (SDM) so eng wie möglich in die Behandlung und Therapieplanung eingebunden. "Gut informierte Patientinnen und Patienten können gezielter Fragen zur konkreten Diagnostik und Therapie stellen. Das steigert die Patientensicherheit und senkt gleichzeitig das Risiko von Behandlungsfehlern", erklärt Sören Schmidt-Bodenstein.

Darüber hinaus fordert er, dass Betroffenen schneller geholfen wird. Ein großes Problem sei, dass die Haftpflichtversicherungen der Ärztinnen und Ärzte die Gerichtsverfahren unnötig in die Länge zögen. "Für die Betroffenen ist das eine unglaubliche Belastung. Nicht nur, dass sie mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen leben müssen. An so einem Prozess hängen womöglich auch ganze Existenzen, die Versorgung einer Familie - und nicht zu vergessen die psychische Belastung, die all das mit sich bringt." Dass die Bundesregierung einen Härtefallfonds für Betroffene einrichten möchte, begrüßt Schmidt-Bodenstein daher. Die TK fordert dies schon lange.

Hilfe für Betroffene

Die TK unterstützt Patientinnen und Patienten, die einen Behandlungsfehler vermuten, mit einer Beratungshotline (Telefon 040 - 46 06 61 21 40), einem Online-Lotsen und einer Beratungsbroschüre. Außerdem kann die TK in vielen Fällen kostenfreie Gutachten beim Medizinischen Dienst in Auftrag geben, die die Versicherten später für ihre juristische Auseinandersetzung nutzen können. In speziellen Fällen kann die TK auch medizinisch-juristische Gutachten bei privaten Gutachtern in Auftrag geben.

Hinweis für die Redaktion

Insgesamt sind bei der TK in Schleswig-Holstein über 520.000 Menschen versichert (Stand 1. Februar 2023).