Versorgungsangebot M@dita bietet großes Potenzial
Interview aus Schleswig-Holstein
Das M@dita-Programm vernetzt Schwangere mit regionalen Leistungserbringern, um sie während der Schwangerschaft individuell zu betreuen. Im Interview spricht die Frauenärztin Doris Scharrel über das neue digitale Angebot.

Mit dem M@dita-Programm soll die Versorgung von Frauen in Schleswig-Holstein während der Schwangerschaft und in der Stillzeit weiter verbessert werden. Im Interview spricht Doris Scharrel, Frauenärztin und Mitgründerin des Projekts, über die Vorteile des innovativen Angebots.
TK: Das neue Programm M@dita soll werdende Mütter in Schleswig-Holstein unterstützen. Wie genau kann das Angebot zu einer besseren Versorgung Ihrer Ansicht nach beitragen?
Doris Scharrel: M@dita hat das Ziel, die Rate der Frühgeburtlichkeit zu senken und die Stillquote bis vier Monate nach der Geburt zu erhöhen. Mit dem M@dita-Portal wird die gemeinsame digitale Dokumentation unterstützt, die Frauenärztinnen und Frauenärzte sowie Hebammen bei der Betreuung der Schwangeren zum Austausch von Informationen und Befunden zur Verfügung steht. So kann gezielt bei Interventionsbedarf reagiert werden.
Digitale Versorgungsangebote sind aus der medizinischen Versorgung nicht mehr wegzudenken.
TK: Wo sehen Sie persönlich dabei den größten Nutzen für die Schwangeren?
Scharrel: Mit der M@dita-App auf ihrem Smartphone haben Schwangere immer den Mutterpass, ihre individuellen Beratungsangebote und umfangreiche Informationen im Glossar und Wiki-Texten in digitaler Form dabei. Dabei wird viel Wert auf den Datenschutz gelegt, damit die persönlichen Daten nur der Schwangeren zur Verfügung stehen.
Doris Scharrel
TK: Welche Vorteile bietet M@dita konkret für die Frauenärzte und Frauenärztinnen?
Scharrel: Frauenärztinnen und Frauenärzte betreuen Schwangere nach den Vorgaben der Mutterschafts-Richtlinien. Dazu gehört die Dokumentation der Befunde im Mutterpass und in den medizinischen Daten der Praxis-Software. Mit M@dita wird diese Dokumentation digital in der M@dita-App und im Portal ohne Extraaufwand umgesetzt. Die umfangreichen Beratungen zu Risiken werden strukturiert durch eine Anamnese über Risikofragebögen ergänzt. Beim Risiko Rauchen, Alkohol, Drogen, psychosozialer Belastung, Bewegungsmangel und Ernährungsproblemen vermittelt M@dita gezielt regionale und Online-Angebote über die App ohne aufwendige Suche für das Praxisteam.
TK: Welchen Stellenwert haben digitale Angebote für werdende Eltern? Wo sehen Sie hier vielleicht auch noch Potenzial, die Versorgungsangebote weiter zu verbessern - insbesondere in Schleswig-Holstein?
Scharrel: Digitale Versorgungsangebote sind aus der medizinischen Versorgung nicht mehr wegzudenken. 25 Prozent der frauenärztlichen Praxen in Schleswig-Holstein haben 2020 in Pandemiezeiten ärztliche Beratung im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge per telemedizinischer Sprechstunde durchgeführt.
Insbesondere Schleswig-Holstein als Flächenland braucht wegen häufig langer Anfahrtswege bei schlechter Infrastruktur medizinische Versorgung in digitaler Form. Für diese Art von Versorgung gibt es ein großes Potenzial. Angefangen mit der Kommunikation im Medizinwesen KIM für den Austausch wichtiger Informationen zwischen Ärzten und Ärztinnen in Klinik und Praxis, der Übermittlung der eAU, den digitalen Gesundheitsanwendungen per App und der elektronischen Patientenakte ePA, könnte man sich für werdende Eltern Angebote zu Vorbereitungskursen oder eine virtuelle Kreißsaal-Besichtigung vorstellen.
Zum Versorgungsprogramm M@dita
M@dita (Mutterschaftsvorsorge@digital im Team von Anfang an) wird seit Anfang 2020 über den Innovationsfonds des GB-A gefördert. Teilnehmen können seit Sommer 2021 Schwangere, die bei der AOK NordWest oder bei der Techniker Krankenkasse versichert sind.