In der medizinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten erleben wir aktuell einen Modernisierungsschub. Und der hat viel mit Corona zu tun - aber auch damit, dass die Zeit für Veränderungen inzwischen einfach reif ist. Neue Angebote entstehen derzeit und etablieren sich zusehends. Ein Beispiel hierfür ist die Video-Sprechstunde.

Rasanter Anstieg von Video-Sprechstunden im Norden

In Schleswig-Holstein haben sich TK-Versicherte im ersten Quartal 2020 insgesamt 77 Mal ausschließlich über Video-Sprechstunden von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten behandeln lassen. Im zweiten Quartal waren es schon 626 Fälle. Bundesweit haben wir eine ähnlich dynamische Entwicklung. Die Vorteile für alle Beteiligten liegen auf der Hand: Patientinnen und Patienten bleiben lange Anfahrtswege und unnötige Wartezeiten erspart - Ärztinnen und Ärzte können die Abläufe in ihrer Praxis schlanker und effizienter organisieren. Dazu sinkt für alle die Ansteckungsgefahr.  

Die Vorteile liegen auf der Hand: lange Anfahrtswege und unnötige Wartezeiten bleiben erspart, besser organisierte Abläufe in den Praxen und die Ansteckungsgefahr sinkt. 
Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter TK-Landesvertretung  

Video-Boom in der Psychotherapie

Gleiches kann man auch für die Psychotherapie beobachten. Die Auswertung, der uns für das erste Halbjahr 2020 vorliegenden Abrechnungsdaten, zeigt, dass von Januar bis März 545 Videotherapiestunden in Schleswig-Holstein erbracht wurden, im zweiten Quartal bereits 4.460. Ein Anstieg um satte 718 Prozent. 

Natürlich kann die Video-Telefonie kein Allheilmittel sein, aber eine wichtige Bereicherung im Farbkasten der Therapie-Optionen. Unsere Erfahrungen mit dem Behandlungsangebot Invirto - Die Therapie gegen Angst  zeigen, dass leitliniengerechte Psychotherapie in bestimmten Fällen von zu Hause möglich ist. Bei der Therapie können Betroffene ihre Ängste mit einer psychotherapeutischen App, Übungen zur Angstbewältigung mit Virtuell Reality und mit therapeutischer Begleitung durch Video-Telefonate in den eigenen vier Wänden selbst behandeln. Am Beginn steht ein Erstgespräch mit einer umfangreichen psychotherapeutischen Diagnostik. Während der Corona-Pandemie gibt es das Angebot, dieses Gespräch per Videotelefonie mit den Therapeutinnen und Therapeuten des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) zu führen. 95 Prozent der Patientinnen und Patienten haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. 

Sören Schmidt-Boden­stein

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Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein

Fernbehandlung über die TK-Online-Sprechstunde

Gerade wenn wir Versorgung komplexer denken, ist die Videotelefonie wichtig - nämlich als ein entscheidender Baustein in der Fernbehandlung. Im Pilotprojekt TK-Online-Sprechstunde können sich unsere Versicherten bei acht Krankheitsbildern, vom grippalen Infekt und Magen-Darm-Infekt bis hin zu Migräne und Rückenschmerzen, vom heimischen Krankenbett aus über die App TK-Doc ärztlich behandeln lassen. Über 3.000 Versicherte der TK haben das Angebot, dass wir gemeinsam mit dem Telearzt-Zentrum der ife-Gesundheits-GmbH auf Gut Nehmten im Kreis Plön umsetzen, bereits in Anspruch genommen. 

Wenn wir Versorgung komplexer denken, ist die Video-Telefonie ein wichtiger Baustein.
Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter TK-Landesvertretung

Digitale Neuerungen stehen vor der Tür

Die Video-Sprechstunde zeigt, wie schnell sich bei entsprechenden Vorteilen für alle Beteiligten Veränderungen durchsetzen. Eine ganze Reihe weiterer Neuerungen stehen vor der Tür. Wir werden uns an Begriffe wie DiGa, DiPa und ePA schnell gewöhnen. Und an ein ganz selbstverständliches verzahntes Miteinander von Angeboten vor Ort und der Nutzung digitaler Unterstützung. Die Versorgung wird bunter - und das ist gut so!