Im bisherigen Versorgungsalltag entscheiden die Leistungserbringenden oft allein, welche Therapien angewendet werden. Die gegenwärtige Studienlage legt jedoch nahe, dass gemeinsame Behandlungsentscheidungen einen positiven Effekt auf den Behandlungsverlauf und den späteren Gesundheitszustand haben. Vor der Umsetzung der gemeinsamen Entscheidung werden verschiedene Behandlungsoptionen besprochen. Nach einer umfassenden Informationsphase entwickeln die Beteiligten partnerschaftliche einen Behandlungsplan. Zur optimalen Umsetzung dieser Prozedur steht sowohl ein umfangreiches Kommunikationstraining der Ärztinnen und Ärzte, als auch die Vermittlung wissenschaftlich geprüfter Infromationen zu Behandlungsmöglichkeiten an die Patientinnen und Patienten im Fokus. Neben den verschiedenen Handlungsmöglichkeiten werden zudem die individuellen Lebensumstände und Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigt.

Erhöhte Patiensicherheit durch gemeinsame Entscheidungen

Bei den meisten Erkrankungen gibt es unterschiedliche Therapiemöglichkeiten. Bei der Auswahl des richtigen Ansatzes, sollte immer das Wohl der Patientinnen und Patienten im Vordergrund stehen. Die Behandlung muss also auch zur Person selbst und deren Lebensumständen passen. Durch den umfangreichen Informationsaustausch zwischen den Ärzten und Patientinnen könnten unerwünschte Behandlungsverläufe und schwerwiegende Behandlungsfehler vermieden werden. Gleichzeitig werden bessere Versorgungseffekte erzielt, da die betroffenen Person bei der eigenen medizinischen Behandlung mitbestimmen können. Das Modell hat aus Perspektive der TK Vorbildwirkung für viele Behandlungsentscheidungen im Gesundheitswesen und kann dazu beitragen, die Patientensicherheit und die Behandlungsqualität deutlich zu erhöhen. Im Nachbarland Schleswig-Holstein wird der Shared Decision Making-Ansatz bereits erprobt. Dort bietet die TK gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) derartige Behandlungsangebote für die stationäre als auch für ambulante Behandlung. Das Angebot existiert am UKSH Kiel und Lübeck und ist bundesweit zugänglich.

Implikationen für Mecklenburg-Vorpommern

Die erwarteten Aufwände für eine flächendeckende Übertragung des Ansatzes in unser Bundesland sind hoch. Diese stehen jedoch den weiterhin rapide ansteigenden Versorgungskosten und der immer weiter fortschreitenden Verbreitung von chronischen Erkrankungen gegenüber. Gerade für Menschen mit chronischen Gesundheitsproblemen, die bestehende Therapieverordnungen nicht vollständig umsetzen, bietet das Modell Chancen. Dies betrifft sowohl verhaltensbezogene Therapien, als auch Aspekte wie die Medikamenten Adhärenz. Grundsätzlich ebnet der Ansatz den Weg für eine stärkere sprechende Medizin und eine größere Patientenorientierung im Gesundheitssystem. Mit Blick auf die Herausforderungen im Gesundheitssystem unseres Bundeslandes sind dies genau die Themen, die aussichtsreiche Chancen bieten.