Mehr Kaiserschnitt-Geburten - Trendumkehr in der Coronazeit
Pressemitteilung aus Bayern
München, 8. Juli 2022. In Bayern kamen vergangenes Jahr 28,9 Prozent der Babys per Kaiserschnitt, auch Sectio genannt, auf die Welt. "Damit stieg im Freistaat die Kaiserschnitt-Rate das zweite Jahr in Folge an und lag eineinhalb Prozentpunkte höher als 2019", sagt Christian Bredl, Leiter der Techniker Krankenkasse (TK) in Bayern. "Das bedauere ich sehr, denn davor konnten wir seit 2016 kontinuierlich einen Rückgang dieser Quote verzeichnen." Nach der TK-Auswertung, der alle abgerechneten Geburten von TK-Versicherten im Zeitraum von 2016 bis 2021 zugrunde liegen, ist Bayern nun wieder auf dem Niveau von 2017.
Bayern liegt im Bundestrend
Wie in Bayern stieg auch im Bund seit Beginn der Corona-Pandemie die Quote der Kaiserschnitt-Geburten um rund eineinhalb Prozentpunkte an. 2021 betrug der Wert bundesweit 29,4 Prozent nach 27,9 Prozent im Jahr 2019. Welche Auswirkungen die Pandemie auf die Sectio-Quote hat, ist noch unklar. Wie vor der Pandemie gab es in den vergangenen zwei Jahren starke regionale Unterschiede und sowohl steigende als auch sinkende Kaiserschnitt-Quoten in den Bundesländern.
Kaiserschnitt-Kinder haben erhöhtes Risiko für ADHS und Bronchitis
Die Zunahme der Kaiserschnitt-Entbindungen sieht Bredl kritisch: "Ich hoffe, wir können den steigenden Trend brechen und die Quote sinkt in den kommenden Jahren wieder. Das wäre auch zum Vorteil für die Neugeborenen." Kinder, die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, haben später ein deutlich erhöhtes Krankheitsrisiko. So ist für Kaiserschnitt-Kinder beispielsweise das Risiko in den ersten acht Lebensjahren für ADHS um 16 Prozent und für eine chronische Bronchitis um fast zehn Prozent erhöht.
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) legte im Juni 2020 die erste S3-Leitlinie zum Kaiserschnitt vor. Darin gibt es keine Vorgabe zu einer Sectio-Rate. Die Expertenrunde sieht es aber als gesichert an, dass über 15 Prozent Kaiserschnitt-Geburten keinen günstigen Einfluss auf die mütterliche und neonatale Morbidität und Mortalität hat.
Werdende Eltern besser über Risiken aufklären
In Bayern liegt der Wert mit knapp 29 Prozent fast doppelt so hoch. Die TK fordert deshalb ein differenziertes Abwägen bei Sectio-Entbindungen. "Ein Kaiserschnitt sollte nur durchgeführt werden, wenn eine natürliche Geburt die Gesundheit oder das Leben von Mutter und Kind in Gefahr bringen würde", sagt Bredl. "Je schwächer die medizinische Indikation für eine Sectio ist, desto umfassender sollten Ärzte und Geburtshelfer die werdenden Eltern aufklären".
Natürlich muss dabei über die längerfristigen Folgen eines Kaiserschnitts für das Baby ausführlich informiert werden. Nur so kann die Schwangere zusammen mit ihrem Partner die richtige Entscheidung treffen.
Digitale Chancen für werdende Mütter nutzen
Online-Angebote wie die App "mamly" können die junge Familie unterstützen, Ängste und Stress abzubauen und sich auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten. Ist schnelle und persönliche Beratung erforderlich, bietet die App bis zu drei Coaching-Termine digital per Videotelefonie mit einer Expertin oder einem Experten an. Das Versorgungsangebot gibt es seit März 2022 und ist für TK-Versicherte kostenfrei und jederzeit nutzbar.
Hinweis für die Redaktion
Die TK hat in Bayern knapp 1,5 Millionen Versicherte und zählte vergangenes Jahr 18.455 Geburten. Der TK-Kindergesundheitsreport hat die Abrechnungsdaten von rund 38.800 TK-versicherten Kindern von der Geburt bis zum achten Lebensjahr analysiert und Zusammenhänge von Kaiserschnitt und Risiken für die Gesundheit der Kinder untersucht.
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