Position aus Thüringen
Ländliche Krankenhausstrukturen in der Krise
Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen, findet: Um Thüringer Klinikstandorte jenseits der größeren Zentren Perspektiven geben zu können, braucht es eine sektorenübergreifende Planung, die sich am medizinischen Versorgungsbedarf der Zukunft orientiert und die vorhandenen Fachkräfte berücksichtigt.

In diesem Jahr melden Thüringer Medien in bisher noch nie dagewesener Dichte Probleme in und um Thüringer Kliniken. Defizite von Kreiskrankenhäusern, kurzfristige Schließungen von Notfallstrukturen, Diskussionen um dauerhaften Abbau von Fachabteilungen oder deren Konzentration an einem Standort.
Dies alles betrifft vor allem die ländlichen Räume, die vom Bevölkerungsrückgang besonders betroffen sind und deren Attraktivität für Fachkräfte derzeit schwindet. Die dort vorhandenen Versorgungsstrukturen sinnvoll weiterzubetreiben, ist schlicht unmöglich, auch wenn man dies in Schleiz, Neuhaus und anderswo nicht so gern hört.
Guido Dressel
Thüringen braucht eine visionäre Krankenhausplanung
Die Landespolitik betätigt sich eher als Feuerwehrmann im Einzelfall denn als Planungsingenieur visionärer Krankenhausstrukturen für Thüringen, wie die Erfahrungen mit den gescheiterten Plänen der ehemaligen DRK-Klinikgesellschaft zeigen. In der jetzigen parteipolitischen Konstellation im Land und unter den Pandemiebedingungen ist dies sogar nachvollziehbar.
Doch die Problemstandorte brauchen rasch Perspektiven. Der herkömmliche Weg im Rahmen des nächsten Krankenhausplans kann diese jedoch nicht bieten. Vielmehr muss baldmöglichst ein Einstieg in die sektorenübergreifende Planung erfolgen. Diese muss sich am medizinischen Versorgungsbedarf der Zukunft orientieren und die mittelfristig vorhandenen Fachkräftereserven vor Ort berücksichtigen. Auf dieser Basis sollten künftig größere Investitionsentscheidungen und Anträge im Rahmen der Krankenhausstrukturförderung erfolgen.