Nachgefragt: Corona-Ausgleich für Kliniken
Interview aus Baden-Württemberg
Die finanzielle Handlungsfähigkeit der Krankenhäuser wird durch Corona nicht beeinträchtigt.
Krankenhäuser können Verluste als Folge der Corona-Pandemie in einem separaten Corona-Ausgleichsverfahren geltend machen.
TK: Herr Koffner, vor gut einem Jahr wurde festgelegt, dass Kliniken aufgrund des Verschiebens von nicht notwendigen Operationen eine Freihaltepauschale in gestaffelter Höhe von 360 bis 740 Euro pro Tag und nicht belegtem Bett erhalten und für jede zusätzliche intensivmedizinische Behandlungseinheit einen Bonus in Höhe von 50.000 Euro. Warum braucht es da zusätzliche individuelle Ausgleichsverfahren vor Ort?
Markus Koffner: Die Krankenhäuser können in der Tat zusätzlich finanzielle Mittel, sogenannte Ausgleiche, einfordern, wenn trotz erhaltener Freihaltepauschalen die Erlöse gesunken sind. Nun geht es in den Verhandlungen vor Ort darum, die als Folge der Pandemie entstandenen Einbußen der Kliniken krankenhausindividuell zu ermitteln und zumindest anteilig auszugleichen.
TK: Wie läuft das konkret ab?
Koffner: Die Klinik muss die Erlöse anhand der Abrechnungen mit den Krankenkassen detailliert darlegen. Man betrachtet dabei den Zeitraum März bis Dezember 2020 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Hat eine Klinik in diesem Zeitraum weniger Erlöse als im Vorjahr, wird der Verlust zu 85 Prozent ausgeglichen.
Die Freihaltepauschalen fließen in den Gesamterlös mit ein, allerdings ebenfalls nur zu 85 Prozent.
TK: Im laufenden Jahr 2021 wirkt sich die Pandemie ebenfalls noch aus. Gibt es dafür auch eine Regelung?
Koffner: Ja, hier wurde folgendes vereinbart: Krankenhäuser, die im ersten Quartal 2021 einen Belegungsrückgang gegenüber dem Jahr 2019 verzeichnen und bislang keine Freihaltepauschalen aus Bundesmitteln erhalten haben, können eine Abschlagszahlung auf den Corona-Ausgleich 2021 verlangen und in Form eines Zuschlags abrechnen.
Dieses Geld bekommen die Kliniken als Liquiditätshilfe bereits zeitnah in diesem Jahr, müssen es dann aber im kommenden Jahr beim Corona-Ausgleich 2021 in voller Höhe verrechnen.
TK: Wie sind Kliniken bisher finanziell durch die Pandemie gekommen?
Koffner: Die umfangreichen Maßnahmen zur wirtschaftlichen Sicherung der Kliniken haben nach unserer Wahrnehmung dazu geführt, dass die allermeisten Kliniken finanziell gut durch diese sehr schwierige Phase gekommen sind. Politik und Krankenkassen haben dazu beigetragen.
Laut dem "Abschlussbericht des Expertenbeirats zur Überprüfung der Auswirkungen der Covid-19-Regelungen auf die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser" gab es Kliniken - insbesondere psychiatrische Kliniken - die ihre Erlöse aufgrund der Freihaltepauschalen sogar steigern konnten! In solchen Fällen findet übrigens kein Ausgleich statt.