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86 Prozent würden nahe Angehörige pflegen (2/7)
Die Pflegebereitschaft der Menschen in Deutschland ist groß: 86 Prozent sind bereit, nahe Verwandte zu pflegen. Selbst eigene Krankheit oder die Übernahme der Körperpflege eines Angehörigen stellen für viele Menschen kein Hindernis dar. Das zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage TK-Meinungspuls Pflege.

Straßenumfrage: Können Sie sich vorstellen einen nahen Angehörigen zu pflegen?

Obwohl Pflege eine große Herausforderung darstellt, können sich 86 Prozent der Menschen in Deutschland vorstellen, einen pflegebedürftigen Angehörigen mehrere Stunden in der Woche zu versorgen. Etwas geringer ist diese Bereitschaft, wenn eine Demenz vorliegt: Zur Pflege von nahen Angehörigen mit Demenz erklärt sich jedoch mit 79 Prozent noch eine große Mehrheit bereit.
Ob bereits Erfahrungen mit dem Thema Pflege bestehen, wirkt sich auch auf die Pflegebereitschaft aus. Wer durch persönliche Kontakte bereits Erfahrung mit Demenz hat, ist pflegeskeptischer: 17 Prozent dieser "Demenzerfahrenen" kann sich nicht vorstellen, einen Angehörigen zu pflegen. Unter denjenigen ohne Demenzerfahrung sind das nur 11 Prozent.
86 Prozent würden Angehörige pflegen
Acht von zehn chronisch Kranken würden pflegen
Der eigene Gesundheitszustand beeinflusst die Pflegebereitschaft - dennoch ist Krankheit für die große Mehrheit kein Hindernis: Während 88 Prozent derjenigen, die sich gesund fühlen, bereit sind, einen nahen Angehörigen zu pflegen, können sich das auch 72 Prozent der Menschen mit schlechterer Gesundheit vorstellen. Auch acht von zehn chronisch Kranken signalisieren Pflegebereitschaft, unter den Gesunden sind es 89 Prozent.
Wer ist bereit zu pflegen?
Zwei Drittel würden Körperpflege eines Angehörigen übernehmen
Danach gefragt, welche Aufgaben sie für einen Pflegebedürftigen übernehmen würden, ergab folgendes Bild: Fast alle Menschen in Deutschland (96 Prozent) würden einem pflegebedürftigem Angehörigen Gesellschaft leisten, z. B. vorlesen oder gemeinsam spazieren gehen. Unterstützung im Haushalt würden 80 Prozent der Menschen leisten. Zwei Drittel (66 Prozent) können sich vorstellen, bei der Körperpflege zu unterstützen. Nur jeder Zweite wäre allerdings bereit, zu wickeln oder Bettpfannen zu leeren.
Vorlesen ja, Vorlagen wechseln eher nicht
Wer Pflegeerfahrung hat, ist eher bereit zu pflegen
Welche Aufgaben in der Körperpflege die Befragten bereit sind zu übernehmen, hängt auch von der persönlichen Erfahrung damit ab: Knapp 6 von 10 Menschen mit Kindern im Haushalt, wären bereit auch Pflegebedürftige zu wickeln. Unter denjenigen, mit beruflicher Pflegeerfahrung sind es sogar 73 Prozent. Bei der Körperpflege kann sich zwei Drittel der Eltern (66 Prozent) vorstellen, einen Angehörigen zu unterstützen. Unter professionell Pflegenden sind es 83 Prozent.
Wer Pflege kennt, ist bereit zu pflegen
Pflegebereitschaft höher als vermutet
Vergleicht man die Bereitschaft zur Pflege mit deren öffentlichem Image fällt auf: Die Realität in Sachen Pflegebereitschaft sieht deutlich besser aus als die Vorstellungen davon: Obwohl 68 Prozent sagen, dass die Bereitschaft zur Pflege abnimmt, können sich 86 Prozent vorstellen, selbst einen Angehörigen zu pflegen.
Pflege: Realität besser als Vorstellung
Hinweis für die Redaktionen
Im Auftrag der TK befragte Forsa im April 2018 für den TK-Meinungspuls Pflege bevölkerungsrepräsentativ 1.007 Menschen in Deutschland zum Thema Pflege. In computergestützten Telefoninterviews wurden in Privathaushalten lebende Personen ab 18 Jahren befragt. Die Stichprobe ist nach Region, Geschlecht, Alter und Bildung gewichtet.