Über die Hälfte der Pflegebedürftigen in Thüringen werden allein von Angehörigen gepflegt
Pressemitteilung aus Thüringen
Erfurt, 29. November 2022. Mehr als jeder zweite Pflegebedürftige in Thüringen, nämlich 86.158 von insgesamt 166.453 Menschen, wurde Ende 2021 zu Hause allein von Angehörigen gepflegt. Das berichtet die Techniker Krankenkasse (TK) und beruft sich auf Zahlen des Statistischen Landesamtes.
Die Zahl der Pflegebedürftigen, die ausschließlich Pflegegeld beziehen und keine ambulante oder stationäre Hilfe in Anspruch nehmen, stieg in den vergangenen Jahren besonders deutlich. So wurden im Jahr 2019 70.131 Pflegebedürftige von Angehörigen gepflegt und 2021 bereits 86.158. Das entspricht einer Wachstumsrate von 22,9 Prozent.
Rückgang der vollstationären Pflege
Während der Anteil derer abnahm, die vollstationär im Heim gepflegt wurden, stiegen die Zahlen der Pflegebedürftigen, die ambulant durch beispielsweise einen Pflegedienst gepflegt wurden, deutlich. 2017 wurden 25.398 Pflegebedürftige vollstationär gepflegt. Im Jahr 2019 waren es 25.307 und 2021 noch 23.747 Menschen. Das entspricht einem Rückgang von in Summe 6,5 Prozent.
2021 nahmen 38.649 Menschen ambulante Pflege in Anspruch. Das sind 4.187 mehr Menschen als 2019. Im Vergleich zu 2017 sind es sogar 9.767 mehr Menschen.
"Thüringens größter Pflegedienst sind die Angehörigen. Den aktuellen Zahlen zufolge verschärft sich das immer weiter und macht einmal mehr deutlich, dass wir pflegende Angehörige dringend mehr unterstützen und entlasten müssen", sagt Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen. "Der ungewöhnlich starke Rückgang in der vollstationären Pflege ist vermutlich auf die Coronapandemie zurückzuführen. Die hat Alten- und Pflegeheime besonders hart getroffen."
Höchste Steigerungen bei Pflegegrad 1 bis 3
Ein Blick auf die Pflegegrade-Statistik zeigt, dass die gestiegene Zahl Pflegebedürftiger in Thüringen sich besonders aus Menschen mit Pflegegrad 1 bis 3, also mit geringen bis schweren Beeinträchtigungen, speist.
Im Pflegegrad 1 war die Steigerung mit 160 Prozent von 8.208 Menschen (2019) auf 21.337 Frauen und Männer (2021) besonders hoch. Dieser Sprung lässt sich zu großen Teilen durch eine statistische Korrektur erklären. Menschen mit Pflegegrad 1, die ausschließlich Leistungen der nach Landesrecht anerkannten Angebote zur Unterstützung im Alltag erhielten oder ohne Leistungen der ambulanten Pflege-/Betreuungsdienste oder Pflegeheime, wurden in den Vorjahren unter- und jetzt nacherfasst (vergl. Fußnote 7).
In den Pflegegrad 2 wurden vergangenes Jahr 67.859 Menschen eingestuft und damit 13 Prozent mehr als 2019. Im Pflegegrad 3 betrug der Anstieg 20,5 Prozent auf 49.531 Menschen im Jahr 2021. Demgegenüber erscheint das Wachstum in Pflegegrad 4 (6,9 Prozent) auf 19.776 Menschen und Pflegegrad 5 (2,6 Prozent) auf 7.873 Männer und Frauen eher gering.
"Gleichzeitig sind auch sieben beziehungsweise drei Prozent mehr Pflegebedürftige in den Graden 4 und 5 viel, wenn man bedenkt, dass die Unterstützung, die diese Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen benötigen, enorm ist", sagt Dressel.
"Sowohl im Sinne der Menschen und ihrer Lebensqualität als auch mit Blick auf die Fachkräftesituation muss es unser Ziel sein, dass ältere Menschen möglichst lange selbstständig und mit Hilfe ihrer Angehörigen in den eigenen vier Wänden leben können. Dafür gibt es inzwischen bereits einige Unterstützungsangebote . Viele davon nutzen die Chancen, die die Digitalisierung für die Pflege bietet."