Kiel, 2. Juni 2022 Körperliche Belastungen und Stress durch Personalengpässe: Dies sind mögliche Ursachen, weshalb Pflegekräfte in Schleswig-Holstein häufiger krankgeschrieben wurden als Berufstätige aus anderen Tätigkeitsfeldern. So zeigt eine aktuelle Sonderauswertung der Techniker Krankenkasse (TK), dass Pflegekräfte 2021 im Schnitt für 25,4 Tage krankheitsbedingt ausgefallen sind. Zum Vergleich: Insgesamt waren Berufstätige Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner mit 16,12 Fehltagen in 2021 deutlich seltener krankgeschrieben. Im bundesweiten Vergleich liegen die Fehltage von Pflegekräften aus dem nördlichsten Bundesland 9,1 Prozent über dem Durchschnitt von 23,3 Fehltagen.  

So lange fehlen Pfle­ge­kräfte

TK-Infografik: Fehltage pro Pflegekräfte nach Regionen im Jahr 2021 Quelle: TK-Gesundheitsreport 2022 Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Fehltage pro Pflegekräfte nach Regionen im Jahr 2021 und relative Abweichung vom Bundeschnitt. Quelle: TK-Gesundheitsreport 2022

Maßnahmen zur Entlastung von Pflegekräften 

Für eine zukunftsfähige Pflege hält die TK die Weiterentwicklung von Organisations- und Arbeitsformen für essenziell. Deswegen unterstützt die TK in Schleswig-Holstein Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser dabei, gesundheitsfördernde Maßnahmen und Strukturen im Betrieb zu schaffen. Modelle wie Mook we gern in Heide oder die Handreichung Starke Pflege durch gesunde Mitarbeitende  zeigen, wie ein attraktives Arbeitsumfeld in Pflegetätigkeiten geschaffen werden kann. "Um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten, müssen wir neue und innovative Wege in der Pflege erproben und etablieren. Damit neue pflegerische Modelle finanziell unterstützt und angeschoben werden können, wäre die Einrichtung eines Pflege-Zukunftsfonds ein entscheidender Baustein", schlägt Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung in Schleswig-Holstein, vor. Mögliche inhaltliche Schwerpunkte sehe er zum Beispiel in der Weiterentwicklung pflegerischer Berufsbilder in der Praxis, in neuen Formen der Zusammenarbeit und in der Nutzung digitaler Unterstützungs- und Vernetzungsangebote. Konkrete Vorschläge zur attraktiveren Gestaltung der Pflegeberufe in Schleswig-Holstein hat die TK in einem Positionspapier zusammengefasst. 

Allgemeiner Krankenstand im ersten Quartal 2022 angestiegen

Aktuell liegen bereits Daten aus dem ersten Quartal 2022 zu den Fehlzeiten von allen TK-Versicherten Erwerbstätigen aus Schleswig-Holstein vor. Im ersten Quartal dieses Jahres ist der Krankenstand im nördlichsten Bundesland im Vergleich zum ersten Quartal 2021 deutlich angestiegen (2022: 5,48 %; 2021: 4,31 %). Damit war jede bei der TK versicherte Erwerbsperson von Januar bis März 2022 durchschnittlich 4,93 Tage krankgeschrieben. Im bundesweiten Vergleich liegt Schleswig-Holstein damit über dem Durchschnitt von 4,75 Tagen. Eine mögliche Erklärung liefern laut Schmidt-Bodenstein die pandemiebedingten Hygieneregelungen: "Mit fortschreitenden Lockerungen der Hygieneregelungen nimmt auch das Ansteckungsrisiko von Erkältungskrankheiten wieder zu. Dieses Frühjahr hat sich also eine klassische Erkältungswelle abgezeichnet".

Hinweis für die Redaktion

Für die aktuelle Auswertung hat die TK die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ihrer rund 390.000 versicherten Erwerbspersonen in Schleswig-Holstein betrachtet. Dazu zählen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte und Empfänger und Empfängerinnen von Arbeitslosengeld I; Stand Mai 2022.

Das Projekt "Mook we gern" wird unter anderem vom Versorgungssicherungsfonds des schleswig-holsteinischem Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren gefördert. Oberstes Ziel ist, ein neues Pflegemodell zu entwickeln, das mit dem Aufbau von autonom arbeitenden Pflegeteams die Eigenverantwortung und Qualität in der Pflege stärkt - im Sinne der Pflegekräfte und der Pflegebedürftigen.

Die von der TK mitgetragene Handreichung "Starke Pflege durch gesunde Mitarbeitende" vom schleswig-holsteinischen Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren bietet einen bedarfsorientierten Maßnahmenkatalog, um eine betriebliche Gesundheitsförderung von Mitarbeitenden sowie gesundheitsunterstützende Strukturen in den Pflegeeinrichtungen einzuführen.