Pflegekräfte in Hessen häufiger krank als andere Berufsgruppen
Pressemitteilung aus Hessen
Frankfurt am Main, 13. Juni 2022. Hessische Beschäftigte in der Alten- und Krankenpflege sind gesundheitlich stärker belastet als andere Berufstätige. Während alle Erwerbspersonen in Hessen im vergangenen Jahr durchschnittlich 14,1 Tage krankgeschrieben waren, fehlten die Pflegekräfte im Land an insgesamt 21,6 Tagen und damit 7,5 Tage mehr. Im Vorjahr 2020 lag der Krankenstand der Pflegekräfte mit 22,2 Tagen sogar noch höher. Dabei sind Pflegekräfte nicht nur häufiger, sondern auch insgesamt länger krank - überwiegend aufgrund von psychischen Erkrankungen und Muskel-Skelett-Beschwerden wie beispielsweise Rückenschmerzen. Das zeigt eine Sonderauswertung im Rahmen des Gesundheitsreports 2022 der Techniker Krankenkasse (TK).
Betriebliches Gesundheitsmanagement in der Pflege
Schon seit einigen Jahren registriert die TK einen Trend hoher Fehlzeiten bei Pflegekräften, in dem sich aus Sicht der Kasse die hohe Belastung der Beschäftigten in der Alten- und Krankenpflege widerspiegelt. "Wer sich im beruflichen Alltag um Pflegebedürftige kümmert, sollte selbst gesund und leistungsfähig sein. Daher unterstützen wir Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser dabei, gesundheitsfördernde Strukturen im Betrieb zu schaffen, von denen die professionell Pflegenden, aber auch Pflegebedürftige und Patientinnen und Patienten profitieren", sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung in Hessen.
Bei diesen Präventionsprojekten stehen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Stärkung der Team- und Führungskultur ebenso im Fokus wie die Gewaltprävention, der Erhalt und die Förderung der Gesundheit und Arbeitskraft speziell von älteren Beschäftigten sowie die Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner von Pflegeeinrichtungen. Die Projekte werden gemeinsam mit Hochschulen wissenschaftlich begleitet und evaluiert.
Auch informell Pflegende wie Angehörige oder Freundinnen und Freunde sind in einer Pflegesituation besonders gefordert. Ihnen kann die App "TK-PflegeKompakt" eine Orientierungshilfe bieten. Sie fasst alle wichtigen Informationen, Ansprechpersonen und Angebote zusammen, die Menschen die Pflege anderer erleichtern können.
Arbeitsbedingungen verbessern
Um auch künftig Menschen für die Pflege gewinnen zu können, spricht sich die TK dafür aus, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Pflege zu verbessern. Hierfür braucht es aus Sicht der TK bessere Strukturen und neue berufliche Perspektiven, um Menschen für die Arbeit in der Pflege zu begeistern und langfristig im Beruf zu halten. Beispielsweise könnten interessante neue Aufgabenfelder, eine altersgerechte Arbeitsorganisation und attraktive Rückkehrangebote nach einer beruflichen Auszeit oder Beschäftigungszeiten außerhalb der Pflege den Pflegeberuf interessanter machen.
Im Jahr 2021 haben in Hessen 3.760 Personen eine Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen. Das waren 200 oder 5,6 Prozent mehr als im Jahr 2020. Mit 2.860 Personen waren mehr als drei Viertel der neuen Auszubildenden weiblich. Die Ausbildung zur Pflegefachkraft wurde zum 1. Oktober 2020 in Deutschland eingeführt und ersetzt nach und nach die bisherigen Ausbildungsberufe in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege.
Hinweise für die Redaktion
Für die aktuelle Sonderauswertung ihres Gesundheitsreports hat die TK die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ihrer rund 5,5 Millionen TK-versicherten Erwerbspersonen betrachtet, darunter ca. 496.844 Erwerbspersonen aus Hessen. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger und Empfängerinnen von Arbeitslosengeld I. Bei unseren Angaben zu den Auszubildenden in der Pflege beziehen wir uns auf eine Statistik aus dem Bund-Länder-Demografieportal. Hier finden Sie die Forderungen der TK an die Pflegepolitik sowie Informationen zu den TK-geförderten Präventionsprojekten in der Pflege.