Man sollte mit Superlativen sparsam umgehen - doch die Situation ist tatsächlich dramatisch. In Berlin wie in ganz Deutschland mangelt es an Pflegekräften. Gerade jetzt, wo wegen der Corona-Pandemie jede Hand in den Krankenhäusern gebraucht wird! Bis 2035, so Studien, werden bundesweit bis zu 500.000 Fachkräfte in der Pflege fehlen.

Viele brechen Ausbildung ab

Die Ursachen sind leicht ausgemacht: Während die Bevölkerung altert, die Zahl der pflegebedürftigen Menschen und damit auch der Bedarf an Fachpersonal wächst, entscheiden sich zu wenige junge Leute für einen Pflegeberuf.

Viele verzweifeln auch an den täglichen Belastungen: 2020/2021 brachen nach Angaben der Landesregierung allein in Brandenburg 15,4 Prozent der Auszubildenden die Ausbildung vorzeitig ab. Rund 40 Prozent der erfahrenen Pflegerinnen und Pfleger denken laut Studien darüber nach, den Beruf zu wechseln. Ein Beruf, der die Menschen nicht nur in Zeiten der Pandemie vor immer größere Anforderungen stellt.

Die Betreuung von Covid-19-Kranken ist physisch wie psychisch anstrengend, hinzu kommt das persönliche Infektionsrisiko. Die nun nahende Impfpflicht für Mitarbeitende in Kliniken und Pflegeheimen, so die Befürchtung einiger, könnte noch mehr und noch schneller Menschen aus dem Job drängen.

Belastung wächst weiter

So schließt sich ein Teufelskreis. Mit jeder Pflegerin, jedem Pfleger weniger wächst die ohnehin schon hohe Belastung der verbliebenen Kolleginnen und Kollegen - und damit der Gedanke an einen Jobwechsel. Kurz: Immer weniger Menschen müssen immer mehr Aufgaben schultern und werden deshalb immer weniger. 

Zahlreiche Blogs, Wortbeiträge und TV-Auftritte von enttäuschten, desillusionierten, ja verzweifelten Pflegekräften zeugen davon.

Der wachsende Mangel in der Pflege - ein Thema, das uns viel zu ernst und zu drängend für eine humorige Glosse schien. Deshalb verzichten wir in dieser Ausgabe des TK Spezial ganz bewusst darauf. Und widmen uns gemeinsam mit verschiedenen Expertinnen und Experten der Frage, wie man die Pflegesituation zukunftsfest gestalten und den Teufelskreis durchbrechen kann. Was muss sich an den Arbeitsbedingungen ändern? Wie kann man mehr junge Menschen für den Pflegeberuf begeistern und erfahrene Kräfte halten?