Hamburg, 16. November 2022. Von 100 Kindern wurden im Jahr 2021 durchschnittlich gut sechs Babys zu früh geboren. Zum Vergleich: 2017 waren es mit fast sieben deutlich mehr. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Abrechnungsdaten der Techniker Krankenkasse (TK). Insgesamt zählte die TK 2021 mehr als 7300 Frühgeburten. Frühgeborene sind Kinder, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen.

Weniger Früh­ge­burten

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Die Frühgeburten im Jahre 2021 in Deutschland liegen auf dem Niveau des Vorjahrs. Sechs von 100 Babys kamen 2021 zu früh auf die Welt. Zum Vergleich: 2017 waren es mit fast sieben deutlich mehr.

Frühgeburten 2021 auf dem Niveau des Vorjahrs

"Erfreulich ist, dass sich die Frühgeburtenrate bei der TK von fast sieben Prozent vor fünf Jahren auf gut sechs Prozent reduziert hat und sich dort offenbar stabilisiert", sagt Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands der TK. "Im internationalen Vergleich hat Deutschland viele Jahre eine relativ hohe Frühgeburtenrate aufgewiesen, ohne dass es eine Erklärung dafür gab. Umso wünschenswerter wäre jetzt zu untersuchen, welche Faktoren die aktuelle Entwicklung beeinflusst haben und ob sich die Frühgeburtenrate noch weiter senken ließe." 

Nach Angaben von Prof. Dr. Richard Berger, Koordinator der medizinischen Leitlinie zur Prävention und Therapie der Frühgeburt, deckt sich der TK-Trend mit der allgemeinen Entwicklung in Deutschland: "Bundesweit sehen wir ebenfalls einen leichten Trend zu weniger Frühgeburten, wenn auch auf höherem Niveau. Unter Umständen kann die neue Leitlinie zur Frühgeburt dazu beigetragen haben. Möglicherweise hat auch die Pandemie mit geringeren Kontakten und dadurch weniger Infektionen eine Rolle gespielt." Aktuell gibt es für das gesamte Bundesgebiet allerdings nur Daten bis 2020. Sie weisen eine Rate von knapp unter acht Prozent aus.

Nationales Gesundheitsziel: Zahl der Frühgeburten senken

Mit dem Nationalen Gesundheitsziel "Gesundheit rund um die Geburt" hatte sich Deutschland bereits 2016 das Ziel von wenigeren Frühgeburten gesetzt. Denn Frühchen haben in der Regel mehr gesundheitliche Probleme und Risiken als reif geborene Kinder. Eine wichtige Maßnahme bildete die medizinische S2k-Leitlinie "Prävention und Therapie der Frühgeburt", die die medizinischen Fachgesellschaften 2019 veröffentlicht und im September 2022 um Hinweise rund um Corona ergänzt und aktualisiert haben. Sie hilft, Risiken frühzeitig zu erkennen und Patientinnen mit drohender Frühgeburt in der Arztpraxis vor Ort und in der Klinik besser zu betreuen. Für Schwangere und Mütter wurden die wissenschaftlichen Informationen laienverständlich in einer Patientenbroschüre aufbereitet.  

Stress und Angst in der Schwangerschaft

Ein ganzes Kapitel der Leitlinie ist der psychosomatischen Begleitung betroffener Frauen gewidmet. Sowohl eine drohende als auch eine erlittene Frühgeburt kann eine enorme Stressbelastung und viele Ängste mit sich bringen. TK-versicherte Schwangere können sich mit der App "mamly" beim Umgang mit Angst und Stress unterstützen und bei Bedarf auch persönlich coachen lassen.   

Für Frühchen ist Muttermilch besonders wichtig

Damit Frühchen der Start ins Leben gut gelingt, ist es wichtig, dass sie so früh wie möglich Muttermilch erhalten. Denn Muttermilch ist genau auf die Bedürfnisse der Kleinsten abgestimmt, schützt vor Infektionen und ist wichtig für die Entwicklung des Gehirns. Bislang steht jedoch nicht allen Kindern ausreichend Muttermilch zur Verfügung. Um Mütter von Frühchen beim Stillen und Abpumpen zu unterstützen, fördert die TK das Projekt "Neo-Milk". Mit Hilfe einer App erhalten Mütter beispielsweise Informationen zum richtigen Abpumpen. Sie können ihre Milchmenge dokumentieren und werden durch einen Wecker an die Abpumpzeit erinnert. Projektleiterin Priv.-Doz. Dr. Nadine Scholten von der Universität Köln: "Wir sehen, dass die meisten Frauen ihr Kind mit Muttermilch ernähren möchten, aber nicht wissen wie oder Probleme damit haben. Hier setzen wir mit unserem Projekt an. Mit passgenauen Maßnahmen und praktischen Hilfen soll allen Frühgeborenen der Zugang zu Muttermilch oder - wenn diese nicht zur Verfügung steht - auch zu Spenderinnenmilch ermöglicht werden." 

Hinweis für die Redaktion

Der aktuellen TK-Auswertung liegen alle abgerechneten Geburten von TK-Versicherten im Zeitraum von 2017 bis 2021 zugrunde. Die Schwangerschafts-App "mamly" für Schwangere und frisch entbundene Mütter ist ein zertifiziertes Medizinprodukt auf wissenschaftlicher Basis. Die App kombiniert ein intensives Achtsamkeitsprogramm, Wissensvermittlung, Meditationen sowie prä- und postnatale Yogaübungen und bei Bedarf ein persönliches Coaching per (Video-)Telefonie.