Erfurt, 27. April 2023. Die Impfquoten Thüringer Schulanfängerinnen und Schulanfängern sind weiterhin rückläufig und verharren im bundesweiten Vergleich auf einem Mittelmaß. Das berichtet die Techniker Krankenkasse (TK) anlässlich der Europäischen Impfwoche und bezieht sich dabei auf Daten des Robert Koch-Instituts (RKI).

Betrachtet wurden die aktuell verfügbaren Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen 2020, bei denen standardmäßig erfasst wird, ob die von der der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen erfolgten.

"Die aktuelle Situation ist unbefriedigend. Viele können sich noch an die Zeit erinnern, als Thüringen Spitzenplätze bei den Impfquoten einnahm. Seit ein paar Jahren sinken die Quoten besonders der vollständigen Impfserien im Freistaat, und zwar stärker als im bundesweiten Durchschnitt.

Die erste Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) zum Beispiel haben 97,2 Prozent der Schulanfängerinnen und Schulanfänger des Jahres 2020 erhalten. Allerdings bekamen nur 93,2 Prozent der Kinder auch die zugehörige zweite Impfung. Im Bundesländerranking ist das Platz zehn. 2013 hatten wir die dritthöchste Quote hinter Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg", sagt Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen.

"Impfen gehört nach wie vor zu den wirkungsvollsten Maßnahmen, um schweren Infektionskrankheiten vorzubeugen. Deswegen sollten wir in Thüringen über konkrete Schritte nachdenken, um die Impfquoten wieder zu steigern. Eine wichtige Rolle kann dabei der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) einnehmen. Durch die Kooperation zwischen dem RKI und den Kassenärztlichen Vereinigungen gibt es hilfreiche Daten über die Impfquoten in den einzelnen Landkreisen. Es bietet sich an, in den Kreisen mit besonders niedrigen Quoten modellhaft konkrete Schritte zu beraten. Die können durchaus unkonventionell sein, zum Beispiel durch aufsuchende Impfarbeit."

Rückgänge bei elf von 13 Impfungen

Im Vergleich zum Vorjahr (2019) gingen die Quoten bei sieben der 13 erfassten Impfungen zurück. Bei den Schuleingangsuntersuchungen 2015 lagen die Quoten sogar bei elf Impfungen höher. 

Besonders deutlich ist der Rückgang bei der Impfung gegen Pneumokokken, die unter anderem Lungenentzündungen verursachen. 85,5 Prozent der 2020 untersuchten Thüringer Vorschülerinnen und Vorschüler mit Impfausweis waren gegen Pneumokokken immunisiert. Im Jahr zuvor waren 89,2 Prozent der Thüringer Vorschülerinnen und Vorschüler geimpft, 2015 waren es noch 90,9 Prozent.

Lichtblicke: Rotavirus und Meningokokken C

Seit 2013 ist die Impfung gegen Rotaviren für Säuglinge empfohlen. Besonders für sehr junge und ältere Menschen können durch die Viren ausgelösten Magen-Darm-Infektionen Dehydrierung verursachen und so gefährlich werden. Hier steigen die Impfquoten stetig an. 2015 waren 41,2 Prozent der Thüringer Schulanfängerinnen und Schulanfänger gegen Rotaviren geimpft, 56,1 Prozent im Jahr 2019 und 2020 bereits 68,7 Prozent.

Ebenfalls steigend sind die Quoten bei der Impfung gegen Meningokokken C, die eine bakterielle Hirnhautentzündung oder eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können. 2020 betrug die Impfquote bei Thüringer Schulanfängerinnen und Schulanfängern 90,7 Prozent, ein Jahr zuvor 90,5 Prozent und 2015 waren es 86,7 Prozent.

Hinweis für die Redaktion

Die betrachteten Daten stammen aus den jährlich veröffentlichten Übersichten des RKI. Die Daten aus 2020 sind die neusten derzeit verfügbaren. Die Impfquoten beziehen sich jeweils auf die Kinder, für die ein Impfausweis vorgelegt wurde. 2020 waren das in Thüringen 96 Prozent. Betrachtet wurden die vollständig abgeschlossenen Impfreihen gegen Rotaviren, Masern, Mumps, Röteln, Varizellen (Windpocken), Pneumokokken, Meningokokken C, Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio, Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B.