Jena/ Erfurt, 09. Mai 2023. Lehr- und andere pädagogische Fachkräfte aus 207 Thüringer Sekundarschulen ließen sich in den vergangenen acht Jahren schulen, um das suchtpräventive Lebenskompetenzprogramm IPSY umzusetzen. Damit können fast die Hälfte der knapp 440 Sekundarschulen im Freistaat ihren Schülerinnen und Schülern der fünften bis siebenten Klassen das Rüstzeug mitgeben, um auf Herausforderungen und Unsicherheit besser zu reagieren. Das wiederum beugt nachweislich dem Missbrauch von Alkohol und Zigaretten vor.

Entwickelt wurde das Programm "Information + Psychosoziale Kompetenz = Schutz", kurz IPSY, von Psychologinnen der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Techniker Krankenkasse (TK) unterstützt die Verbreitung des IPSY-Programms bundesweit als Gesundheitspartner.

Fünf Jahre bundesweite Verbreitung mit Fachtag gefeiert

Seit 2015 können Thüringer Lehrerinnen und Lehrer sich für IPSY schulen lassen und es in ihre Klassen bringen. Die Erfahrungen waren so gut, dass das Programm drei Jahre später bundesweit geöffnet wurde. Seitdem werden in ganz Deutschland Weiterbildungsworkshops angeboten. Fast 1.500 Pädagoginnen und Pädagogen ließen sich bereits schulen. Dafür fanden 108 Schulungen in Präsenz und auch Online statt. 

"Die bisherigen Verbreitungszahlen und unsere Erfahrungen mit IPSY in der Praxis sind ein großer Erfolg, der uns sehr freut. Natürlich sind sie auch ein Grund zum Feiern. Das wollen wir beim heutigen Fachtag tun", sagt Prof. Dr. Karina Weichold. Die Psychologin hat IPSY inklusive des dazugehörigen Manuals entwickelt und schult gemeinsam mit ihrem Team Pädagoginnen und Pädagogen für den Einsatz in der Praxis.

"Zum fünften Jubiläum der bundesweiten Umsetzung des IPSY-Programms wollen wir mit Anwenderinnen und Anwendern über deren Erfahrungen sprechen. Außerdem gibt es Fachvorträge dazu, ob bzw. wann sich Prävention lohnt und wie Umsetzungshürden an Schulen begegnet werden kann. Denn genau darum geht es am Ende: Dass IPSY wirklich in den Schulen ankommt"

Kinder und Jugendliche für Krisenzeiten besser gewappnet

Programme wie IPSY stärken genau jene Kompetenzen, die psychosozialen Problemen und Störungen entgegenwirken und eine positive Entwicklung fördern - gerade unter herausfordernden Bedingungen. Zu den sogenannten Lebenskompetenzen gehören unter anderem Problemlösefähigkeit, Stressbewältigung, Selbstwahrnehmung, kritisches und kreatives Denken und ein guter Umgang mit Emotionen.

"Lebenskompetente Kinder und Jugendliche entwickeln sich im Angesicht problematischer Umstände positiver als zu erwarten wäre", sagt Prof. Dr. Karina Weichold. "Gleichzeitig wirken sich Lebenskompetenzprogramme positiv auf das Klassenklima aus. Gerade nach der langen Phase mit weniger Sozialkontakten und des Heim- oder Wechselunterrichts während der Corona-Pandemie kann so eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit und ein positives Miteinander im Klassenverband geschaffen werden."

"Mich freut besonders, dass IPSY im gesamten Freistaat gut angenommen wurde", sagt Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen. "Ich hoffe, dass es weiterhin vielen Schülerinnen und Schülern hilft, ihre psychische Gesundheit zu stärken. Besonders denke ich dabei an Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen, die in einer Klasse mit gutem zwischenmenschlichem Klima aufgefangen werden können."

Hinweis für die Redaktion

Eine Übersicht zur genauen Verteilung des IPSY-Programms nach Landkreisen können Sie auf unserer Internetseite herunterladen .

Zu den Hauptzielen des IPSY-Programms gehört, den Erstkonsum von Alkohol und Zigaretten hinauszuzögern. Außerdem sollen der Konsum illegaler Drogen und Substanzmissbrauch und -abhängigkeit verhindert werden. Entgegen traditioneller Ansätze setzt IPSY nicht auf Abschreckung oder reine Wissensvermittlung, sondern auf die Förderung von Lebenskompetenzen mittels interaktiver Methoden.