Zur Sache: Landungsbrücke 2 - Gestärkt in die Zukunft
Interview aus Hamburg
Mit dem Projekt "Landungsbrücke 2 - Gestärkt in die Zukunft" wird das seelische Wohlbefinden von jungen Menschen im Übergang Schule - Ausbildung beziehungsweise Beruf gefördert, um sie in dieser entscheidenden Lebensphase zu unterstützen.

Das Projekt wurde seit 2019 von der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAG) im Auftrag des Koordinierungsgremiums der Landesrahmenvereinbarung Hamburg (KG LRV) durchgeführt. Ende April 2022 läuft die dreijährige Förderlaufzeit aus. An einer Weiterentwicklung wird derzeit gearbeitet.
Warum einige junge Menschen gerade den Übergang ins Berufsleben als sehr belastend empfinden, wie sie im Projekt "Landungsbrücke 2" konkret dabei unterstützt wurden, diesen Übergang gut zu meistern, und ob sich das Projekt bewährt hat, erklärt die Projektkoordinatorin Svenja Rostosky von der HAG im Interview.
TK: Warum spielt die Übergangszeit von Schule in Ausbildung oder Studium eine entscheidende Rolle im Leben junger Menschen und worin besteht gerade in dieser Phase die besondere Herausforderung?
Svenja Rostosky: Junge Menschen, die sich im Übergang von der Schule in eine Ausbildung, ein Studium oder einen Beruf befinden, stehen vor einer Vielzahl von Veränderungen und Herausforderungen. Nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule stehen sie vor einer bislang unbekannten Situation, die häufig durch Ungewissheit geprägt ist. Entscheidungen der Berufswahl und der weiteren Lebensplanung stehen an, damit verbunden ist meist ein Wechsel des eigenen Status, der eigenen Rolle sowie der ökonomischen Situation. Hinzu kommen meist altersspezifische Entwicklungsaufgaben wie die Ablösung vom Elternhaus.
Je nachdem, wie junge Menschen diesen Übergang bewältigen, kann dies positive oder negative Folgen für die persönliche und berufliche Entwicklung sowie ihre Gesundheit haben. Aus diesem Grund ist es wichtig, den Übergang möglichst positiv zu gestalten und junge Menschen durch bedarfsgerechte Angebote zu unterstützen. Der Handlungsbedarf hat sich durch die Corona-Pandemie noch weiter verstärkt.
Im Videobeitrag "Mein Weg" berichten acht Jugendliche, wie sie ihre Situation beim Übergang von der Schule in die Ausbildung bzw. in den Beruf wahrnehmen. Das Video ist im Rahmen des Projekts "Landungsbrücke 2" entstanden.
TK: Wie unterstützt das Projekt "Landungsbrücke 2" junge Menschen dabei, diesen Übergang zu bewältigen und das seelische Wohlbefinden zu steigern und an wen richtet es sich?
Rostosky: "Landungsbrücke 2" setzt im Hamburger Übergangssystem an und richtet sich an Fachkräfte, die in der dualisierten Ausbildungsvorbereitung (AvDual) bzw. der dualisierten Ausbildungsvorbereitung für Migrant*innen (AvM-Dual) arbeiten. Basierend auf dem Multiplikator*innen-Ansatz werden die teilnehmenden Fachkräfte durch "Landungsbrücke 2" darin unterstützt, die Resilienz und psychosozialen Ressourcen ihrer Schüler*innen zu fördern.
Im Rahmen einer Fortbildungsreihe werden sowohl Fachwissen als auch methodisches Handwerkszeug vermittelt. Dabei spielt der Praxistransfer eine große Rolle. Die Fachkräfte entwickeln zudem ein Praxisprojekt und setzen dieses um.
Die Fachkräfte werden durch "Landungsbrücke 2" darin unterstützt, die Resilienz und psychosozialen Ressourcen ihrer Schüler*innen zu fördern.
Svenja Rostosky
Das erweiterte Fachwissen und die vermittelten Methoden können dann in den Unterricht eingebracht, an Kolleg*innen weitergegeben und in den Praxisprojekten angewendet werden. Die Fachkräfte berichten von einer veränderten Haltung, mit der sie den Schüler*innen begegnen. Eine zentrale Rolle für den nachhaltigen Praxistransfer spielen zudem die vielfältigen Projekte, die von der Etablierung regelmäßiger Achtsamkeitsübungen im Unterricht, über die Einführung von partizipativen Entscheidungsmethoden bis hin zur Veränderung und Stärkung der Teamstruktur zur Förderung der individuellen Begleitung der Schüler*innen reichen.
TK: Die Projektlaufzeit von "Landungsbrücke 2" endet nach drei Jahren Ende April 2022. Welche Erfahrungen konnten Sie in dieser Zeit sammeln? Welche Ergebnisse zeigt die wissenschaftliche Evaluation?
Rostosky: "Landungsbrücke 2" wurde als Gemeinschaftsprojekt im Rahmen der Landesrahmenvereinbarung Hamburg umgesetzt und war damit bundesweit das erste Projekt, an dem ein solch breites Bündnis Hamburger Akteure mitgewirkt hat. Durch die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung des Projekts konnte vielfältige Expertise aus unterschiedlichen Institutionen miteinfließen. Ein weiterer Gelingensfaktor war die Kombination der Vermittlung von Fachwissen, Handwerkszeug und Praxistransfer, welche es den teilnehmenden Fachkräften ermöglichte, die Inhalte aus der Fortbildungsreihe in die Praxis zu übertragen und an ihre Kolleg*innen weiterzugeben. Was wir für die Zukunft mitnehmen, ist, wie wichtig es ist, junge Menschen als Expert*innen ihrer Lebenswelt in die Gestaltung solcher Projekte und Angebote miteinzubeziehen.
"Landungsbrücke 2" wurde im Auftrag des GKV-Bündnisses für Gesundheit durch das Evaluationsinstitut AGENON - Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH begleitend evaluiert. Die Evaluationsergebnisse bestätigen die erfolgreiche Umsetzung von "Landungsbrücke 2".
Hintergrund
Im September 2016 haben Stadt und Sozialversicherungen, wie Kranken-, Renten- sowie Unfallversicherungen, die sogenannte Landesrahmenvereinbarung (LRV) abgeschlossen. Diese hat das Ziel, die nationale Präventionsstrategie, die sich aus dem Präventionsgesetz ergibt, in Hamburg umzusetzen. Gemeinsam wird so die Gesundheitsförderung aller Altersgruppen in ihren Lebenswelten - Kita, Schule, Betrieb, Pflegeheim und Stadtteil - vorangebracht. Die Beteiligten der LRV entscheiden im Koordinierungsgremium (KG LRV) zur Umsetzung der LRV Hamburg über gemeinsame Projekte in den unterschiedlichen Lebenswelten und steuern deren Umsetzung.
"Landungsbrücke 2" wurde als Gemeinschaftsprojekt im Rahmen der LRV Hamburg von der Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration, den Gesetzlichen Krankenkassen/-verbänden in Hamburg, der Bundesagentur für Arbeit, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (DGUV), Landesverband Nordwest, der Unfallkasse Nord, dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung, dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung sowie der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. umgesetzt.