Im Wettbewerb um die besten Fachkräfte haben vor allem die größeren Unternehmen in Deutschland die Notwendigkeit erkannt, die Gesundheit ihrer Beschäftigten bei Veränderungsprozessen mitzudenken, um sie langfristig zu binden und eine motivierte Arbeitshaltung zu fördern. Acht von zehn Kleinstorganisationen und kleine Organisationen setzen nur vereinzelte Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) um. Im Vergleich dazu existiert in mindestens sechs von zehn Organisationen mit mehr als 250 Beschäftigten bereits ein ganzheitliches Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) oder es werden BGF-Maßnahmen durchgeführt. Dies zeigt die bisher größte deutsche Arbeitgeberstudie zum BGM "whatsnext2020 - Erfolgsfaktoren für gesundes Arbeiten in der digitalen Arbeitswelt" der Techniker Krankenkasse (TK) in Kooperation mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und der Haufe Group.

Im Interview berichtet Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg, warum es für Unternehmen immer wichtiger wird, sich mit dem Thema "Betriebliches Gesundheitsmanagement" zu beschäftigen und wie die TK dabei unterstützen kann.

TK: Frau Puttfarcken, was beinhaltet ein Betriebliches Gesundheitsmanagement und warum ist es wichtig, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden direkt am Arbeitsplatz fördern?

Maren Puttfarcken: Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement ist Teil einer unternehmerischen Strategie. Diese zielt darauf ab, Arbeitsbedingungen, Prozesse und Abläufe in Organisationen dahingehend zu gestalten, dass sie sich förderlich auf die Gesundheit ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auswirken. Das beinhaltet im Großen Aspekte wie gesunde Führungsstrukturen, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, aber auch das Zusammenspiel individueller Kompetenzen und Anforderungen bei den Beschäftigten. Die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes, ein ausgewogenes Speisenangebot in Kantinen, Stressbewältigungskurse oder die bewegte Mittagspause sind Maßnahmen, die am Ende die Ganzheitlichkeit eines BGMs ausmachen. Außerdem werden Maßnahmen des Arbeitsschutzes und der betrieblichen Wiedereingliederung im BGM gebündelt.

Berufstätige verbringen einen wesentlichen Teil ihres Alltags am Arbeitsplatz. Deshalb ist es wichtig, Arbeitsbedingungen ressourcenorientiert zu gestalten, sodass sie sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Davon profitieren beide Seiten - Unternehmen und Beschäftigte.

Maren Puttfarcken

Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg

Wir wissen, dass sich das Erleben eigener Kompetenz und Selbstwirksamkeitserfahrungen enorm auf das allgemeine Wohlbefinden von Menschen auswirken. Maren Puttfarcken, Leiterin TK-Landesvertretung Hamburg

TK: Die Corona-Pandemie wirkt sich auf unterschiedlichste Art und Weise auf den beruflichen Alltag der Menschen aus. Welche Rolle spielen Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in dieser Zeit?

Puttfarcken: Besonders in Krisenzeiten sind Beschäftigte mit Unsicherheiten konfrontiert, denn oft entstehen aus Krisen Veränderungen. Beschäftigte wissen das. Hier ist es aus Sicht der Unternehmensführung wichtig, von Beginn transparent zu kommunizieren, proaktiv auf die Ängste und Bedenken der Beschäftigten einzugehen und bei der Einführung neuer Methoden und Strukturen zu unterstützen. Die Bedeutung solcher Maßnahmen hat sich auch in unserer #whatsnext-Studie bestätigt: Ein Großteil der befragten Organisationen gab an, dass Gesundheitsmanagement in wirtschaftlichen Krisenzeiten wichtiger denn je (34,9 Prozent) bzw. gleichbleibend wichtig (46,4 Prozent) sei. 

TK: Warum und wie engagiert sich die TK bei dem Thema BGM?

Puttfarcken: Durch die Digitalisierung verändert sich die Arbeitswelt ständig, wodurch neue gesundheitliche Risiken für die Beschäftigten entstehen oder bestehende sich verstärken - zum Beispiel Stress. Als Krankenkasse sehen wir uns daher in der Verantwortung, gesunde Unternehmensstrukturen zu fördern. Das gilt intern für unsere eigenen Beschäftigten gleichermaßen wie für andere Unternehmen, die wir mit bedarfsgerechten und qualitätsgesicherten BGM-Angeboten unterstützen. Konkret heißt das, dass unsere Gesundheitsexpertinnen und -experten im Austausch mit den Unternehmen spezifische Bedarfe ermitteln und gemeinsam mit den Beschäftigten konkrete Prozesse und Projekte zur Gesundheitsförderung in Gang setzen.

Das Präventionsgesetz aus dem Jahr 2015 hat dem Bereich Prävention und Gesundheitsförderung gerade auch im betrieblichen Setting noch einmal eine neue Dynamik verliehen. Dem Auftrag und der Verantwortung des Gesetzgebers an die Krankenkassen kommen wir als TK gerne nach.

TK: Frau Puttfarcken, als Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg sind Sie selbst in einer Führungsposition. Was verstehen Sie persönlich unter gesunder Führung?

Puttfarcken: Gesunde Führung ist ein zentraler Erfolgsfaktor für eine gute Arbeit im Team. Wir wissen, dass sich das Erleben eigener Kompetenz und Selbstwirksamkeitserfahrungen enorm auf das allgemeine Wohlbefinden von Menschen auswirken. Daher ist es sehr wichtig, dass die individuellen Kompetenzen jedes einzelnen Mitarbeitenden und die Anforderungen des dazugehörigen Jobprofils zueinanderpassen. Ich setze mich dazu intensiv mit meinem Team und den jeweiligen Tätigkeitsgebieten in der Landesvertretung auseinander, sodass ich bei Bedarf proaktiv Unterstützungspotenziale ermitteln kann. Idealerweise beginnt das natürlich schon beim Auswahlprozess für neue Mitarbeitende, aber das passiert in einer kleinen Einheit wie wir es sind ja eher selten. Eher gilt es, Menschen, die schon länger bei uns arbeiten, im Veränderungsprozess mitzunehmen. 

Ganz wichtig ist mir persönlich ein respektvoller und wertschätzender Umgang mit meinen Mitarbeitenden. Aktive und transparente Kommunikation, regelmäßiger Austausch und Feedback-Gespräche - das sind alles wichtige Faktoren, um die Beschäftigten mitzunehmen und sie im Alltag zu unterstützen.

Hintergrund

Für die Studie wurden vom 17. Februar bis 31. März 2020 insgesamt 1.192 Organisationen online und anonym zu ihrem BGM befragt. 72,7% der Befragten stammen aus der Privatwirtschaft, 24,7% aus dem öffentlichen Dienst, 2,6% konnten nicht zugeordnet werden. Die komplette Studie " Trendstudie #whatsnext2020 (PDF, 2,3 MB) - Erfolgsfaktoren für gesundes Arbeiten in der digitalen Arbeitswelt" steht im Presseportal der TK zum Download bereit. Weitere Infos zur Studie, Grafiken und einen Blogbeitrag gibt es ebenfalls online.