TK-Gesundheitsreport: Folgen von COVID-19 und Long-COVID auf den Krankenstand der Beschäftigten
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Die Coronapandemie bestimmt seit mehr als zwei Jahren Gesellschaft, Alltag und unser Gesundheitssystem. Immer mehr rückt ein weiteres medizinisches Phänomen in den Fokus: Long-COVID, also die längerfristigen Folgen einer Corona-Erkrankung. In einem Sonderkapitel des TK-Gesundheitsreports 2022 wurden dazu die Daten ausgewertet.

Zwei Jahre Corona: Wie geht es Deutschlands Beschäftigten? Welche langfristigen Folgen hat eine Coronainfektion auf den Krankenstand der Beschäftigten in Deutschland? Diesen Fragen widmet sich der TK-Gesundheitsreport 2022 (Teil 2) mit dem Schwerpunktthema Long-COVID*.
TK-Gesundheitsreport 2022 mit dem Schwerpunkt Long-COVID: Wie geht es Deutschlands Beschäftigten?
Long-COVID: lange Krankschreibungen
Von den TK-versicherten Erwerbstätigen, die im Jahr 2020 eine COVID-19-Diagnose mit Virusnachweis (PCR-Test) erhalten haben, war im Jahr 2021 knapp ein Prozent mit der Diagnose Long-COVID krankgeschrieben. Damit sorgt Long-COVID insgesamt betrachtet bei den Erwerbstätigen bisher zwar nur für einen relativ geringen Anteil am Gesamtkrankenstand - die Betroffenen sind jedoch vergleichsweise lange Zeit krankgeschrieben, im Durchschnitt 105 Tage. Zum Vergleich: Im Schnitt war jede TK-versicherte Erwerbsperson im letzten Jahr 14,6 Tage arbeitsunfähig gemeldet.
Warum beschäftigt sich die TK im Gesundheitsreport mit dem Thema Long-COVID?
Auswirkungen von Long-COVID noch nicht absehbar - Dunkelziffer hoch
"Die Zahl der Long-COVID-Betroffenen erscheint mit knapp einem Prozent relativ gering. Aber das sind nur die Patientinnen und Patienten, die auch mit dieser konkreten Diagnose krankgeschrieben worden sind - wir gehen zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer aus", sagt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK.
Wie von den Coronainfizierten-Zahlen bereits bekannt, ist auch bei Long-COVID von einer Untererfassung in den Daten auszugehen, da vor dem Hintergrund des vielfältigen Krankheitsbilds häufig nicht nur der erst seit November 2020 zur Verfügung stehende Diagnoseschlüssel für Post-COVID* genutzt wird.
1,3 Millionen Fehltage aufgrund einer COVID-19-Erkrankung
Dr. Thomas Grobe vom aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, der die Daten für die TK aufbereitet hat: "Deshalb haben wir noch einmal tiefer in die Daten geschaut. Inklusive der Verdachtsfälle hatten insgesamt 13,1 Prozent (mehr als jede und jeder achte) der TK-versicherten Erwerbstätigen 2020 eine COVID-19-Diagnose. Es zeigt sich, dass bei dieser Gruppe laut Modellrechnung sogar rund 1,6 Prozent aller verursachten Fehlzeiten auf längerfristige Auswirkungen dieser Coronaerkrankung zurückzuführen sind. Das entspricht in etwa 1,3 Millionen Fehltagen."
Wie hat sich der Krankenstand in den letzten zwei Jahren der Pandemie entwickelt?
Hausarztpraxis koordiniert Behandlung von Long-COVID
Dr. Christian Gogoll, Lungenfacharzt an der Evangelischen Lungenklinik Berlin, Mitverfasser der medizinischen Leitlinien für Long-COVID und selbst Long-COVID-Patient: "Long-COVID kann das Leben der Betroffenen massiv einschränken. Atemnot, Erschöpfung, Nervenschmerzen, die kleinste Tätigkeit führt im Alltag zur Belastung. Long-COVID ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Daher gibt es auch nicht "die eine" richtige Behandlungsmethode. Generell steht die Hausarztpraxis im Mittelpunkt. Der Hausarzt bzw. die Hausärztin koordiniert die Behandlung und leitet - wenn notwendig - gezielt an Facharztpraxen weiter."
Was sind die typischen Symptome von Long-COVID?
Neue App hilft bei Fatigue
Long-COVID-Betroffene mit den Symptomen einer ausgeprägten Erschöpfung ("Fatigue") unterstützt die TK seit Ende Juni mit der "Fimo Health-App". Diese App hilft dabei, die Symptome besser zu verstehen und einer möglichen Chronifizierung entgegenzuwirken. TK-Versicherte erhalten die App kostenfrei. Weitere Infos zur Fimo Health-App gibt es auf tk.de.
Digitale Pressemappe
Weitere Informationen
- Die medizinischen Leitlinien für Patientinnen und Patienten sowie für Ärztinnen und Ärzte finden sich u.a. auf dem Portal der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V.
- Fimo Health App : TK zahlt ihren Versicherten Long-COVID-App
In unserer Mediathek finden Sie Videostatements und Infografiken rund um das Thema Corona:
Hinweis für die Redaktion
Datenbasis für den Gesundheitsreport
Basis für die Sonderauswertung zu den längerfristigen Folgen einer Coronainfektion waren die Daten von 4.278.610 TK-versicherten Erwerbspersonen (Berufstätige und ALG 1-Empfängerinnen und Empfänger) im Alter von 15 bis 64 Jahren, die von 2019 bis 2021 durchgehend bei der TK versichert waren. Für den allgemeinen Teil des Gesundheitsreports wurden die Daten aller 5,5 Millionen TK-versicherten Erwerbspersonen, die 2021 bei der TK versichert waren, aufbereitet.
* Long-COVID / Post-COVID
Für langfristige Folgen einer Coronainfektion ist der Begriff Long-COVID gebräuchlich und wird deshalb hier verwendet. Per Definition bezeichnet er Beschwerden, die länger als vier Wochen nach einer Infektion auftreten oder fortbestehen, wohingegen mit Post-COVID Beschwerden bezeichnet werden, die länger als zwölf Wochen nach Infektion anhalten oder neu auftreten. In der ICD-10-Diagnoseklassifikation ist eine derartige Differenzierung nicht vorgesehen. Dort gibt es nur seit November 2020 den neuen Diagnoseschlüssel U07.4 bzw. U09.9 "Post-COVID-Zustand", der beides abbildet.