Feministische Pornografie möchte nicht ausschließlich die männliche Sicht in den Vordergrund zu stellen, sondern auch der weiblichen Lust eine Bühne geben. Wie das am Ende umgesetzt wird, ist sehr individuell. Das Wichtigste ist aber: Feministische Pornografie durchbricht Stereotype und hat das Potential andere Geschichten zu erzählen - jenseits von Rollen- und Genderklischees. Sie zeigt andere Körper, anderes Begehren und andere Sexualitäten.
Aufgewachsen bin ich in Spanien, einem sehr katholisch geprägten Land. Ich habe mich trotzdem mein ganzes Leben lang als Feministin verstanden und bin auch so erzogen worden. Als ich dann vor 15 Jahren nach Berlin gezogen bin, habe ich feministische Frauen kennengelernt, die selbst Pornos machten und mir gezeigt haben, wie empowernd das sein kann. Ich habe also nicht aufgrund meiner finanziellen Lage mit Pornos angefangen, sondern meine Motivation war stets die sexuelle Befreiung.
Wir leben in einer Gesellschaft, dessen generelle Sicht auf Sex sehr negativ ist. Das ist, meiner Meinung nach, nicht nur ungesund, sondern hat zur Folge, dass wir einen großen Mangel an Sexualaufklärung haben. Hier setzt Pornografie an. Durch sie können wir zukünftig etwas unverkrampfter und lockerer mit dem Thema Sex umzugehen. Außerdem kann sie uns helfen eine bessere Körperwahrnehmung zu entwickeln und die eigene Lust besser zu verstehen und zu zelebrieren.
Ich möchte so viel Diversität und so viele Facetten wie möglich zeigen. Das gilt für die Verschiedenheit von Körpern, Sexualität und deren Praktiken. Das Wichtigste ist für mich, dass die Menschen in meinen Filmen nur das machen, was sie wirklich wollen. Das kann superlangsamer Tantra-Kuschel-Sex, aber auch eine harte BDSM-Szene sein. Denn auch das lässt sich meiner Meinung nach ethisch inszenieren. Mir ist wichtig, den Zugang zu verschiedenen Sex-Praktiken zu schaffen und so gegen Vorurteile und Stigmatisierung vorzugehen.
Ja, die Voraussetzung ist, dass sie auch im Privatleben eine Form von sexueller Beziehung führen. Wie auch immer sie das für sich definieren - also ob als monogames Paar oder offene Beziehung, spielt keine Rolle. Wichtig ist mir, dass die Leute sich gegenseitig und ihre Körper kennen. So können wir eine ganz besondere Form der Nähe einfangen. Damit diese Intimität sichtbar ist, filmt sich das Paar auch immer selbst, ohne dass eine andere Person mit im Raum ist. Um eine gewisse Qualität unserer Filme sicherzustellen, haben wir einen Guide erstellt. Hier erfährt man, welche Kamera und welche Beleuchtung, wie und bei welcher Szene eingesetzt werden sollen.
Ein sehr positives, denn die meisten Zuschauer sagen, dass sie es genießen, "echte" Menschen zu sehen, die einfach nur Sex haben und keine akrobatischen Leistungen vollbringen. Sie hätten dadurch gelernt, selbst viel offener und gelassener zu sein.
Nur so können wir unsere Arbeitsbedingungen sicherstellen und alle Beteiligten gerecht entlohnen. Jedes Video wird im gegenseitigen Einvernehmen produziert. Wie ein gutes Fair-Trade-Produkt eben.
Durch Pornografie können junge Menschen ohne Scham und Schuldgefühle ihre eigene Sexualität erforschen. Und das auf eine sichere Art und Weise. Denn anders als im realen Leben kann bei Filmen die Stopp-Taste gedrückt werden. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Jugendlichen die Inhalte auch richtig einordnen können. Und da muss die Gesellschaft mehr aufklären.
Indem sie damit aufhört Pornografie zu dämonisieren und stattdessen einen offenen Diskurs führt. Und das ohne moralische Panik. Wir brauchen mehr Aufklärung bezüglich Pornografie. Die sexnegative Einstellung verursacht, dass Menschen ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität entwickeln und Vorurteile entstehen. Und das ist viel "giftiger" für eine Gesellschaft als jeder Porno.
Unbedingt. Ich glaube fest daran, dass Kinder Sexualpraktiken sehen können, ohne einen Schaden davonzutragen. Junge Menschen können zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. Es ist wichtig, ihnen zu erklären, was sie da sehen und hinterher mit ihnen darüber zu reden.