Nanotechnologie: Weniger ist mehr?
In zahlreichen Bereichen des alltäglichen Lebens und in der Medizin gehören Nanotechnologien zu den neuesten, positiven Errungenschaften. Mit Silber beschichtete Wundverbände oder zielgerichtete Medikamente (Drug targeting) sind Beispiele dafür. Dennoch wird immer wieder über teilweise schwere Risiken auch für die Lunge berichtet. Menschen mit Asthma sollten sich deshalb informieren, worauf Sie achten müssen.
Nanopartikel oder -staub können über die Atmung in die Lunge gelangen. Als biobeständiges Material reichern sie sich im Lungengewebe und in den Zellen an. Enthalten sie zusätzlich aktive Substanzen, wie Metalle oder Metalloxide wie Silber, Zink und Kupfer, können diese über spezielle Transportsysteme freigesetzt werden und dem Körper schaden. Entzündungen und das Absterben von Zellen sind mögliche Folgen.
Je kleiner die Partikel sind, desto heftiger reagieren sie und treten aus der Lunge in andere Organe über. Beides kann positive, in der Medizin erwünschte, aber auch schädliche Wirkungen haben. Noch ist laut Bundesamt für Risikobewertung (BfR) die Datenlage unsicher. Sicher ist aber, dass sich Menschen mit einer Lungenerkrankung wie Asthma besonders gut schützen sollten.
Wichtig zu wissen: In Tierversuchen wurde mehrfach belegt, dass Nanopartikel zu Entzündungen der Lunge mit Narbenbildung führen können. Chinesische Forschende veröffentlichten jetzt eine Studie, nach der Nanopartikel in Farben schwere Lungenkrankheiten bei Menschen verursachen. Das Helmholtz Zentrum München konnte zeigen, dass synthetisch hergestellte Nanostoffe sogar Allergien auslösen und Symptome von Asthma verstärken können. Werden gleichzeitig Nanopartikel und Allergene eingeatmet, erhöht sich die negative Wirkung deutlich.
Wie gefährlich oder sicher sind Nano-Masken?
Zurzeit stehen Atemschutzmasken zur Verfügung, die mit Nano-Silber beschichtet sind. Sie sollen eine zusätzliche antivirale Wirkung garantieren. Das BfR rät aber aufgrund fehlender Studien, darauf zu verzichten. Durch die kondensierte Atemluft unter einer Maske können sich die Silberionen aus der Beschichtung möglicherweise lösen und eingeatmet werden. Forschende vermuten außerdem, dass sich durch diese Nano-Masken Resistenzen gegenüber Bakterien entwickeln. Hier sind weitere Studien dringend erforderlich. Bis weitere Erkenntnisse daraus vorliegen, sollten Menschen mit Asthma auf diese Atemschutzmasken verzichten und andere Produkte bevorzugen.
Genau hinsehen ist nicht einfach
Das Umweltbundesamt (UBA) warnt schon lange vor Gesundheitsgefahren aus dem industriellen Einsatz von Nanotechnologie in Nahrungsmitteln, Kleidungsstücken, Kosmetika und anderen Produkten. Seit 2014 besteht eine Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln, in denen Zutaten mit Nanopartikeln verwendet wurden. Gleiches gilt für Kosmetika, die zum Beispiel Titandioxid und Zinkoxid in Nanoform verwenden.
Titandioxid:
Europäische Prüfstellen bewerten jetzt aufgrund "zahlreicher wissenschaftlicher Unsicherheiten" die Verwendung von Titandioxid als Lebensmittelzusatzstoff als gefährlich. Ab dem 9. September 2021 wurde Titandioxid offiziell in die Kanzerogene Kategorie 2 eingestuft.
Nanotechnologien kommen heute aber auch in zahlreichen Alltagsprodukten vor, die nicht als solche gekennzeichnet sind. Die Bandbreite möglicher Produkte ist groß, sie reicht von Silberbeschichtungen zum Beispiel in Bettdecken und Matratzen - angeblich "antibakteriell" - über Sonnencreme, Kosmetika bis zu "Nanobioziden" u.a. in Mitteln zur Desinfektion.
Wichtig zu wissen: Über die Raumluft, aber besonders in Sprayform gelangen Nanostoffe direkt in die Atemwege. Lungenkranke sollten deshalb bewusst milde Haushaltsreiniger oder nanofreie, geprüfte Produkte wählen, auch wegen der toxischen Wirkung auf das Immunsystem. Dazu gehören zahlreiche Reinigungsmittel, Lacke, Wandfarben, Imprägniersprays, beschichtete Textilien (z.B. manche Sport- oder Diabetessocken) oder Matratzen bzw. Bettdecken mit Nanobeschichtung, aus der sich beim Schlafen gefährliche Substanzen lösen können, die dann während der Nacht eingeatmet werden.
Basics: Nano-Technologie
Im Nanometerbereich gibt es sehr unterschiedliche Formen und ebenso verschieden sind die Funktionen, aber auch die gesundheitlichen Auswirkungen. Nano ist eine Maßeinheit und bedeutet übersetzt "Zwerg". Ein Nanometer ist der milliardste Teil eines Meters, also ultraklein und für das menschliche Auge nicht sichtbar. Stoffe in Nanogröße reagieren physikalisch und chemisch oft anders, was für die Anwendung große Vorteile bietet. Gesundheitlich und für die Umwelt stellt genau das aber ein Problem dar. Denn durch die geringe Größe gelangen Nanopartikel schneller in den Körper und durchbrechen wichtige Schutzbarrieren des Gewebes.