Berufliche Veränderungen meistern
Für viele Frauen mit Brustkrebs steht immer wieder die Frage im Raum, wie das Arbeitsleben weitergehen kann. Diese Sorge ist laut Forschenden der Universität Bonn berechtigt. Offenbar fehlt es Frauen, die nach überstandenem Brustkrebs wieder in den Beruf zurückkehren, an der richtigen Unterstützung. Dies soll sich zukünftig ändern.
Mit der Diagnose Brustkrebs steht zunächst einmal der Kampf gegen die Krankheit an. Aber sobald der Krebs und die Therapien überstanden sind - das ist heute bei 88 Prozent der Frauen der Fall* - sehen sich die Frauen vor neue Herausforderungen gestellt. Die Rückkehr in das normale Leben ist während der Therapiephase der größte Wunsch, in der Realität aber alles andere als einfach.
Wichtig zu wissen: Frauen neigen dazu, an sich selbst zu zweifeln. Aber selbst nach einer erfolgreichen Reha-Maßnahme mit beruflicher Wiedereingliederung bleiben bei den meisten Frauen nach Brustkrebs zu viele Fragen offen. Dies wiesen jetzt Forschende der Universität Bonn und die Deutsche Krebsgesellschaft in einer Studie nach, die sich mit den Bedürfnissen der betroffenen Frauen beschäftigte. Probleme bei der Rückkehr ins Arbeitsleben sind also offensichtlich kein individuelles Thema, sondern eine Art "Systemfehler" und auf fehlende Unterstützung zurückzuführen.
Bonner Studie: Zurück ins Arbeitsleben
In der PIAT-Studie von 2015 zum Informationsbedarf bei Brustkrebs hatte sich gezeigt, über welche Themen sich die Frauen gut bzw. zu wenig informiert fühlen. Die Probleme am Arbeitsplatz, ungewollte Kündigungen und die Wiedereingliederung in Teilzeit wurden in der PIAT-Studie nicht erhoben. Deshalb haben Forschende aus Bonn in einer Folgestudie jetzt untersucht, wie zufrieden die Frauen in Bezug auf die Rückkehr ins Arbeitsleben waren.
Ergebnisse: Offenbar gibt es in der Phase nach überstandenem Brustkrebs zahlreiche Schwierigkeiten, die bisherige Anforderung im Beruf zu erfüllen. Die Hälfte der befragten Frauen berichtete von mindestens einer beruflichen Veränderung nach der Diagnose Brustkrebs und zehn Prozent der Frauen haben die Veränderung ausdrücklich nicht gewollt, aber akzeptieren müssen. Die Studie lässt vermuten, dass betroffene Frauen bei der Rückkehr ins Arbeitsleben mehr konkrete Unterstützung und Informationen brauchen.
Fazit: Was zukünftig angeboten werden sollte, wird ab sofort in der CARES-Studie (Cancer rehabilitation support by cancer counseling centers) erforscht. Das Bonner Institut für Gesundheitskommunikation möchte darin konkrete Maßnahmen testen, die Krebspatienten bei der Rückkehr ins Arbeitsleben unterstützen sollen. Zum Programm gehören u.a. ambulant tätige Berufslotsen.
Offen über Erwartungen sprechen
Wer sich krank meldet, muss die Krankschreibung innerhalb von drei Tagen vorlegen, aber ist nicht verpflichtet über den Grund zu sprechen. Es ist ein bewusstes Abwägen nötig, ob Kollegen, Kolleginnen und Vorgesetzte grundsätzlich über die Krebserkrankung informiert werden sollen oder lieber nicht. Für beides gibt es Argumente.
Da es sich bei Brustkrebs nach überstandener Krankheit in den ersten Jahren immer noch um eine chronische Erkrankung handelt, kann es sinnvoll sein, mit dem Arbeitgeber darüber zu sprechen. Das Expertenteam der Universität Bonn rät dazu, offen über die Erwartungen des Arbeitgebers und über die eigene Leistungsfähigkeit zu sprechen, auch wenn man den Grund nicht nennen will. Je flexibler beide Seiten planen und reagieren können, desto zufriedener werden die Frauen in den Beruf zurückkehren können.
Wichtig zu wissen: Sollten Sie den Beruf nicht mehr in der bisherigen Weise ausüben können, gibt es auch jetzt schon zahlreiche Möglichkeiten, diesen Prozess mit Rat und Tat zu unterstützen. Den Betriebsarzt bzw. die Betriebsärztin von Anfang an einzubeziehen kann ein Weg sein, bei der Agentur für Arbeit eine Umschulung zu beantragen oder sich rechtlich beraten zu lassen (bei drohender Kündigung oder um einen Anspruch auf Teilzeit geltend zu machen) sind je nach Situation weitere Alternativen.
* Gemessen in der Kategorie der fünf Jahres Überlebensrate.