Blutzucker im Blick behalten
Moderne Krebstherapien können die Bauchspeicheldrüse aus dem Lot bringen und zu Diabetes führen. Frauen mit Brustkrebs sollten sich deshalb zuckerbewusst und gesund ernähren und den Blutzucker regelmäßig überprüfen lassen.
Diabetikerinnen weisen ein erhöhtes Risiko für Krebs auf. Dies ist bekannt, während die genauen Mechanismen dafür bislang noch nicht erklärbar sind. Vermutlich spielt dabei der veränderte Stoffwechsel bei Diabetes eine Rolle, zum Beispiel der zu hohe Blutzucker, die abgeschwächte Reaktion der Zellen auf Insulin und eine stille Entzündung im Körper.
Umgekehrt können bestimmte Krebstherapien den Stoffwechsel so durcheinanderbringen, dass sich daraus ein Diabetes entwickeln kann. Onkologische Fachleute der Universität Heidelberg stufen diesen Diabetes als "hormonbedingte Nebenwirkung" bestimmter Krebstherapien ein.
Wichtig zu wissen: Dies ist bei den meisten Frauen mit Brustkrebs nicht der Fall, auch wenn sie eine Immuntherapie erhalten. Dennoch sollten Sie über diese Nebenwirkung aufgeklärt sein, damit sie bei einer plötzlichen Unterzuckerung als erstes Symptom eines Diabetes vorbereitet sind.
Studien-Update: Diabetes als Nebenwirkung
Durch Chemotherapie?
Eine kanadische Studie der Europäischen Assoziation für Diabetesforschung (EASD) zeigte, dass Frauen nach überstandenem Brustkrebs häufiger einen Diabetes entwickelten als Frauen ohne Brustkrebs. Das Durchschnittsalter der befragten Frauen nach der Menopause lag bei 68,5 Jahren.
Ergebnis: Das Diabetesrisiko von Frauen mit Brustkrebs fiel deutlich höher aus als bei gesunden Frauen in den Wechseljahren und stieg auch nach überstandenem Krebs noch an. Frauen nach adjuvanter Chemotherapie, einer unterstützenden Chemotherapie, die meist nach der Operation oder Bestrahlung erfolgt, entwickelten vor allem in den ersten 2 Jahren nach der Behandlung einen Diabetes.
Fazit: Laut Forschenden kommen mehrere Faktoren infrage, die diesen Zusammenhang erklären könnten. Möglicherweise wirkt die Chemotherapie auf den Zuckerstoffwechsel wie ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Frauen mit einem bis dahin nicht spürbaren Diabetes (Prädiabetes) entwickeln durch die Chemotherapie aus dieser Vorform einen handfesten Diabetes. Eine zweite Ursache könnten Medikamente gegen die Übelkeit während der Chemotherapie (Glukokortikoide) sein. Sie erhöhen den Blutzucker, was bei längerer Anwendung zu einem Diabetes führen könnte. Dieser Effekt klingt aber schon nach kurzer Zeit wieder ab, wenn die Behandlung beendet wurde.
Durch Immuntherapien?
Moderne Tumor-Immuntherapien gelten als große Hoffnung für die effektive Behandlung von Krebs. Aber wenn das Immunsystem gezielt außer Kraft gesetzt wird, kann es im Körper zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Am häufigsten (in 15-35 % der Fälle) entwickeln sich sogenannte endokrine Autoimmunerkrankungen, zu denen auch Diabetes gehört. Laut Fachleuten stehen vor allem die Checkpoint-Inhibitoren im Verdacht, einen Diabetes auslösen zu können.
Ergebnis: Dieser Diabetes tritt bei einem geringen Prozentsatz der behandelten Frauen auf und beginnt meist erst nach 2-3 Therapiezyklen oder auch erst Jahre später. In einem Großteil der Fälle wird die Diagnose erst aufgrund einer Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) gestellt, die ohne Behandlung zu einem diabetischen Koma führen kann.
Fazit: Dies muss nicht sein. Die Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig ein engmaschiges Diabetes-Monitoring für Frauen mit Brustkrebs während und nach der abgeschlossenen Immuntherapie ist.
Das bedeutet für Sie
Regelmäßige Kontrollen des Blutzuckers sind ratsam, besonders wenn Sie eine Immuntherapie erhalten. Führen Sie sich vor Augen, dass es sich um eine seltene Nebenwirkung handelt und beugen Sie einem Diabetes durch einen gesunden Lebensstil vor. Davon profitieren Sie in jeder Hinsicht, körperlich und seelisch.