Bei den meisten Formen von Brustkrebs stehen die Chancen heute gut, den Krebs zu überwinden. Völlig anders sah es bis vor kurzem bei aggressivem Brustkrebs aus, der nicht auf klassische Medikamente anspricht. Frauen mit diesem "tripel-negativen Brustkrebs" haben jetzt mit der Immuntherapie zum ersten Mal die Möglichkeit, den Krebs medikamentös zu behandeln. Aktuelle Studien zeigten, dass eine Therapie mit sogenannten "Checkpoint-Hemmern" die Lebenszeit verlängern kann. 

Immuntherapie macht Krebszellen sichtbar

Normalerweise vernichtet das Immunsystem jeden Tag Zellen, die es nicht mehr braucht, beispielsweise bösartige Krebszellen. Diese Zellen können sich aber vor dem Immunsystem verstecken und sich mit Hilfe von Botenstoffe tarnen. Die Immuntherapie hemmt genau diese Botenstoffe und macht die Krebszellen für das Immunsystem wieder sichtbar. Dabei schalten die eingesetzten Checkpoint-Hemmer auch gesunde Funktionen der Abwehr aus und dadurch kann es zu Nebenwirkungen kommen. 


Das bedeutet für Sie: Vor Beginn und im ersten Halbjahr einer Immuntherapie sollten Sie Ihre Schilddrüsenwerte im Blut (T3, T4 und das Hormon der Hirnanhangsdrüse TSH, ggfs. Schilddrüsen-Antikörper) monatlich kontrollieren. Warten Sie nicht so lange bis sich Beschwerden einstellen, da auch eine beschwerdefreie Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse eine gezielte Therapie erforderlich machen kann. 

Update fortgeschrittener Brustkrebs

Der Checkpoint-Hemmer Atezolizumab kann seit 2019 bei Frauen mit einem fortgeschrittenen, metastasierenden Brustkrebs eingesetzt werden. Durch die positiven Ergebnisse der KEYNOTE-355 Studie konnte nun ein zweiter Wirkstoff offiziell zugelassen werden. Bei einem triple-negativen, fortgeschrittenen aber noch operablen Brustkrebs kann jetzt alternativ Pembrolizumab zusammen mit einer Chemotherapie verabreicht werden. Die kombinierte Behandlung hatte in der Studie den Zeitraum zwischen Erstdiagnose und Verschlechterung deutlich verlängert und das Überleben der Frauen verbessert.

Schilddrüsenbeschwerden im Blick behalten

Die häufigste hormonelle Nebenwirkung der Immuntherapie betrifft die Schilddrüse. Laut Studien treten Beschwerden bei 19 Prozent der Behandelten auf. Dabei kann es zu einer Überfunktion der Schilddrüse kommen, die sich durch Nervosität, Schwitzen oder Herzrasen bemerkbar macht. Mit der Zeit erschöpft sich die Kraft der Schilddrüse und es entwickelt sich eine Unterfunktion. Gewichtszunahme, Verstopfung, Müdigkeit, "brain fog" (= Gehirnnebel, nicht mehr klar denken können) und Depressionen zählen zu den typischen Beschwerden. Nicht selten tritt außerdem eine autoimmune Entzündungsreaktion auf, die als Hashimoto-Thyreoiditis bezeichnet wird. 

Fazit & Einschätzung: Oft sind die hormonellen Nebenwirkungen vorübergehend und einfach zu behandeln. Insofern stellen Schilddrüsenprobleme keinen Grund dar, um die Immuntherapie zu unterbrechen. Die Schilddrüse zählt zu den Organen, die sich auf die Psyche und den gesamten Körper auswirken. Je besser also die Hormone der Schilddrüse - wenn nötig unterstützt durch eine medikamentöse Behandlung - im Gleichgewicht bleiben, desto gesünder fühlen Sie sich.