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Eine Chemotherapie belastet die Abwehrkräfte des Körpers besonders stark. Aber auch die Operation, Strahlentherapie und Krebs an sich stellen für das Immunsystem eine Herausforderung dar. Aus diesem Grund erhielten Menschen mit Krebs bislang den Rat, während der Behandlung auf eine Ernährung zu achten, die möglichst wenig Keime enthält. Vor allem während einer intensiven Chemotherapie sollten die Behandelten auf potenziell infektiöse Nahrungsmittel verzichten oder sich möglicherweise sogar "keimfrei" ernähren.

Mehr Nachteile als Vorteile

Das ursprüngliche Ziel dieser Empfehlung bestand darin, Lebensmittelinfektionen und damit eine zusätzliche Schwächung des Organismus zu vermeiden. Der Verzicht auf zahlreiche Lebensmittel beeinflusst aber die Lebensqualität der Betroffenen während einer ohnehin belastenden Krebstherapie zusätzlich. Dies kann die Stimmung erheblich beeinträchtigen und außerdem zu einem ungewollten Gewichtsverlust führen, was den Körper schwächt.

Wichtig zu wissen: Laut Fachgesellschaften bringt der Verzicht auf potenziell keimbelastete Nahrungsmittel keine messbaren Vorteile, hat aber deutliche und als gefährlich eingestufte Nachteile. In einem offiziellen Statement sprechen sie sich deshalb gemeinsam gegen die keimarme Ernährung, aber für mehr individuelle Beratung und eine immunstärkende, gesunde Ernährung aus.

Hygienisch ja, Verzicht nein

Statt einer keimarmen Ernährung sollten Sie sich während und nach einer Chemotherapie ernährungsmedizinisch beraten lassen. Dies empfehlen heute zahlreiche Fachverbände auf der Basis aktueller Studien. Die Beratung umfasst eine ausführliche Information und Schulung von Ihnen als Betroffene und wenn Sie möchten auch Ihrer Angehörigen.

Zu den Schulungsthemen zählen zum Beispiel Hygienemaßnahmen in der Küche und im Umgang mit und der Aufbewahrung von Nahrungsmitteln. Sprechen Sie Ihr Behandlungsteam an, und fragen Sie nach einer solchen, für Sie kostenfreien, Ernährungsberatung.

Basiswissen: Die keimarme Ernährung

Das Robert-Koch-Institut (RKI) definiert die keimarme Ernährung bei Krebs durch den Verzicht auf alle Nahrungsmittel, die Krankheitserreger oder für geschwächte Menschen schädliche Mikroorganismen enthalten oder übertragen können.

Im praktischen, medizinischen Alltag gibt es allerdings verschiedene "Deutungen" von keimarm, was die Orientierung erschwert: 

  1. Deutung: Verzicht auf Rohkost (außer wenn Obst oder Gemüse geschält werden kann), gereiften Käse, Wurstwaren, Fast Food, Außer-Haus-Gerichte.
  2. Deutung: siehe 1 plus zusätzlicher Verzicht auf Nüsse und Joghurt.
  3. Deutung: Verzicht auf rohes Gemüse, Salat, Weichkäse, rohe Fleisch- und Wurstwaren, frische Früchte, Leitungswasser und Gewürze, die nicht erhitzt wurden.
  4. Deutung: Verzicht auf frisches Obst und Gemüse, schwarzen Pfeffer, rohes oder nicht durchgegartes Fleisch, nicht ausreichend erhitzte Käseprodukte, kaltgeräucherten Fisch, nicht-pasteurisierte Milchprodukte, rohe Miso-Produkte, rohe Getreideprodukte oder Bierhefe.

Das bedeutet für Sie: Grundsätzlich sollten Sie Ihr Essen so zubereiten, essen und lagern, dass Keime keine Chance haben. Dies gilt für die gesamte Familie. Mit Brustkrebs empfiehlt es sich, diesen Rat besonders ernst zu nehmen, aber mehr auch nicht. Genießen Sie Ihr Essen und stärken Sie sich durch möglichst leckere, gesunde Speisen.