Feinstaub setzt Immunabwehr außer Kraft
Luftverschmutzung stellt weltweit eines der größten Gesundheitsrisiken dar. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat deshalb den empfohlenen Grenzwert für Feinstaub um die Hälfte gesenkt. Dies ist besonders wichtig, denn selbst geringe Mengen an Feinstaub können das Immunsystem ausbremsen und so die Lunge schädigen.
Feinstaub entsteht in erster Linie durch Verbrennungsprozesse, wie Autoabgase oder Heizwerke, und besteht aus unterschiedlich großen, flüssigen und festen Partikeln. Die Schleimhaut in der Nase kann die größeren Partikel schon beim Einatmen abfangen. Feinstaub der kleiner als 2,5 µm ist gelangt aber bis in die Atemwege und ab einer Größe im Nanobereich sogar bis tief in das Lungengewebe und in den Blutkreislauf.
Wichtig zu wissen: Feinstaub hat einen weitreichenden Einfluss auf die Gesundheit, denn er kann den Körper auf vielen Ebenen schädigen. Die Folgen betreffen so gut wie alle Organe. Aus diesem Grund sollte die Belastung konsequent gesenkt werden. Dies gilt grundsätzlich für alle, aber in besonderem Maße für Menschen mit einer chronischen Lungenerkrankung.
Gehen Sie dem Feinstaub aus dem Weg
Besonders in der wärmeren Jahreszeit sollten Sie dem Feinstaub bewusst "aus dem Weg" gehen, da mit steigenden Temperaturen die Luftverschmutzung draußen höher ausfällt als im Winter. Um möglichst wenig Feinstaub und wirklich "frische" Luft einzuatmen, können Sie selbst Folgendes tun:
Außen: Vermeiden Sie in der Nähe von stark befahrenen Straßen spazieren zu gehen oder Rad zu fahren. Planen Sie Sport und Bewegung für eine Tageszeit, an der die Schadstoffbelastung gering ist, zum Beispiel am frühen Morgen.
Innen: Sorgen Sie dafür, dass in Innenräumen nicht geraucht wird, vor allem nicht im Schlafzimmer. Reduzieren Sie die Feinstaubbelastung durch gut gewartete, moderne Heizgeräte und lüften Sie nur morgens und abends.
Tipp: Den Grad der ständig wechselnden Luftverschmutzung können Sie nicht mit bloßem Auge erkennen. Damit Bürger und Bürgerinnen die aktuelle Luftqualität leichter bewerten können, hat das Umweltbundesamt die kostenlose, werbefreie Handy-App "UBA Luft" entwickelt und ein Luftdatenportal freigeschaltet. Beides zusammen hilft Ihnen dabei, die aktuelle Luftqualität in Ihrer Umgebung besser einzuschätzen.
Grundlagenforschung: Die Basis für neue Erkenntnisse
Dass sich Luftschadstoffen wie Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid auf die Gesundheit auswirken, konnte in sogenannten "epidemiologischen Studien" gut belegt werden. Kaum untersucht wurde bisher, wie dies in der Lunge genau abläuft. Um geeignete Gegenmaßnahmen zu entwickeln müssen aber die zugrundeliegenden chemischen Prozesse besser verstanden werden.
Forscher am Max-Planck-Institut für Chemie prüften jetzt mit Hilfe einer neu gestalteten Computersimulation, was in der Lunge beim Einatmen von sauberer Luft im Unterschied zu einer mit Feinstaub belasteten Luft chemisch passiert. Das Ergebnis war verblüffend, denn offenbar machen die kleinen Feinstaubpartikel unter 2,5 µm selbst in geringer Konzentration wichtigen Enzymen Konkurrenz, die für die Gesunderhaltung der Lunge verantwortlich sind.
Genau hingeschaut: Im normalen Stoffwechsel und damit auch in der Lunge entsteht immer wieder Wasserstoffperoxid (H2O2), was als Bleichmittel zum Beispiel beim Haare färben bekannt ist. Körpereigene Enzyme können dieses aggressive Molekül schnell in harmlose Substanzen wie Wasser umwandeln und tun dies auch, wenn sie nicht gestört werden. Feinstaub tritt aber in Konkurrenz zu diesen Enzymen und statt Wasser entstehen hochreaktive Hydroxylradikale. Sie greifen Eiweiße und Fette im Lungengewebe an und können nicht wie andere freie Radikale durch Antioxidantien entschärft werden.
Fazit der Studie: Die einzige Chance besteht laut Forschenden darin, die Entstehung der Hydroxylradikale durch eine möglichst saubere Luft zu verhindern. Alle Maßnahmen gegen Luftverschmutzung und die Einhaltung der neuen WHO-Grenzwerte halten sie deshalb für besonders wichtig.
Wichtig zu wissen:
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im September 2021 den empfohlenen Grenzwert für Feinstaub nochmals um die Hälfte abgesenkt. Die Konzentration kleinerer Partikel soll pro Kubikmeter nicht mehr wie bisher 10, sondern nur noch 5 µg enthalten dürfen. In Deutschland konnten laut Umweltbundesamt die Grenzwerte im Jahr 2021 weitgehend eingehalten werden, allerdings wurden diese Grenzwerte noch nicht der WHO-Empfehlung angepasst.