Körpergewicht: Die richtige Balance finden
Zeigt die Waage zu viel oder zu wenig Gewicht an, sollten Menschen mit einer chronischen Lungenerkrankung gegensteuern. Bislang stand bei COPD der ungewollte Gewichtsverlust im Vordergrund, aber Studien zeigen deutlich, wie gefährlich Übergewicht sein kann.
Das Körpergewicht hat bei COPD einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität, aber es wirkt sich auch auf den Verlauf der Erkrankung aus. Besonders in den fortgeschrittenen Stadien gilt es die eigenen Kräfte zu bewahren, indem man dem gefürchteten, unfreiwilligen Abnehmen zuvorkommt. Die ärztlichen Leitlinien für die Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD konzentrieren sich deshalb in erster Linie darauf, einem Gewichtsverlust und damit einhergehendem Leistungsabfall (COPD-wasting) vorzubeugen.
Oft wird aber unterschätzt, welche Folgen das Gegenteil haben kann, also Übergewicht oder Adipositas. Forschende aus den Niederlanden untersuchten Daten aus elektronischen Gesundheitsakten von Hausarztpraxen und verglichen 5.000 übergewichtige COPD-Patienten mit Normalgewichtigen.
Deutsche Studie: Das optimale Gewicht hängt vom COPD-Stadium ab
Forschende am Helmholtz Zentrum in München untersuchten die Lebensqualität von 11.577 COPD-Patienten. Dabei kamen sie zu einem interessanten Ergebnis: Offenbar spielt es für das "Wohlfühlgewicht bei COPD" eine Rolle, in welchem Stadium sich die Erkrankung befindet.
Menschen mit GOLD-Stadium 1-3 hatten die beste gesundheitsbezogene Lebensqualität, wenn sie einen Body-Mass-Index ( BMI ) um die 25 kg/m2 aufwiesen. Im GOLD-Stadium 4 dagegen hatten die Befragten mit Adipositas überraschenderweise keine schlechteren Werte. Untergewicht ging aber bei allen GOLD-Stadien mit einer schlechteren Lebensqualität einher.
Fazit: Die ärztlichen Empfehlungen für ein optimales Gewicht sollten laut Helmholtz Zentrum immer das jeweilige Krankheitsstadium berücksichtigen.
GOLD-Stadien: Um die Behandlung bei COPD zu verbessern, hat die "Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease" (GOLD) ein Schema zur Einteilung der COPD-Stadien definiert. Die Einteilung nach GOLD (1-4) gibt an, wie groß die Einschränkungen der Lungenfunktion sind. Die Lungenfunktion wird als forcierte 1-Sekundenkapazität gemessen (FEV1) und beschreibt die Luftmenge, die der Patient mit maximaler Kraft innerhalb einer Sekunde ausatmen kann. Das GOLD-Schema hilft dabei, den Schweregrad der COPD zu erfassen.
Übergewicht belastet nicht nur die Atmung
Vor allem bei einer leichten bis mittelschweren COPD kommt es häufiger zu Über- als Untergewicht. Natürlich ist es verständlich, wenn Betroffene durch die Luftnot wenig motiviert sind, Sport zu treiben. Aber durch die fehlende Bewegung entwickelt sich schnell eine Abwärtsspirale. Je weniger sich Menschen mit COPD bewegen, desto ausgeprägter wird ihre Luftnot. Zugleich nimmt der Kalorienverbrauch ab, und die Betroffenen legen oft weiter an Gewicht zu.
Übergewicht hat Nachteile
Mit Übergewicht wirken viele COPD-Medikamente weniger effektiv, dies konnten Forschende jetzt nachweisen. Außerdem erschweren überflüssige Pfunde die Atemmechanik und verursachen funktionelle Atemprobleme. Nicht nur die Gelenke, sondern auch Herz, Gefäße und Lunge müssen bei Übergewicht deutlich mehr leisten. Das Problem geht aber weiter, denn aus dem Übergewicht entwickeln sich häufig Folgeerkrankungen, zum Beispiel Bluthochdruck und Diabetes. Insofern ist es wichtig, die Abwärtsspirale zu stoppen und durch eine Diät in einen "Aufwärtstrend" umzuwandeln.
Wichtig zu wissen: Körperlich aktiv sein, im Alltag oder beim Sport, reguliert nachweislich das Gewicht und hilft beim Abnehmen. Diesen Effekt sollten Sie nutzen, denn laut Experten kann regelmäßige Bewegung den Verlauf einer COPD positiv beeinflussen. Dies gilt selbst bei einem schweren Verlauf der Erkrankung. Das richtige Maß und eine passende Sportart zu finden, dabei hilft ihnen Ihre betreuende Arztpraxis.