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Noch sind Männer mit COPD in der Überzahl, aber dies wird sich nach Schätzung von Fachleuten ändern. Warum? Aktives und passives Rauchen gilt als wichtigster Risikofaktor für die Entstehung einer COPD und hier haben die Frauen historisch gesehen aufgeholt.

Wichtig zu wissen: Auch wenn die Zahl der Rauchenden in Deutschland erfreulicherweise abnimmt, hat die Zahl der weiblichen Raucherinnen in allen Altersgruppen so stark zugenommen, dass mittlerweile in den meisten westlichen Ländern genauso viele Frauen wie Männer rauchen. Dies zeigten u. a. aktuelle Daten des Health Information National Trends Survey Germany (HINTS Germany), einer Befragung der Stiftung Gesundheitswissen.

Endlich als Forschungs-Update: Frauen sind keine Männer

Bis vor kurzem fehlten hochwertige Studien, wie sich Frauen und Männer mit COPD unterscheiden. Offenbar wurden die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in der medizinischen Versorgung zum Nachteil der Frauen deutlich unterschätzt.

Fakten: Frauen gehen mit typischen COPD-Beschwerden später zu einer ärztlichen Untersuchung als Männer. Als Folge davon wird die Diagnose später gestellt und die notwendige Therapie verzögert sich. Statistischen Studien zufolge brechen Frauen mit COPD anschließend die Therapie häufiger ab als Männer, warum ist unklar.

Diese noch recht junge geschlechtersensible Forschung - "Gendermedizin" - liefert wichtige Informationen, damit Frauen und Männer mit COPD gleich gut behandelt werden können.

US-Studie zu Geschlechterunterschieden bei COPD

Im Rahmen einer Studie zur Vererblichkeit von COPD (Genetic Epidemiology of COPD) wurde zwischen 2008 und 2022 bei 10.000 Teilnehmenden eine hochauflösende Computertomografie (CT) durchgeführt. Diese Daten und CT-Bilder analysierte jetzt ein US-Forschungsteam der Universität Birmingham. Dabei untersuchten sie mit aufwändigen Messverfahren, ob sich die Atemwege von Männern und Frauen auf den CT-Bildern anatomisch unterscheiden und was das für Folgen hat.

Ergebnisse: Die Wände der Atemwege bei Frauen sind nach dem "Herausrechnen" von Alter und Größe durchschnittlich dünner und der innere Durchmesser, durch den Luft strömen kann, ist kleiner als bei Männern. Nach der Datenanalyse spielen die anatomischen Unterschiede für die Atmung und das Wohlbefinden eine große Rolle.

Im Vergleich zu Männern hatten Frauen mit COPD insgesamt mehr Symptome, wie zum Beispiel Luftnot. Sie schnitten auch bei der typischen Lungendiagnostik schlechter ab, d. h. sie hatten u. a. eine geringere 6-Minuten-Gehstrecke und ein ungünstigeres Verhältnis zwischen dem forcierten Exspirationsvolumen in einer Sekunde (FEV1) zur Vitalkapazität der Lunge (FVC). Obwohl die Teilnehmerinnen der Studie weniger Zigaretten pro Tag rauchten, zeigte sich bei ihnen fast der gleiche Abbau der Lungenfunktion wie bei den Teilnehmern.

Fazit: Das bedeutet, dass sowohl die Lunge als auch die Atemwege von Frauen auf Zigarettenrauch deutlich empfindlicher reagieren. Außerdem verstärken die kleineren Atemwege bei Frauen zusätzlich die Beschwerden bei einer COPD. 

Das bedeutet für Sie als Frau mit COPD:

  • Nehmen Sie beginnende oder sich verschlechternde Beschwerden ernst und warten Sie nicht lange ab, bis Sie in eine Praxis oder Klinik gehen.  
  • Meiden Sie jede Art von Tabakrauch und gehen Sie keine Kompromisse ein, wenn jemand in Ihrer Nähe raucht.
  • Sorgen Sie mit täglichen Spaziergängen und regelmäßigen Bewegungseinheiten für eine gute Lungenfunktion. Atmen Sie täglich immer mal wieder bewusst so tief es geht ein und aus.

Und die Männer? Diese drei genannten Empfehlungen gelten natürlich ebenso für Männer mit COPD. Da aber Frauen später als Männer ärztliche Hilfe suchen und - wie die US-Studie zeigt - Schäden durch anatomische Unterschiede schlechter ausgleichen können, mahnen die Forschenden sowohl Betroffene als auch Fachleute, die Unterschiede ernst zu nehmen und in der Therapie zu berücksichtigen.