Wer an Typ-1-Diabetes erkrankt ist, lebt mit der Sorge vor Folgeerkrankungen. Dazu gehören Nervenschäden im Bereich von Armen und Beinen, aber auch des vegetativen Nervensystems. Dieser Teil des Nervensystems steuert unbewusst die Anspannung und Entspannung verschiedener Organe, wie Herz und Verdauungsorgane. Beide Formen von Nervenschäden (periphere und vegetative Neuropathie) reagieren auf eine Therapie mit hochdosierter Alpha-Liponsäure. Mit dieser positiven Wirkung werben zahlreiche Anbieter für ihre Produkte, erwähnen aber zu selten mögliche Alternativen und was gegen eine Behandlung spricht.

Wichtig zu wissen: Mit Diabetes sollten Sie vor allem die blutzuckersenkende Wirkung von Alpha-Liponsäure berücksichtigen, die zu einer gefährlichen Verstärkung der Insulinwirkung führen kann. Prüfen Sie deshalb insbesondere zu Beginn einer Behandlung mit Alpha-Liponsäure, wie Ihr Blutzucker darauf reagiert. 

Steckbrief Alpha-Liponsäure

Alpha-Liponsäure findet sich natürlicherweise in tierischen und pflanzlichen Fetten. Besonders gehaltvoll sind Spinat, Brokkoli, Tomaten und Innereien. Reicht die Versorgung über die Nahrung nicht aus, stehen freiverkäufliche und hochdosierte rezeptpflichtige Präparate als Tabletten oder Infusion zur Verfügung. Eingesetzt werden sie bislang vor allem zur Vorbeugung und Behandlung von peripheren Nervenschmerzen und vegetativen Neuropathien bei Diabetes.

Kurz und knapp: Nutzen & Wirkung

Alpha-Liponsäure verbessert die Empfindlichkeit der Nerven, sorgt für eine bessere Durchblutung in den kleinsten Gefäßen und erhöht den bei Diabetes oft zu niedrigen Spiegel des entgiftenden Glutathions. Dadurch wirkt es u.a. "antioxidativ", es bremst also den schädlichen oxidativen Stress in Zellen. Es optimiert die Energiegewinnung aus Glukose, indem es die Aufnahme und Verwertung steigert und die schnellere Reaktion der Zellen auf Insulin fördert.  

Nebenwirkungen sind dosisabhängig

Vorbeugend, wenn keine Grunderkrankung vorliegt, genügen 100-300 mg Alpha-Liponsäure pro Tag. Anders sieht es aus, wenn Nervenschäden behandelt werden sollen. Hier werden Dosierungen zwischen 600-1800 mg als mehrwöchige Kur empfohlen. In dieser wirksamen Dosierung kommt es allerdings bei regelmäßiger Einnahme häufiger zu Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit oder auch Herzproblemen. Studien beobachteten auch, dass hochdosierte Alpha-Liponsäure die Aufnahme des nervenschützenden Biotins hemmt, ein Vitamin aus der Gruppe der B-Vitamine. Experten raten deshalb dazu, mögliche Alternativen vor allem bei Nebenwirkungen gut zu prüfen. Beispielsweise sind bei Nervenschmerzen bestimmte Antidepressiva eine Möglichkeit oder auch Akupunktur.

Tipps zur Einnahme: Der Körper kann Alpha-Liponsäure am besten aufnehmen, wenn es 30 Minuten vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen wird. Medikamente mit Eisen oder Magnesium binden Alpha-Liponsäure und machen sie so unwirksam. Nehmen Sie die Medikamente am besten zu einer unterschiedlichen Tageszeit ein.

Forschungsupdate: So wirkt Alpha-Liponsäure

Bei einem Typ-1-Diabetes mit Nervenschäden liegt der Gehalt von durchblutungsförderndem Stickstoffmonoxid (NO) um das zweifache unter dem empfohlenen Normwert und der Spiegel des zellschützenden Stressproteins (HSP 72) fällt meist zu niedrig aus. Unter der Behandlung mit Alpha-Liponsäure ließen sich aktuellen Studien zufolge diese beiden Werte normalisieren. Forschende vermuten, dass die Aktivierung beider Schutzsysteme an der therapeutischen Wirkung von Alpha-Liponsäure bei Typ-1-Diabetes beteiligt ist. Weitere Studien prüften den Effekt von Alpha-Liponsäure auf die Durchblutung in kleinsten Gefäßen. Im Vergleich zur Placebogruppe verbesserte sich die sogenannte "Mikrozirkulation" nach regelmäßiger Einnahme.