Viele ältere Menschen bemerken irgendwann, dass ihr Gedächtnis nachlässt oder die Konzentration schwerfällt. Dennoch können sie ihren Alltag noch alleine bewältigen. Diese sogenannten "leichten kognitiven Störungen" (mild cognitive impairment, kurz: MCI) können eine normale Alterserscheinung sein, aber auch der Beginn einer Demenz. 

Um beides zu unterscheiden, sollten die Beschwerden mit speziellen Demenz-Tests, neurologisch und allgemeinmedizinisch frühzeitig abgeklärt werden. Denn sowohl bei altersbedingten Störungen als auch einer Demenz sollte die Behandlung so früh wie möglich beginnen, nachdem andere Ursachen ausgeschlossen sind. Dazu zählen bestimmten Erkrankungen wie Bluthochdruck, Störungen der Schilddrüse oder Diabetes. Der Hausarzt als erste Anlaufstelle, neurologische Praxen und Gedächtnis-Ambulanzen bieten dies an. 

Wichtig zu wissen: Wie Menschen im Alter trotz Erkrankungen und Risikofaktoren mental fit bleiben können, diese "Resilienz des Gehirns" wird momentan in einem neu gegründeten Forschungsverbund untersucht. Offenbar gibt es gemeinsame Schutzfaktoren für den mentalen Abbau im Alter und die Entstehung einer Demenz. 

Diabetes im Gehirn

Bei der häufigsten Form von Demenz, der Alzheimer-Erkrankung, gehen Nervenzellen ohne erkennbare Ursache zugrunde. Warum es mit Diabetes häufiger zu mentalen Problemen kommt als bei Gleichaltrigen ohne Diabetes, hat aber immer mehrere Gründe. Forschende vermuten, dass Blutzuckerschwankungen mit zu hohen oder zu niedrigen Werten, Übergewicht und ein fehlendes Ansprechen der Zellen auf Insulin die kleinsten Blutgefäße im Gehirn schädigt. 

Mikrogefäße

Diese Gefäße mit einem Durchmesser von weniger als 150 µm sorgen für einen reibungslosen Ablauf der Nervenaktivität im Gehirn. Sie koordinieren den Abbau von toxischen Stoffwechselprodukten und sorgen für eine gute Nährstoffversorgung im Gehirn. Wenn die Gefäße nicht mehr funktionieren, geraten die von ihnen versorgten Gehirnzellen in Stress und es kommt laut Experten der Universität Maastricht zu unerwünschten Entzündungsreaktionen. Als Folge davon sterben Gehirnzellen ab oder die Verbindung zwischen den Gehirnzellen wird gestört, was sich als kognitive Störungen oder gefäßbedingte Demenz bemerkbar macht.

Das bedeutet für Sie: Die Forschung sucht intensiv nach wirksamen, neuen Medikamenten. Bis dahin können und sollten Sie selbst aktiv werden und Ihre Gehirnleistung verbessern. Laut Experten spielt hierfür Ihr Lebensstil eine entscheidende Rolle, u.a. um die Durchblutung im Gehirn zu verbessern. 

Gesunde Ernährung und Bewegung schützen vor Demenz 

Um den Teufelskreis aus mentalem Abbau und dem Verlust von Nervenzellen zu beenden, spielen nachweislich zwei Faktoren eine entscheidende Rolle: 

  • Gesunde Ernährung mit ausreichender Zufuhr an Omega-3-Fettsäuren (z.B. fetter Fisch oder Leinöl) und reich an Antioxidantien (z.B. Flavonoide, Anthocyane) 
  • Regelmäßige Bewegung und Sport 

Bewegungsstudie: Teilnehmende mit Typ-2-Diabetes, die sich im Rahmen der Studie viel bewegten und dadurch abnahmen, zeigten weniger Schäden an der weißen Substanz im Gehirn und einen geringeren Rückgang der Gehirnzellen als Teilnehmende in der Vergleichsgruppe. Durch eine intensive Ernährungs- oder Bewegungstherapie gingen außerdem Depressionen zurück, was das Risiko für eine Demenz zusätzlich senkt. 

Übersichtsstudie: Eine aktuelle Analyse von 15 Einzelstudien mit insgesamt rund 33 800 nicht-dementen Teilnehmenden zeigte, dass sowohl intensive als auch mäßige körperliche Aktivität das Risiko für leichte kognitive Störungen (MCI) um mindestens 35 Prozent verbessert. 

Das bedeutet für Sie: Demenz muss kein unabwendbares Schicksal sein, sondern Sie können selbst etwas zur Vorbeugung tun und sich mental fit halten. Schon eine halbe Stunde Bewegung pro Tag, zum Beispiel schnelles Spazierengehen oder zügiges Schwimmen, hat sich als wirkungsvoll erwiesen.

Die Verbesserung der Durchblutung im Körper und im Gehirn stellt höchstwahrscheinlich einen wichtigen Mechanismus dar, warum körperliche Aktivität und gesunde Ernährung vorbeugend gegen Demenz wirken. 

Tipp:

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